Statt Zweitwagen:Maisach will Carsharing etablieren

Lesezeit: 2 min

Vor dem Rathaus in Maisach können Fahrer von Elektroautos an einer öffentlichen Säule Strom tanken. (Foto: Günther Reger)

Stattauto aus München und E-Wald aus Teisnach stellen ihre Konzepte im Gemeinderat vor

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Mit dem Bus aus einem der vielen Ortsteile nach Maisach, mit der S-Bahn nach München - für viele Menschen ist dies der Alltag als Pendler oder als Konsument. Doch trotz eines auch in Maisach recht gut ausgebauten öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gibt es Situationen, in denen Menschen auf ein Auto angewiesen sind. Um nicht noch mehr Zweitwagen im Ort zu haben, aber dennoch Individualverkehr zuzulassen und gleichzeitig die Elektromobilität zu fördern, denkt der Gemeinderat über ein Carsharing-Modell nach. Zwei Anbieter haben sich in öffentlichen Sitzungen vorgestellt, zu welchem der Gemeinderat tendiert, ist noch unklar. Die Entscheidung soll in der März-Sitzung fallen.

Nachdem in der Sitzung Anfang des Monats "Stattauto München" sein Konzept und Abrechnungssystem präsentiert hatte, durfte am Mittwoch die Teisnacher Firma "E-Wald" für sich werben. Während das Unternehmen im Landkreis Fürstenfeldbruck noch keine Mietstation betreibt, kann Stattauto immerhin auf ein Fahrzeug in Olching verweisen - eines von 20 Stattauto-Fahrzeugen im Umland, das noch nicht so gut bestückt ist wie die Landeshauptstadt. Dort könnten 450 Fahrzeuge genutzt werden, sagte Maximilian Bründl von Stattauto. Dessen Konzept beruht darauf, dass es eine Station gibt, an der das Fahrzeug abgeholt und wieder hingebracht wird. Mit Elektroautos habe man Erfahrung, aber die Kunden bevorzugten doch eher die Pkw mit Verbrennungsmotor. In einem EU-Projekt würden derzeit an der Vermietstation am Münchner Westkreuz zehn E-Fahrzeuge verliehen, die Resonanz sei verhalten, so Bründl.

Ganz andere Erfahrungen präsentierte dagegen Johannes Dachs von E-Wald. Carsharing sei am besten mit E-Fahrzeugen zu verwirklichen, ist er überzeugt. Dazu nötig sei eine Ladesäule aus der kommunalen Infrastruktur und ein Fahrzeug, das die Gemeinde zu einem monatlichen Fixpreis mieten könne. Der liegt bei einem Kleinwagen bei 450 Euro pro Monat, Nebenkosten und Service inklusive. Wie Dachs erläuterte, sei ein "Bürgerauto" möglich, das vorwiegend von der Gemeindeverwaltung genutzt und außerhalb der Dienstzeiten an Bürger vermietet werden könnte. Dafür erhalte die Gemeinde die Hälfte des Stundenmietpreises vergütet. "Es gibt Kommunen, die das kostendeckend machen", sagte Dachs, nannte aber "aus Datenschutzgründen" keine solcher Gemeinden. Die Kommune als "Ankermieter" könne die Tarife festlegen, sie könne auch selbst als Besteller auftreten, sodass das Auto noch mehr von Bürgern genutzt werden könne.

Gäbe es in Maisach fünf Nutzer, die ein Carsharing-Auto buchen, wäre das schon genug, damit Stattauto dort eines ihrer Fahrzeuge platziert. Bester Standort wäre für das Unternehmen der Parkplatz am Bahnhof, dort gebe es genügend Menschen, die von der S-Bahn kommend auf ein Auto umsteigen würden, aber nur, wenn sie es denn unbedingt bräuchten.

Die Gemeinderäte erkannten in den beiden Sitzungen, dass sich die Carsharing-Anbieter in vielen Einzelheiten ähneln. So müssen die Autos jeweils im Internet gebucht werden, es gibt eine persönliche Unterstützung den ganzen Tag über und durch den Verbund mit anderen Anbietern steht den Nutzern oder, wie bei Stattauto den Mitgliedern, anderswo in Deutschland ein riesiger Fuhrpark zur Verfügung. Selbst Fahrten ins Ausland sind mit den Carsharing-Autos möglich. Dachs erzählte am Mittwoch davon, wie er mit einem elektrischen Kleinwagen im vergangenen Jahr in Italien im Urlaub gewesen sei - mit einem Ladestopp 600 Kilometer einfach.

Beide Anbieter betonten auch, dass sie sich nicht als Konkurrenz für den ÖPNV sehen. Es sei ein Zusatzangebot, um individuell mobil zu bleiben. "Wir wollen den Parkdruck nicht erhöhen und nur den Bedarf abdecken", sagte Bründl. Für Dachs ist entscheiden, dass es insgesamt nicht mehr Fahrzeuge werden und dass die Zweitwagenbesitzer über Alternativen nachdenken.

© SZ vom 01.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: