Sportliche Erholung :Flotte Senioren

Lesezeit: 2 min

Da es keine Zeitvorgaben zur Bewältigung der Strecken gibt, können die Wanderer die Schönheiten der Amperauen wie dieses Paar in der Nähe der Römerbrücke bei Esting völlig entspannt genießen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Beim Volkswandern der Motorsportfreunde Olching begeben sich etwa tausend Teilnehmer auf die fünf bis zwanzig Kilometer langen Strecken durch die Amperauen. Die am ersten Tag startenden Erwachsenen sind alle älter als 50 Jahre

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Wandern ist nur etwas für Menschen im reiferen Alter? Der Blick in die Runde beim Vereinsheim der Motorsportfreunde Olching (MSF) belegt diese Vermutung ganz eindeutig. Keiner der Erwachsenen sieht bei den MSF-Wandertagen des Internationalen Volkssportverbandes (IVV) so aus, als wäre er jünger als 50 Jahre. Martin Bartelmäs hebt sich äußerlich ab von den vielen flotten Senioren. "Wanderfreunde Crailsheim" steht auf seinem T-Shirt. Der 53-jährige Schwabe kommt gerade aus dem Urlaub in Österreich. Er hat noch einen Abstecher nach Olching gemacht. Wandern ist sein Hobby, auch in Österreich ist er dem nachgegangen.

Dort ist Bartelmäs die sogenannten permanenten Wanderwege, die der IVV auch in Österreich angelegt hat, abgewandert. "Das waren vier Stück", erzählt er, "jedes Mal etwa 30 Kilometer am Tag mit 800 Höhenmetern." Viele Höhenmeter hat Bartelmäs beim Olchinger Wandertag dagegen nicht zu bewältigen. Die MSF bieten den etwa tausend Wanderern - viele von ihnen reisten aus ganz Bayern oder Baden-Württemberg an - Strecken über fünf , zehn und zwanzig Kilometer an. Über die Amperauen geht es Richtung Emmeringer Tonwerk und zurück. Jeder Wanderer erhält für zwei Euro Startgeld eine Startkarte. Auf der Strecke stempeln die Helfer die Startkarten ab. Für fünf Kilometer gibt es eine Zahl, für zehn werden von den Streckenposten eine Zahl und ein Tier aufgedruckt. Am "Stempeltisch" im Ziel werden im Wanderbuch die gelaufenen Kilometer exakt festgehalten. Die organisierten Wanderer zählen die Jahreskilometer und die lebenslangen Wanderkilometer ständig zusammen.

"Das Stempelbuch hält uns bei der Stange", sagt Margret Dorner von den Wanderfreunden Haspelmoor. "Wenn's regnet, gehen wir trotzdem." Zusammen mit ihrem Ehemann Hans betreibt sie das Wandern seit 1999 als gemeinsames Hobby. In Olching ist das Ehepaar mit anderen Wanderfreunden aus Haspelmoor die zehn Kilometer gleich zweimal gegangen. Mit Pause haben sie die Strecke in nur vier Stunden bewältigt. "2018", erzählt Margret Dorner optimistisch und stolz, "werde ich die 40 000 Kilometer - einmal um die Welt - schaffen." Für den Haspelmoorer Helmut Himming waren die 20 Kilometer von Olching ein Klacks. Er ist ein Ultra-Wanderer. Er hat schon dreimal hundert Kilometer bewältigt mit Start um 23 Uhr nachts. Etwa 18 Stunden braucht er für diese Strecke.

Haspelmoor und Olching sind die beiden Wandervereine, die im Landkreis noch übrig geblieben sind. Die MSF steuern 2018 auf 50 Jahre Sommerwandertage zu. Haspelmoor richtet jedes Jahr Mitte Januar einen Winter-Marathon-Wandertag über 42 Kilometer aus. 2016 nahmen 300 Wanderer die Strecke in Angriff. Bei minus zehn Grad eine frostige Herausforderung.

Doch so weit ist es noch lange nicht. In der Augustsonne in Olching kommen die Teilnehmer schnell ins Schwitzen und freuen sich auf das Bier danach. Alle scheinen gut in Form zu sein, jedenfalls findet die für 3,95 Euro angebotene Beincreme kaum Nachfrage. Auch die zwei Kinder, sechs und neun Jahre alt, die MSF-Wanderwart Lothar Kunz im Rahmen des Olchinger Ferienprogramms betreut, brauchten keine Creme. Fünf Kilometer ist Kunz mit ihnen am Samstag gelaufen. Am Sonntag hatten sich fünf Kinder angemeldet. Ob die Kinder als Wandernachwuchs zu gewinnen sind, bezweifelt Kunz. Der Nachwuchs gehöre zu einer anderen Altersklasse: "Der ist 50 Jahre und aufwärts."

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: