Soziale Beratung:Unterstützung in allen Lebenslagen

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Die soziale Beratung hilft bei jeder Art von Schwierigkeiten

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Allgemeine soziale Beratung, das assoziiert man gerne mit Lebenssituationen wie Hartz IV, Arbeitslosigkeit oder vielleicht auch psychischen Problemen. Doch die Bandbreite an Schwierigkeiten, mit denen sich Menschen an die Sozialberaterinnen der Caritas Fürstenfeldbruck wenden, ist viel größer. Tatsächlich reicht sie von den eben erwähnten eher finanziellen Schwierigkeiten über Trauerhilfe bis zu Themen wie der NS-Vergangenheit des eigenen Vaters. Die Fülle an Fragestellungen, mit der sich Menschen jeder Glaubensrichtung an die Sozialberatung der Caritas in Fürstenfeldbruck und Germering wenden können, erklärt vielleicht ein bisschen, weshalb dieser Fachdienst der Caritas - zusammen mit der Gemeindecaritas - schon seit 40 Jahren besteht.

"Soziale Beratung ist wie ein großer Trichter", beschreibt Nicole Egle ihre Tätigkeit in den Räumen der Caritas in Germering. "Ich fange erst einmal alle auf, guck, was brauchen sie, und vermittle sie weiter." Mit ihrer Kollegin Steffi Lange deckt Egle den Bereich Germering, Alling, Puchheim-Ort und, aus dem Landkreis Starnberg, Gilching ab, für Fürstenfeldbruck und die anderen Landkreis-Kommunen ist Barbara Mechler zuständig.

Es stimmt also, wenn die 43 Jahre alte Sozialpädagogin ihr Tätigkeitsgebiet als "wahnsinniges Überraschungspaket" bezeichnet. Denn oft entpuppen sich auch die vermeintlich klaren Problemstellungen als ein Fass ohne Boden. "Der klassische Fall ist zum Beispiel, ich habe einen Jobcenter-Bescheid bekommen und der stimmt nicht." Also erscheint der Betroffene zum ersten Mal bei der Sozialberatungsstelle. Aufgabe der Mitarbeiter ist es in so einem klaren Fall, zunächst einmal Widerspruch gegen den Bescheid einzulegen. Das erfolgt gemeinsam mit dem Klienten, schließlich ist die Beratungsstelle kein Dienstleistungscenter, sondern eine Einrichtung mit pädagogischem Anspruch.

Während der Arbeit mit neuen Hilfesuchenden passiert der 43-Jährigen zufolge dann öfter einmal Folgendes: "Und plötzlich sehen wir, da hängt noch viel mehr dran." Zum Beispiel hätte die Person Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente. Also wird sie zum Sozialverband VDK geschickt, wo im Lauf der Beratung herauskommt, dass sie unter Depressionen leidet und eine Brille bräuchte. Zurück bei der sozialen Beratungsstelle stellen Egle und ihre Kolleginnen zunächst einmal die notwendigen Anträge an Stiftungen, um Geld für eine Sehhilfe und eine Therapie für den neuen Klienten zu bekommen.

Mit welchen Themen die Menschen zur sozialen Beratung kommen, ist laut Sozialpädagogin Egle nicht festgelegt. "Jeder, der Probleme hat und nicht weiter weiß, kann zu mir kommen." Natürlich sollten es

nur wirklich ernsthafte Sorgen sein; die 43-Jährige nennt sie "existenziell". Und so ist es schon passiert, dass sie eine ältere Dame, offensichtlich gut situiert, aber mit blauen Flecken im Gesicht, mit ihrem Auto in ein Frauenhaus südlich von München gefahren hat. Die Frau hatte nach 30 Jahren Ehe ihren Mann verlassen, weil der sie geschlagen hat. Oder eben jener Mensch im fortgeschrittenen Alter, der vor dem nahenden Tod etwas über die Vergangenheit des Vaters im Dritten Reich erfahren will. Also beginnt Egle zu recherchieren, bis sie auf das Bundesarchiv stößt - und auch hier helfen kann.

© SZ vom 17.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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