Stickstoffdioxidbelastung:Luftverschmutzung auf Münchner Niveau

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Kolonnenverkehr herrscht morgens und abends auf der Ortsdurchfahrt von Gröbenzell. Die Lärm- und Schadstoffbelastung ist enorm. (Foto: Günther Reger)

Gröbenzeller Politiker gehen davon aus, dass die Stickstoffdioxid-Werte weit über dem Grenzwert liegen

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Die Stickstoffdioxidbelastung der Anwohner an viel befahrenen Straßen ist in dicht besiedelten Kommunen des Ballungsraumes wie Gröbenzell höchstwahrscheinlich ebenso hoch wie an den Hauptverkehrsadern in der benachbarten Landeshauptstadt. Weil die Luftverschmutzung nicht an der Stadtgrenze abbricht und die bayerische Staatsregierung für die unmittelbare Nachbarschaft von Gröbenzell, nämlich für die Lochhauser Straße in Lochhausen, von ebenso hohen Stickstoffdioxid-Werten ausgeht wie beispielsweise in der Verdi-, Leopoldstraße oder Nymphenburger Straße in München, sind Gröbenzeller Kommunalpolitiker seit der Veröffentlichung der Zahlen für die Landeshauptstadt alarmiert.

Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) will es genau wissen. Deshalb kündigte er im Gemeinderat an, die Gemeinde wolle messen lassen, wie hoch die Stickstoffbelastung in der Augsburger und Olchinger Straße wirklich ist. Gröbenzell wäre damit die erste Gemeinde im Landkreis, die solche Messungen ins Auge fasst.

Laut Staatsregierung liegen die Stichstoffdioxid-Werte in der nur einige hundert Meter weiter östlich gelegenen Lochhauser Straße auf Münchner Flur zwischen 50 und 60 Mikrogramm pro Kubikmeter. Als EU-weiter Grenzwert gelten 40 Mikrogramm. Sollten die Messungen in Gröbenzell die von der Staatsregierung vorgelegten Berechnungen für Lochhausen bestätigen, gibt es wegen der Gesundheitsgefahr für die Gemeinde nur eine Konsequenz. "Der Verkehr auf der Ortsdurchfahrt muss reduziert werden", erklärte Schäfer am Freitag auf SZ-Anfrage. Und zwar entsprechend den Überlegungen, die derzeit für München diskutiert werden.

Sollte es gelingen, das Verkehrsaufkommen auf der Ortsdurchfahrt zu verringern, dann würde automatisch auch die Lärmbelastung sinken. Bisher hatten die Gröbenzeller keine Handhabe gegen die Belastungen infolge des Durchgangsverkehrs, weil sie nur für Ortsstraßen, nicht aber für die Staatsstraße zuständig ist.

Über die Gröbenzeller Ortsdurchfahrt auf der Augsburger und Olchinger Straße verläuft die Staatsstraße über die Lochhauser Straße nach München. Laut der Verkehrszählung des Straßenbauamts aus dem Jahr 2010, die aktuelleren Ergebnisse der Zählung des Jahres 2015 liegen noch nicht vor, fahren an Werktagen annähernd 19 000 Fahrzeuge auf der Staatsstraße von und nach München, was in den Morgen- und Abendstunden regelmäßig lange Staus verursacht. Bisher haben Gröbenzeller vor allem über die Lärmbelastung und die Staus geklagt, nun wollen sie sich auch mit der Luftverschmutzung befassen, deren Folgen für die Anwohner Bürgermeister Schäfer noch für viel gravierender hält als den Lärm. Schäfer spricht von einem neuen großen Thema für die Gemeinde. Erhöhte Stickstoffdioxid-Werte erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Anwohnern stark befahrener Straße, was in Studien nachgewiesen wurde. Bei mehr als 200 Mikrogramm pro Kubikmeter gilt das Gas als toxisch.

Auf der Tagesordnung der Sitzung stand das Thema Luftverschmutzung nicht. Es war der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Falk, der im Zusammenhang mit einem Lärmaktionsplan für die Staatsstraße die hohe Stickstoffdioxid-Belastung in Lochhausen ansprach und auf die Konsequenzen für Gröbenzell hinwies. Das wäre die Umsteuerung des Verkehrs und der damit verbundene weitere Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs in der Gemeinde. Da die Gemeinde die neue MVV-Ortsbuslinie 832 mitfinanziert, erhofft sich Falk höhere Zuschüsse vom Freistaat, um solche Linienweiter auszubauen.

Einstimmig wurde ohne weitere Diskussion beschlossen, einen Lärmschutzsachverständigen zu beauftragen. Dieser soll die Lärmkarten des Landesamtes für Umwelt auswerten und prüfen, ob es notwendig und erfolgversprechend ist, einen Lärmaktionsplan für die Staatsstraße zu erstellen.

© SZ vom 22.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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