Stadt:Stadt lässt Radverkehr untersuchen

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Vorerst bleibt die Johann-G.-Gutenbergstraße ohne eine eigene Spur für Fahrradfahrende. (Foto: Leonhard Simon)

Bevor etwa zeitlich befristete Lösungen realisiert werden, soll eine Gesamtuntersuchung Aufschluss über den Bedarf geben

Von Franziska Schmitt, Olching

Eine Pop-up-Radspur in der Johann-G.-Gutenberg-Straße wird es fürs Erste zwar nicht geben, dafür aber will die Stadt ein Radverkehrskonzept erarbeiten. Insbesondere die Vertreter der CSU argumentieren in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses gegen die Einrichtung des temporären Radwegs, unter anderem mit dem Verweis auf das nun ausstehende Radverkehrskonzept. Dies wurde im weiteren Verlauf der Sitzung einstimmig beschlossen.

Die Johann-G.-Gutenbergstraße führt vom Kreisel an der Aral Tankstelle durch das Gewerbegebiet hin zur Roggensteiner Straße. Auf Antrag der Grünen sollte erst einmal für ein Jahr in beiden Fahrtrichtungen eine bis zu eineinhalb Meter breite Radspur ausgewiesen werden. Auf den im Mittel verbleibenden 5,75 Metern würden Pkw, "gut aneinander vorbeikommen", wie es im Antrag hieß. Die von der Verwaltung empfohlene gestrichelte Linie, sei vor allem für größere Kraftfahrzeuge gedacht, die so zum Ausweichen die Radspur mitbefahren können.

Über die Machbarkeit aus verkehrstechnischer und finanzieller Sicht sieht Tomas Bauer (CSU) mit dem Antrag keine Begründung für die Notwendigkeit dieser Radspur vorliegen. "Dass man etwas machen kann, heißt nicht, dass man etwas machen muss," sagte er und schreibt dem Antrag der Grünen jedwede "Logik" ab, auch weil ihm Kriterien fehlen, mit denen die einjährige Testphase beurteilt werden soll.

Ingrid Jaschke (Grüne) entgegnete, dass es ein Versuch sei, der "mit geringem Aufwand und Kosten" bewerkstelligt werden könne und zugleich perspektivisch den "Radverkehr als Alternative zum motorisierten Individualverkehr" fördere. Sie plädierte dafür, den Testlauf im Sinne des Klimaschutzes zu wagen. Finanziert werden sollte die Testphase aus den übrig gebliebenen Geldern der Beschilderung des zweiten Fahrradstraßenabschnitts Richtung Grünanger/Schwaigfeld.

Die Notwendigkeit der Radspur sieht Jaschke dahingehend, dass viele Bürger sich nicht trauen "auf vielen Straßen in Olching mit dem Rad zu fahren". Gerade im Einkaufsbereich sei ein Radweg daher "sehr sinnvoll".

Bisher dürfen Radfahrer in einem Streckenabschnitt auf Höhe des Wertstoffhofs den Fußweg mitbenutzen. Maria Hartl (CSU) verweist zudem auf den Fuß- und Radweg, der von der Münchner Straße hin zum Kinderhaus Nautilus führt und eine "sichere Möglichkeit" für Radfahrer sei, ihre Einkäufe zu tätigen. Der Rewe Supermarkt ist von dort direkt über eine Abzweigung erreichbar. Jaschke beschreibt diese Route jedoch als "Hürdenlauf" und führt das Absteigen vom Fahrrad am Zebrastreifen hin zum Aldi, sowie die Rücksichtnahme auf Fußgänger an. Außerdem werden darüber nicht alle Geschäfte des Gewerbegebiets erreicht.

Für die Mitglieder der CSU-Fraktion ist die Nutzung der Johann-G.-Gutenberg-Straße für Zu- und Ablieferung mit einer Radspur jedoch unvereinbar. Hartl führt vor Augen, dass der Radstreifen die Radfahrer in ein Gewerbegebiet locke, in dem täglich rund 20 Läden beliefert werden. Das sei "alles andere als ein Menschenschutz". Wie Ulrike Girtner (ÖDP) argumentiert, solle Sicherheit im Radverkehr allein dadurch erreicht werden, dass Autofahrer durch die Markierung "mehr Abstand zu den Radfahrern einhalten". Die Entscheidung gegen die Radspur fällt knapp aus. Entscheidend könnte hierbei die Stimme von Maximilian Gigl (CSU) sein, der bei der Sitzung Bürgermeister Andreas Magg (SPD) vertritt. Wie Karl Haschke (SPD) bereits ankündigte, spricht sich seine Fraktion geschlossen für die Testphase aus. Ebenso wie Grüne und Girtner (ÖDP). Neben der CSU lehnt auch Josef Gigl (FWO) den Antrag ab.

Ob sich in Zukunft nicht doch weniger streitbare Argumente für einen Radweg auf der Gewerbestraße ergeben, könnte nicht zuletzt das anschließend beschlossene Radverkehrskonzept zeigen. Dieses soll die aktuelle Situation des Radverkehrs in Olching untersuchen. Bei einem Kostenaufwand von bis zu 50 000 Euro wird dieses zu 75 Prozent durch das Programm des Bundesamts für Güterverkehr für "nicht investive Maßnahmen zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplan" gefördert. Neben einer Bestandsaufnahme soll die Untersuchung auch ergeben, an welchen Stellen noch Handlungsbedarf besteht.

Auf Nachfrage der SZ sieht die zuständige Mitarbeiterin der Stadtverwaltung, Sonja Weyland die Chance auf neue Ideen von Verkehrsexperten für das Radverkehrsnetz in Olching. Es sei damit zu rechnen, dass die Ergebnisse bis spätestens bis Ende nächsten Jahres vorliegen.

© SZ vom 11.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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