SZ-Forum in Gröbenzell:Bürger wollen einheitliches Verkehrskonzept

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Beim SZ-Forum in Gröbenzell fordern auch Experten, dass die Gemeinden die Flut der Autos gemeinsam steuern.

Andreas Ostermeier

Die Bürger wollen bei der Planung neuer Straßen mitreden. Außerdem wünschen sie sich eine bessere Zusammenarbeit und Absprache der Städte und Gemeinden, wenn es um den Bau von Straßen geht. Das ist das Fazit des SZ-Forums "Neue Straßen, neuer Stau? - Der tägliche Verkehrskollaps im Landkreis Fürstenfeldbruck". Eine wichtige Rolle könnte dabei nach Meinung von Diskussionsteilnehmern der Kreistag übernehmen, der gerade an einem Leitbild für den Landkreis arbeitet. Christian Breu, Geschäftsführer des Regionalen Planungsverbands, bot an, eine Moderatorenrolle zu übernehmen.

Fazit des SZ-Forums: Die Bürger wollen bei der Verkehrsplanung mitreden. (Foto: Johannes Simon)

Anlass der Veranstaltung war das Olchinger Vorhaben, im Westen der Gemeinde eine Umfahrung zu bauen. Das missfällt vor allem den Nachbargemeinden Eichenau und Gröbenzell. Die Kritik an den Olchinger Plänen wurde denn auch am Montagabend im voll besetzten Saal des Gröbenzeller Bürgerhauses mehrfach geübt. Gröbenzells Bürgermeister Dieter Rubenbauer (CSU) warf der Nachbargemeinde vor, sich nicht an die Absprache der Kommunalpolitiker zu halten, dass im östlichen Landkreis keine Straße gebaut werden solle, die ein Mehr an Verkehr bringt. Genau dies passiert nach Aussage des Gröbenzeller Grünen-Landtagsabgeordneten Martin Runge und des Eichenauer Bürgermeisters Hubert Jung (CSU) aber durch die geplante Umgehung von Olching.

Runge sprach von einer Zunahme von 1900 Autos, die dann zusätzlich durch Puchheim fahren würden. Für die Olchinger Umfahrung machte sich einzig Emmerings Bürgermeister Michael Schanderl stark, der sich von ihr eine Entlastung seiner Gemeinde erhofft. Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD) hatte ebenso abgesagt wie CSU-Gemeinderätin Maria Hartl, Sprecherin der Bürgerinitiative für die Umgehung. Gegner einer neuen Straße aus Olching waren aber gekommen und äußerten, wie Gert Schlenker von der Initiative gegen die Umgehung, ihren Unmut über die Pläne.

Doch es wurde nicht nur über Olching geredet. Gebhard Wulfhorst, Professor für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung an der TU, forderte die Kommunalpolitiker auf, sich abzustimmen und ein Verkehrskonzept zu erarbeiten. Nur gemeinsam sei es möglich, den Straßenverkehr zu gestalten.

Puchheims Bürgermeister Herbert Kränzlein (SPD) zeigte sich skeptisch, was die Zusammenarbeit der Kommunen angeht. Bei den Themen Verkehr, Wohngebiete und Gewerbe schaue jede Kommune zuerst auf sich, schließlich könne sie auch nur innerhalb ihrer Grenzen wirklich bestimmen. Dass oft nicht einmal dies möglich ist, machte Rubenbauer am Beispiel der Olchinger Straße deutlich, die mitten durch Gröbenzell führt. Da es sich bei ihr um eine Staatsstraße handelt, könne Gröbenzell dort nicht einmal ein Schild aufstellen, ohne bei Behörden anzufragen.

Thomas Brückner vom Verkehrsforum Fürstenfeldbruck wollte Ohnmacht als Reaktion auf die Autolawine nicht gelten lassen. Er buchstabierte das Kürzel "FFB" als "Fußgänger, Fahrradfahrer, Busse" und forderte ein besseres Angebot beim öffentlichen Nahverkehr. Wie Wulfhorst plädierte er zudem für eine bessere Zusammenarbeit der Städte und Gemeinden, die ansonsten zu oft "machen, was sie wollen", ohne auf die Auswirkungen zu schauen. Breu nahm die Zuhörer in die Pflicht.

Der Großteil des innerörtlichen Verkehrs sei hausgemacht und betreffe kurze Strecken, die auch anders zurückgelegt werden könnten. Aus dem Publikum wurden mehr Radwege gefordert, aber auch Abstellmöglichkeiten für Fahrräder an den Bahnhöfen. Zudem wünschen sich Bürger den Rückbau von Straßen oder Flüsterasphalt.

© SZ vom 19.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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