SZ-Adventskalender für gute Werke:Der große Auftritt der Geigenkinder

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Die "Streichhölzer" vom Nachwuchsensemble der Kreismusikschule musizieren am Samstag im Ikarus-Einkaufszentrum. Die Fünf- bis Elfjährigen spielen mit Begeisterung und sammeln zudem noch Spenden für den Adventskalender der SZ

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

Weihnachtslieder erklingen im Foyer des Ikarus-Einkaufszentrums in Puchheim. Die Besucher bleiben stehen und freuen sich an den 20 jungen Musikern, die sie anheimelnd beim Einkaufen empfangen. Nein, es sind nicht nur Mädchen, die das Geigenensemble "Streichhölzer" bilden, auch zwei kleine Buben musizieren mit. Der sechsjährige Julius spielt gerade "Alle Jahre wieder"- sein Lieblingslied. Lina ist erst fünf und hat vor sich keinen Notenständer, sie spielt die Melodie aller Lieder auswendig mit. Nach jedem Lied winkt sie lächelnd ihrem Papa zu. Der lächelt voller Stolz und winkt zurück.

Fünf bis elf Jahre alt sind die Nachwuchsgeiger der Kreismusikschule, die an diesem Morgen einen Benefiz-Auftritt für den SZ-Adventskalender geben. Ausgewählt hat sie Simone Burger-Michielsen. "Die Kleinen eifern den Großen nach", sagt die Geigenlehrerin. Sie steht mit ihrer Geige vorne und gibt den Ton an. Das Repertoire umfasst nicht nur Weihnachtslieder - auch klassische Kompositionen sind später noch zu hören. "Noten" sagt die neunjährige Steffi zu ihrer Mutter auffordernd. Vroni Utler aus Emmering reagiert sofort und trägt der Tochter den Notenständer hinterher, als sich das Ensemble nach einer Pause wieder aufstellt. Die Oma und der Opa von Steffi schauen ihrer Enkelin ebenfalls zu. "Steffi übt regelmäßig, häufig sechsmal in der Woche", erzählt die Mutter. Wie so häufig treten die Kinder, was das Hobby betrifft, in die Fußstapfen der Eltern. Wie lange, das zeigt sich erst später. "Der Vater spielt Geige und ich Flöte", sagt Vroni Utler noch. "Zuhause musizieren wir ab und zu zusammen."

Burger-Michielsen hat die Gabe, unaufgeregt jedem Kind das Gefühl zu geben, es wird im Ensemble gebraucht. "Neue Kinder spielen zunächst nur bei einem Stück mit", erzählt sie. Im ersten und zweiten Jahr würden sie dann die Melodie spielen können, im dritten Jahr die zweite Stimme. "So arbeitet man sich hoch", sagt die Geigenlehrerin. Natürlich hören auch Kinder wieder auf, weil ihnen die Ausdauer fehlt. Laut Burger-Michielsen sind viele "aber auch sehr ehrgeizig und üben schon zwei Stunden am Tag." Einige der Geigenkinder bereiten sich auf den Auftaktwettbewerb "Jugend musiziert" im Landkreis vor, der im Januar beginnt. An diesem Morgen sind alle voll konzentriert, ein falscher Ton ist nicht zu vernehmen.

Auch Coralie, 7, übt viel. "Zweimal 45 Minuten am Tag", sagt Gisela Spude, die aus Allach mit Tochter nach Puchheim gekommen ist und die Ausbildung ein Burger-Michielsen sehr schätzt: "Sie macht eine fantastische Arbeit mit den Kindern." Gerade erklingt "Ihr Kinderlein kommet". Ihre Tochter kann schon Noten lesen, aber sie schaut kaum hin. "Die Kinder benutzen den Notenständer auch als eine Art Schutzpanzer", erklärt Spude. Die Kinder mögen die Auftritte und Konzerte. Genauso genießen sie den Stolz der Eltern und Großeltern, die im Kreis herumstehen und die Handys zum Filmen zücken.

Coralies Mutter Gisela Spude kommt ebenfalls aus dem Musikfach: Sie singt französische Chansons. Auch die Eltern der kleinen Lina sind Musiker. Beide haben Klavier studiert. "Sie übt mit meiner Frau und packt die Geige selber aus", erzählt Jan Bertram aus Eichenau. "Das machen sie morgens vor dem Kindergarten - das ist schon zu einem Ritual geworden."

Auch die sechsjährige Marie ist konzentriert bei der Sache. Ihre Cousine hat sie zum Geigespielen animiert. "Sie wollte schon mit drei Jahren anfangen", berichtet Mutter Andrea Goebel aus Emmering. Ihr Mann spielt Klarinette und Saxophon. Zu Weihnachten, im heimatlichen Münsterland, spielt die Familie zusammen. Nach dem Lied "Morgen kommt der Weihnachtsmann" müssen die Kleinen abtreten. Die Großen spielen jetzt Vivace von Johann Joachim Quantz - ein schwungvolles klassisches Stück. Die Kleinen nutzen das, um mit ihrer Zipfelmütze herumzugehen und Spenden von den Besuchern für den SZ-Adventskalender zu sammeln. Auch für Julius, 6, ist jetzt erst einmal Schluss. Doch nur vorübergehend, denn am Nachmittag gibt es den nächsten Auftritt im Café "Glückskind" in München. Julius spielt schon seit zwei Jahren Geige. Er betreibt noch ein anderes Hobby ebenso leidenschaftlich: Fußballspielen.

© SZ vom 05.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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