Stadtsaal:Musikalisch alles im Lot

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Der Philharmonische Chor Fürstenfeld agiert beim Weihnachtsoratorium durch eine ganz solide Einstudierung sehr präzise und zuverlässig. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Philharmonische Chor Fürstenfeld begeistert mit Bachs Weihnachtsoratorium

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Das Weihnachtsgeschehen ist der zumindest gefühlte Mittelpunkt der ganzen christlichen Botschaft. Die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem ist zwar ein Skandal an sich, wäre aber in 2000 Jahren längst vergessen worden, wenn es sich hier nicht um den Gottessohn handeln würde. Für viele Menschen gehört der Besuch eines Konzerts mit dem "Weihnachtsoratorium" von Johann Sebastian Bach zu den festen Traditionen in dieser Zeit. So war es auch bei der Aufführung dieses Werks durch den Philharmonischen Chor Fürstenfeld und das Seraphin Ensemble München unter der Leitung von Andreas Obermayer am zweiten Weihnachtsfeiertag im sehr gut besuchten Stadtsaal. Als Solisten waren Katja Stuber (Sopran), Theresa Holzhauser (Alt), Eric Price (Tenor) und Matthias Winckhler (Bass) zu hören. Auf dem Programm standen die erste Kantate für den ersten Weihnachtstag, die vierte für das Fest der Beschneidung Jesu, die fünfte für den Sonntag nach Neujahr sowie die abschließende sechste Kantate für das Fest der Erscheinung des Herrn.

Die Musik der ersten Kantate ist allen Musikfreunden bestens bekannt, erklingt dieser Teil doch am häufigsten. Die Zuhörer sind daher stets gespannt, Unterschiede zwischen ihrer Erinnerung und der Interpretation des konkreten Konzerts feststellen zu können. Auf dieses "Hörmuster" hatte sich Andreas Obermayer nicht eingelassen. Sein Interpretationsansatz verfolgte das Ziel, weder Tempi noch Dynamik an Grenzen zu führen und auch Deklamation und Phrasierung nicht nuanciert zu schärfen. Auf diese Weise entstand eine Wiedergabe, die, ausgehend vom Notentext, ihr Zentrum in der Mitte hatte. Das Seraphin Ensemble musizierte auf überzeugend hohem Niveau, der aus etwa 90 Sängern bestehende Philharmonische Chor agierte durch eine ganz solide Einstudierung sehr präzise und zuverlässig. Damit holte Obermayer das ursprünglich skandalöse Geschehen quasi in die Mitte der Gesellschaft, alles war im Lot.

Wie eine gut geerdete Festfreude ohne Einschränkung kam der Eingangschor "Jauchzet, frohlocket, auf preiset die Tage" bei den Hörern an. Die Spannung war präsent und bis zum letzten Ton durchgehalten, die Balance zwischen dem nicht allzu großen Orchester und dem homogenen Chor gelang stimmig. Dieses Ebenmaß bewahrte sich der Dirigent auch für die meisten Choräle, die dadurch an klanglicher Stabilität gewannen und wie ebenmäßige Säulen in die Abfolge eingefügt waren. Ein sehr klangschönes Beispiel dafür war der Choral "Wie soll ich dich empfangen".

Jeder der Solisten brachte seine Farbe ein: Katja Stubers Sopran begann in ihrer Arie "Nur ein Wink" wunderbar zu leuchten, wobei ihr das gut gewählte Tempo eine hilfreiche Unterstützung bot. Die erste Arie des Weihnachtsoratoriums, "Bereite dich, Zion", ist ein Prüfstein für jede Altistin. Theresa Holzhausers Stimme hat kein dunkles Timbre, dafür umso mehr klangliche Substanz, so dass ihr die Koloraturen ganz weich gelangen. Zwei hervorragend mit Barockbögen gestrichene Soloviolinen rahmten die Tenor-Arie "Ich will nur dir zu Ehren leben" wunderbar ein. Eric Price übernahm das rasche Tempo und bewältigte die zahlreichen Koloraturen mit bestechender Präzision. Matthias Winckhler identifizierte sich mit seiner vollen und runden Stimme gleichsam mit den Stimmungen seiner beiden Arien "Großer Herr, o starker König" und "Erleucht auch meine finstre Sinnen". Als Evangelist trug Eric Price die Rezitative auswendig und mit gebotener Distanz vor und erreichte damit eine überzeugende Bühnenpräsenz. Am Ende gab es lang anhaltenden und begeisterten Beifall des Publikums.

© SZ vom 28.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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