SZ Im Dialog, Folge 1:Mehr Platz für den Sport

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Bei "SZ im Dialog" wirft der Vorsitzendes des SV Esting die Frage auf, warum es zu wenig Hallenkapazitäten gebe und warum nicht neu gebaut werde. Olchings Bürgermeister Andreas Magg hält dagegen und sagt, erst jüngst seien zehn Millionen Euro dafür ausgegeben worden

Von Erich C. Setzwein, Olching

Es ist nun gut 13 Jahre her, als beim SV Esting 950 Mitglieder ihre Unterschrift in eine Liste setzten. 950 von 4400 Mitgliedern, die mit ihrem Namen die Forderung des Vereins unterstützten, die bestehende Sporthalle zu erweitern. Dem damaligen Bürgermeister Siegfried Waibel wurden die Listen übergeben, viel geändert hat sich an der Hallenkapazität in Esting nicht. Aber das Interesse am Breitensport hat in Olching deutlich zugenommen, weil die Vereine ihre Programme aufgrund der Nachfrage von Neuzugezogenen ausgeweitet haben. Auch jetzt könnte der Estinger Sportverein nach den Worten seines Vorsitzenden Tilman Brenner sein Breitensportangebot noch erweitern, doch es fehlt weiter am Platz in den Hallen. Bei "SZ im Dialog" in Olching nutzte Brenner die Gelegenheit, um auf dieses aus seiner Sicht weiter drängende Problem aufmerksam zu machen und die Forderung der Mitglieder zu bekräftigen, dass die Stadt in den Bau von Sportstätten investieren solle.

"Der Sport kommt zu kurz", fasst SV-Vorsitzender Brenner seine Kritik an der Olchinger Stadtpolitik zusammen: "Wir sehen die Stadt in der Pflicht." Längst hätte der Stadtrat erkennen müssen, dass die Vereine eine wichtige Funktion ausüben und entsprechende Möglichkeiten dafür benötigen. Dazu gehört nach Brenners Vorstellungen nicht nur eine weitere Halle, sondern auch eine Sportanlage für Leichtathletik mit einer 400-Meter-Bahn.

Vor fünf Jahren seien schon einmal Freiflächen geprüft worden, unter anderem beim Gut Graßlfing. Als das Gut noch dem Wittelsbacher Ausgleichsfond gehörte, hätte die Stadt handeln müssen. Nach dem Eigentümerwechsel, so Brenner, sei die Idee "wieder gestorben".

Zur Verfügung stehen den Vereinen insgesamt zwölf Hallen von sehr groß bis eher klein. Sie werden seit 2014 nach einem System vergeben, das der Sport- und Vereinsreferent des Stadtrates, Tomas Bauer, mit der Stadtverwaltung ausgetüftelt hat. Per Algorithmus wird unter anderem aufgrund der Vereinsgröße ein Punktesystem ermittelt, mit dem den Vereinen die Räume zugewiesen werden. Speziell der SV Esting bekomme dadurch aber nur 70 Prozent der Belegung, die er bräuchte, sagt Vorsitzender Brenner.

Mit Eröffnung der Dreifachturnhalle an der Mittelschule in Olching hat sich die Hallenkapazität etwas vergrößert, die Situation entspannt hat sich nach Ansicht von Vereinen aber noch nicht. (Foto: Johannes Simon)

Dass der Bedarf an neuen Sportstätten groß ist, zeigt sich unter anderem daran, dass in Olching nicht nur die städtischen Hallen genutzt werden, sondern dass auch die Turnhalle des kreiseigenen Gymnasiums zu den verfügbaren Hallen gehört. Diese Halle aber wird, wie von der Stadt zu erfahren ist, vom kommenden Jahr an saniert - mit allen Folgen für Gymnasiasten wie Vereinsmitglieder.

Das gilt nur eingeschränkt für den SVE, der naturgemäß vor allem die Kapazitäten in Esting ausschöpft, aber auch die Halle der Mittelschule im Schwaigfeld intensiv nutzt. Die Dreifachhalle ist für Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD) ein Beispiel dafür, dass die Stadt sehr wohl in den Sportstättenbau investiert - mehr als zehn Millionen Euro. "Und jeder Euro kann nur einmal ausgegeben werden", sagt Magg und verweist auf die Kosten für Ganztagsschule und neue Räume für die Verwaltung.

Da ein Verein wie der Estinger mit einem Programm von Badminton bis Volleyball vor allem den Breiten- und Gesundheitssport bedient, ist der Platzbedarf erheblich. SVE-Vorsitzender Brenner erzählt bei "SZ im Dialog", dass sich bei Gymnastikstunden schon mal 70 Sportler drängen, dass da schon mal 60 Kinder beinander seien. Dabei wären es nicht einmal diese Sportangebote, die in den großen Hallen stattfinden müssten. Gymnastik bräuchte die hohen Deckenhöhen nicht, das ließe sich auch in kleineren Räumen machen.

Dafür würde sich zum Beispiel ein Neubau an der Estinger Grundschule anbieten, schlägt Bürgermeister Magg vor. Die Stadt sei mit dem SV Esting darüber in Gesprächen, und man sei jetzt an dem Punkt, dass sich eine Erneuerung der alten Halle nicht mehr rentiere. "Wir könnten die alte Turnhalle abreißen und drei oder vier Räume bauen, die sowohl die Schule für ihre Bewegungssportarten und als Versammlungsraum als auch der Sportverein etwa für Gymnastik nutzen könnte." Nach den Gesprächen weiß Brenner aber, dass auch in Olching die Bäume nicht in den Himmel wachsen, und deshalb will er auch "nicht extremen Druck aufbauen."

Dass sich gerade im Breitensport Talente finden, die dann Richtung Leistungssport trainiert werden können, ist ein Argument Brenners für eine komplett neue Außensportanlage. "Sie ist die Grundvoraussetzung für die Leichtathletik", sagt der Vorsitzende und sagt das auch im Namen des TSV Olching, der in der Leichtathletik speziell Kinder und Jugendliche ab sieben Jahren anspricht. Auch im SV Esting sei der Andrang groß. Nur: Ohne eine Rundbahn können keine Läufer für die Mittelstrecken trainiert werden, ohne eine Wurfanlage kann niemanden beigebracht werden, wie der Speer, der Diskus oder die Kugel zu fliegen hat. "Die Stadt sollte Flächen zur Verfügung stellen", lautet die deutliche Forderung Brenners.

Flächen zu finden, stellt nach den Worten Maggs das größte Problem dar. Ein Grundstück sei bereits im Fokus, und auch im Stadtrat sei man sich einig, dass die 400-Meter-Bahn "die nächste Investition in den Sport" wird.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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