Spatenstich:Made in Olching

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Die Braumanufaktur beginnt mit dem Bau ihres eigenen Sudhauses auf Gut Graßlfing. Noch in diesem Jahr soll dort Bier produziert werden. In der Stadt freut man sich darüber, dass auf dem Areal Leben einzieht

Von Heike A. Batzer, Olching

Noch in diesem Jahr soll in Olching Bier gebraut werden. Die Olchinger Braumanufaktur (OBM) möchte in der zweiten Jahreshälfte ihre Produktion, die derzeit noch bei zwei Brauereien in Nesselwang und Obertaufkirchen erfolgt, in die neue eigene Anlage auf Gut Graßlfing verlegen. Die Bauarbeiten dort haben bereits begonnen, Donnerstagmittag erfolgt vor vielen geladenen Gästen der symbolische Spatenstich. Man habe sich zu diesem Schritt entschlossen, "weil die Nachfrage nach unserem Bier so groß geworden ist, dass wir den Kunden das Bier so früh wie möglich zugänglich machen wollten", sagt Guido Amendt, der das Unternehmen zusammen mit Julius Langosch gegründet hat. Für die Gäste gibt es Freibier, dazu Weißwürste.

Ein eigens ausgerollter langer anthrazitfarbener Teppich führt an diesem sonnigen Donnerstag ein Stück weit über den Innenhof des Gutes bis vor den hinteren Teil jenes Gebäudes, das vormals ein Pferde- und dann ein Kuhstall war und in dem die Brauerei künftig eingerichtet werden soll. Das ist gut so, denn der Untergrund war aufgetaut und reichlich morastig geworden. Die mehr als 70 Gäste, die der Einladung folgten, stellen sich zum Festakt entlang des Teppichs auf. Man wartet eine Viertelstunde, weil sich Landrat Thomas Karmasin (CSU) verspätet, der, wie er später entschuldigend mitteilt, der Vorstellung erlegen sei, "dass ein Stündchen für eine neue Brillenverordnung beim Augenarzt reichen würde". Die Gründung einer Brauerei nennt Karmasin sodann "sehr mutig, weil es genug Bier in Bayern gibt", aber die Idee einer "handwerklichen Brauerei" auch "besonders charmant". Nicht umsonst habe die Braumanufaktur auch gleich "einen Preis abgeräumt unter den Jungunternehmern".

Olchings Bürgermeister Andreas Magg (SPD) erinnert daran, dass zum Gut Graßlfing ("zählt zu den wichtigsten Gebäuden in der Stadt") vormals ein "Schlösschen" gehörte, eine Kapelle und sogar ein Park mit Wasserspielen, und es entbehre nicht "einer gewissen Tragik, wenn man sieht, was daraus geworden ist". Mehrmals schon habe es Pläne für eine Neugestaltung gegeben, die "hochtrabendste Idee" war laut Magg, dort eine private Universität für Touristik einzurichten. Allein, aus all den Ideen wurde nichts.

Umso zufriedener ist man jetzt darüber, dass die Obermenzinger Landwirtsfamilie Grandl das Gut mit seinen Flächen vor zweieinhalb Jahren in einem Tausch vom Wittelsbacher Ausgleichsfonds erwarb. Die Familie betreibt Ackerbau mit Weizen, Mais, Raps, Sonnenblumen und Braugeste, wie Wolfgang Grandl aufzählt, und war seinen Worten zufolge seinerzeit auf der Suche nach weiteren landwirtschaftlichen Flächen. Mit dem Tausch ließ sich der neue Eigentümer freilich auch auf die Neugestaltung der denkmalgeschützten Gutsanlage um den rechteckigen Innenhof ein.

Den Beginn macht nun die Olchinger Braumanufaktur, die einen Platz für ihr 2016 gegründetes Unternehmen suchte und vor knapp anderthalb Jahren mit ihrem Büro in Graßlfing einzog. Als "wichtigsten Meilenstein für die Brauerei" bezeichnet Amendt deshalb den Spatenstich: "Endlich sind wir in Olching angekommen." Zusammen mit Braumeister Julius Langosch gebar der Marketingfachmann die Idee einer eigenen Braustätte vor vier Jahren in den österreichischen Alpen - bei einem Weißbier. Ihre erste eigene Produktionscharge eines naturtrüben und nicht pasteurisierten Hellen war dann binnen drei Tagen ausverkauft. Inzwischen gibt es auch Weißbier und immer wieder limitierte Spezialitäten wie den "Hopfn Bua".

In dem unverputzten, pittoresken Ziegelsteinbau wird im hinteren Bereich das Sudhaus eingerichtet, das vom Verköstigungs- und Ausschankbereich einsehbar sein wird. Auch an eine Bühne ist dort gedacht, für Lesungen oder Bandauftritte, sagt Guido Amendt der SZ. Vom Frühsommer an will Braumeister Julius Langosch dann auch Brauseminare anbieten. Hinter dem Gebäude ist ein Biergarten mit etwa 500 Sitzplätzen geplant.

Für den vorderen Teil des ehemaligen Pferdestalls gibt es noch keine genauen Pläne, im Obergeschoß wird eine Olchinger Tanzschule einziehen. Das Konzept für das gesamte Gut mit seinen einzelnen Gebäuden soll Grandl zufolge Handwerk-Gewerbe-Büros umfassen - für die Region, aber nicht in riesigen Maßstäben. Er versteht es als "Chance für die nachfolgenden Generationen, etwas Nachhaltiges zu schaffen". Auch Bürgermeister Magg hofft, dass Gut Graßlfing nun "wieder ein bedeutsamer Ort in der Stadt wird". Zudem biete sich mit einer ortsansässigen Brauerei die Möglichkeit, endlich repräsentative Geschenke vorweisen zu können: "Da habe ich die Maisacher immer um ihr Bier beneidet." Als Gastgeschenk bringt Magg den beiden Brauern eine Flasche "Olchinger Sekt" mit.

Die launigsten Worte beim Spatenstich aber sprechen die beiden Geistlichen. Der katholische Pastoralreferent Max Altmann hatte zuvor die Bibel zum Thema Bier durchgeforstet und immerhin 16 Stellen dazu gefunden - im Gegensatz allerdings zum Wein, der gleich auf 1500 Stellen verzeichnet sei. Harald Sauer, evangelischer Pfarrer von Olching, erinnert an Martin Luther, der "dem Bier durchaus zugeneigt" und der Ansicht gewesen sei, dass man Gott nicht allein mit Arbeit dienen könne. "Ich trinke hier mein Bier, und das Reich Gottes kommt ganz von allein", zitiert er Luther. Applaus brandet auf. Luthers Einstellung kommt offenbar gut an.

© SZ vom 15.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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