Stadthalle Germering:Kunst als Sanierungsfall

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"Im Afang war die Tat": Erst scheiterte die Renovierung der Leuchtschriften auf der Stadthalle Germering am Künstler. Jetzt fehlen Buchstaben - und Geld.

Andreas Ostermeier

"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit." Der Spruch von Karl Valentin gilt in Germering offensichtlich auch für die Sanierung von Kunstwerken. Medea Schmitt, die Leiterin der Germeringer Stadthalle, kann davon ein Lied singen.

Seit gut zwei Jahren bemüht sie sich darum, die aus Neonbuchstaben bestehenden Sprüche auf dem Dach der Stadthalle und der Harfe sowie den Kreis mit den Buchstaben I, Q, E und D wieder zum Leuchten zu bringen. Nun endlich hat ein Mitarbeiter des italienischen Lichtkünstlers Maurizio Nannucci auf Schmitts Anfragen reagiert und einige Buchstaben als Vorlage für neue Schriftzeichen mitgenommen - das Geld für die Sanierung aber ist mittlerweile aus dem Etat gestrichen worden.

Doch der Reihe nach: Seit mehr als 15 Jahren sind die Worte "Im Anfang war die Tat", "No monologo ma dialogo", "Blending the visible with the invisible" und "Tout est encore à faire" rund um die Stadthalle zu sehen. Vor zwei Jahren wurden die Leuchtröhren in den Buchstaben abgeschaltet worden, eine Renovierung des Lichtkunstwerkes von Maurizio Nannucci war nötig geworden.

Im Germeringer Stadtrat wurde heftig gestritten. Von Stilllegung des Kunstwerks war die Rede und von "Leuchtreklame". Schließlich beschloss das Gremium, die Buchstaben in den Farben Rot, Blau, Gelb und Grün austauschen zu lassen. 100.000 Euro sollten dafür im Haushalt für das Jahr 2010 zur Verfügung stehen. Benötigt wurde nur noch die Einwilligung des Künstlers, denn der besitzt das Urheberrecht und muss deshalb zu jeder Änderung sein Einverständnis geben.

Doch Nannucci habe auf die zahlreichen Telefonate und Mails nicht reagiert, sagte Schmitt im Gespräch mit der SZ. Ein ganzes Jahr lang hat sie versucht, den Florentiner Künstler zu einer Stellungnahme zu bewegen. Dann, im Frühjahr, strichen die Stadträte das Geld aus dem Haushalt. Wegen der prekären Finanzsituation Germerings mussten Ausgaben eingespart werden, und da Nannucci bis dato sein Einverständnis nicht gegeben hatte, war unsicher, ob es in diesem Jahr noch zu einer Sanierung des Lichtkunstwerks kommen würde. Nach der Streichung des Geldes ist die Sanierung erst einmal in weite Ferne gerückt. Schmitt ist skeptisch, dass es bei der momentanen Etatsituation im kommenden Jahr Geld dafür geben wird. Frühestens also 2012.

Erfreulich ist das nicht, denn die Neonschriften sind nicht nur abgeschaltet, seit dem Besuch von Nannuccis Mitarbeiter fehlen aus den einzelnen Sprüchen Buchstaben. "Im Afang war die Tat" steht jetzt in Rot auf dem Dach der Bücherei. Dass das "N" nicht vergessen wurde, lässt sich nur an einem weißen Platzhalter erkennen, auf dem die Neonröhre angebracht ist. Dem international bekannten Künstler kann dies nicht gefallen. 150 Lichtinstallationen gibt es von Nannucci weltweit.

Seit den siebziger Jahren montiert der 1939 geborene Florentiner seine Neonbuchstaben an Gebäude oder in Innenräume. Er gehört zu den gefragtesten Künstlern auf diesem Gebiet. Auch die Bibliothek des Bundestages hat er mit einem blauen Schriftzug erleuchtet. Doch weder von dem Mitarbeiter des Künstlers, noch von den abmontierten Buchstaben hat Medea Schmitt in letzter Zeit etwas gehört. Die Lichtkunst an der Stadthalle in Germering - so ist zu befürchten - wird also noch längere Zeit unbeleuchtet bleiben und mehrere Lücken aufweisen.

© SZ vom 28.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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