Stadtplanung:Puchheimer Verkehrsprobleme

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Die Einwohner haben im Landesvergleich wenige Autos. Auf den Straßen fahren dennoch viele Fahrzeuge, wie eine neue Untersuchung zeigt. Ein großer Teil kommt aus der Nachbarkommune Gröbenzell

Von Peter Bierl, Puchheim

In den Straßen von Puchheim sind deutlich mehr Autos unterwegs als im bayerischen Durchschnitt, auch die Unfälle, an denen Radler beteiligt sind, liegen deutlich darüber. Das sind Ergebnisse, die Stadtplanungsreferent Reinhold Koch (UBP) beim Stadtgespräch seiner Gruppierung präsentierte. Koch hat die Verkehrsuntersuchung ausgewertet, die die Kommune in Auftrag gegeben hatte. Über mögliche Konsequenzen und Forderungen wurde noch nicht diskutiert. "Wir warten erst eine weitere Untersuchung ab", erklärte der Stadtrat der SZ. Die Verkehrsplaner arbeiten derzeit mehrere Szenarien aus.

Sie wollen in Simulationen errechnen, wie sich der Verkehr entwickelt, wenn etwa eine neue Unterführung für Autos im Zentrum gebaut werden würde, wie es Altbürgermeister Erich Pürkner (CSU) im Wahlkampf gefordert hatte. Der Auto-Bestand, bezogen auf hundert Einwohner, ist in Puchheim mit knapp 60 Fahrzeugen deutlich niedriger als im Landkreis(65) und in Bayern (74), erklärte Koch den etwa 50 Zuhörern. Bezogen auf die Straßenfläche sieht es jedoch ganz anders aus. In Puchheim sind statistisch etwa 13 Prozent der Straßenfläche mit Autos belegt, in Bayern nur drei Prozent. Darin drückt sich der Unterschied zwischen einer Kleinstadt und einem Flächenland aus.

Grundlage aller weiteren Überlegungen ist die Verkehrszählung, die die Planer am 28. April 2015 vorgenommen haben. So glaubt der Stadtrat, dass die Entlastung durch den Aubinger Tunnel der A 99 inzwischen aufgebraucht ist. Bei der Verkehrszählung im Jahr 2000 wurden knapp 17 000 Autos an der Ecke FFB 11 und Adenauerstraße im Ortszentrum gezählt, 2010 waren es nur 14 000 und fünf Jahre später wieder 15 700. Die A 99 sei im Berufsverkehr schon wieder überlastet, bilanzierte Koch. Am Aubinger Weg zwischen Benzstraße und Stadtgrenze wurden dagegen 40 Prozent weniger Autos gezählt. An dieser Stelle dürfte die Entlastung durch die A99 noch eine Rolle spielen.

Die relativ stärkste Verkehrszunahme in Puchheim zwischen 2001 und 2015 ergab sich laut Koch in der Alpenstraße im Abschnitt zwischen Bürgermeister-Koch-Straße und Lagerstraße mit fast 70 Prozent und in der Lagerstraße im Abschnitt Alpenstraße - Mittelschule mit fast 50 Prozent.

Auffällig groß ist der Durchgangsverkehr aus Gröbenzell. Auf der Gröbenzeller Straße sind es 26 Prozent, auf der Alpenstraße 33 und auf der verkehrsberuhigten Nordendstraße zwischen Moos- und Sandbergstraße sogar 55 Prozent. Für Koch ist die Ursache klar: Die Kapazität der Staatsstraße 2345 in Gröbenzell mit 22 000 Autos pro Tag ist erschöpft. Daher werden auch Umwege durch Puchheim in Kauf genommen. Dazu komme der wachsende Tangentialverkehr nach Germering und Eichenau, Gilching und Weßling sowie ins Würmtal.

Ein Lichtblick ist für Koch der hohe Anteil der Radler und Fußgänger, selbst an dem verregneten Zähltag im Vorjahr. Allerdings werden zu viele Kurzstrecken mit dem Auto zurückgelegt. Gestiegen ist auch die Unfallbeteiligung von Radlern. Und zwar seit 1975 um etwa 40 Prozent und damit deutlich über dem bayerischen Mittelwert, sagte Koch, der selber häufig mit dem Fahrrad unterwegs ist.

© SZ vom 21.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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