Suche nach Knochenmarkspender:Jeder Tropfen zählt

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Helfer und Freiwillige bei der Typisierungsaktion für Tatjana Misimovic in Eichenau. Kommt es zu einer Spende, ist der Aufwand freilich etwas größer. (Foto: Günther Reger)

130 Menschen kommen zur Typisierungsaktion für die an Leukämie erkrankte Tatjana Misimovic. Jede einzelne Blutspende hilft dabei auch, die weltweite Datei zu vergrößern

Von Ariane Lindenbach, Eichenau

Die weltweite Datenbank potenzieller Knochenmarksspender wächst. Jetzt sind wieder 130 Spendenwillige dazugekommen. Am Samstag, bei der sogenannten Typisierungsaktion für die 49 Jahre alte, an Leukämie erkrankte Tatjana Misimovic aus Eichenau im dortigen Pfarrzentrum haben sich 130 weitere Menschen für die medizinisch verhältnismäßig unkomplizierte Spende registrieren lassen. Die Aktion wurde von Tatjana Misimovics Tochter Vanesa Vuleta in Kooperation mit der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern (AKB) organisiert. Ein Ergebnis, ob unter den 130 neuen Spendern ein passender für Tatjana Misimovic dabei ist, wird in knapp zwei Wochen erwartet. Allerdings sind die Chancen dafür eher gering.

"Ich bin schon zufrieden. Jeder Mensch zählt", sagt Vanesa Vuleta am Sonntag. Die 26-jährige Eichenauerin hat erst im August erfahren, dass ihre Mutter an Blutkrebs erkrankt ist. Im Mai, als ihre Mutter sich vor allem schlapp gefühlt hatte, hatten die Ärzte zunächst von einem Infekt gesprochen. Doch nach mehreren eingehenden Untersuchungen bei verschiedenen Medizinern stand die niederschmetternde Diagnose fest. Mit der Typisierungsaktion will Vuleta, die ihre Mutter jeden Tag nach der Arbeit im Krankenhaus Rechts der Isar in München besucht, der 49-Jährigen dabei helfen, wieder gesund zu werden.

Auch die 130 Personen, die am Samstag in das Pfarrzentrum kommen, sich von den vier Helfern des Bayrischen Roten Kreuzes Blut abnehmen und sich von den von Vuleta organisierten 30 Helfern registrieren lassen, wollen Tatjana Misimovic oder einem anderen an Leukämie erkrankten Menschen helfen. Viele derer, die gekommen sind, darunter etwas mehr Frauen als Männer, kennen die 49-Jährige oder ihre Tochter persönlich. Und viele von ihnen lassen sich nicht nur Blut abnehmen, sondern sie spenden auch zusätzlich Geld. Denn jede Typisierung eines Freiwilligen kostet die AKB 50 Euro an Labor- und Materialkosten. Und dabei ist nicht jeder Freiwillige als Spender geeignet, das zeigt sich erst nach der Untersuchung. Nur etwa zehn Prozent können tatsächlich mit einer Knochenmarkspende weiterhelfen.

Deshalb dämpft Martina Brandl von der AKB auch allzu große Hoffnungen. In den 18 Jahren, in denen sie für die AKB solche Typisierungsaktionen organisiere, habe sie noch nie erlebt, dass bei einer solchen Aktion genau der passende Spender für die Person dabei war, für die man die Typisierungsaktion organisiert habe, erklärt sie: "Aber das sagen wir den Patienten auch." Tatjana Misimovic wisse, dass die Chancen, unter den 130 neuen Spendern genau für sie den passenden zu finden, eher gering seien. Wie Brandl ausführt, geht es bei solchen Typisierungsaktionen weniger darum, für diesen einen Erkrankten einen Spender zu finden, sondern insgesamt die weltweite Datenbank potenzieller Spender zu erweitern. In Deutschland verwaltet das Zentrale Knochenmarkspender-Register die Daten von sechseinhalb Millionen Registrierten. Zudem hat es Zugriff auf die weltweite Spenderdatei von fast 30 Millionen Menschen. Die Spende selbst erfolgt e nur noch selten über die Entnahme von Knochenmark am Beckenknochen, oder über das Blut. Hierfür bekommt der Spender über mehrere Tage ein die Produktion der Stammzellen anregendes Medikament, bevor ihm diese über das Blut wieder entnommen werden. Im Falle einer Spende übernimmt die DKMS (ehemals Deutsche Knochenmarkspenderdatei) Organisation und anfallende Kosten.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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