Sorge um die Artenvielfalt:Die Mahnung des Breitmaulnashorns

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Der Landesvorsitzende des Vogelschutzbundes, Norbert Schäffer (rechts), kämpft um den Erhalt der Artenvielfalt. Bei seinem Auftritt im Olchinger Kolpingheim wird er unterstützt von Rita Verma, Alexa Zierl und Reinhard Gatz (von rechts). (Foto: Günther Reger)

Der Landesvorsitzende des Vogelschutzbundes erinnert im Olchinger Kolpinghaus an jüngst ausgestorbene Tierarten und wirbt damit für das Volksbegehren zur Rettung der Bienen

Von Katharina Knaut, Olching

Es ist voll an diesem Samstag im großen Saal des Kolpinghauses. Rund 50 Menschen haben an den Tischen Platz genommen. Alle blicken gespannt zum Referenten des Abends: Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), der sich bereits vor einer großen Leinwand positioniert hat. Dort steht, in großen Buchstaben, der Anlass für sein Kommen: "Volksbegehren Artenvielfalt - Rettet die Bienen!"

Dann drückt Schäffer eine Taste auf seinem Laptop. Die Schrift verschwindet, stattdessen erscheint - das Foto eines Nashorns. Eines Nördlichen Breitmaulnashorns, um genau zu sein. "Sie werden sich fragen, was das mit dem heutigen Abend zu tun hat", sagt Schäffer. Die Antwort: sehr viel. Denn das Bild zeigt den letzten Bullen seiner Art. 2018 musste er eingeschläfert werden. Nur noch zwei Weibchen existieren. "Damit ist die Spezies praktisch ausgestorben." Schäffer stellt klar: Dieses Schicksal blüht nicht nur den exotischen Tieren. Auch die in Bayern heimischen Arten sind bedroht. "Bei uns sehen die Tiere nur anders aus."

Das Volksbegehren "Rettet die Bienen", für das Schäffer an diesem Abend in Olching wirbt, soll dieses Szenario verhindern. Von Donnerstag, 31. Januar, bis Mittwoch, 13. Februar, können sich alle Wahlberechtigten in die Listen in den Rathäusern dafür eintragen. Eine Million Stimmen brauchen die Initiatoren, damit es zum Volksentscheid über den Gesetzentwurf kommt. Ziel ist die Verbesserung des Naturschutzes, um das Artensterben aufzuhalten und die Bestände zu sanieren. Gesetzlich verankert werden sollen die Vernetzung der Lebensräume für Tiere, die Schaffung von Randstreifen an allen Bächen und Gräben, der Ausbau der ökologischen Landwirtschaft sowie die pestizidfreie Bewirtschaftung aller staatlicher Flächen.

Dabei gehe es nicht nur um die Rettung der Bienen, betont Schäffer. Nacheinander lässt er die Bilder von Braunkehlchen, Kiebitz und Feldlerche an der Wand erscheinen, gefolgt von Grafiken und Zahlen. "In 40 Jahren haben wir mehr als die Hälfte der Feldvögel verloren", erklärt er. "Außerdem drei Viertel der Fluginsekten in den letzten 27 Jahren." Die Forderungen im Volksbegehren seien realistische und vergleichsweise einfache Wege, um die Situation für die Tiere zu verbessern. "Es gibt keinen Grund, dagegen zu sein."

Dabei hat der LBV das Volksbegehren nicht von Beginn an unterstützt. Ursprünglich von der ÖDP ins Leben gerufen, reagierte der Verband zunächst zurückhaltend. "Wir waren uns am Anfang nicht sicher, ob das Begehren vom Innenministerium tatsächlich genehmigt wird."

Dafür wirbt der Vorsitzende im Kolpinghaus nun umso leidenschaftlicher dafür. Auch ohne Mikro trägt seine Stimme bis in die letzte Reihe des Raumes. Anschaulich berichtet er vom Verschwinden der Rebhühner, dem Sterben der Schmetterlinge. Mit seinem Vortrag trifft er den Nerv seiner Zuhörer. Vor allem bei seiner lebendigen Schilderung über den Tod vieler Lebewesen durch riesige Mähmaschinen müssen viele schlucken.

Wie sehr das Thema bewegt, merkt man auch an der regen Beteiligung des Publikums. Vor allem zum Volksbegehren werden viele Fragen gestellt. Insbesondere in der Unvereinbarkeit von Arbeits- und Rathausöffnungszeiten sehen viele ein Problem. Für solche Fälle gebe es ein Formular, erklärt Alexa Zierl, Vertreterin des Aktionsbündnis Fürstenfeldbruck, das das Volksbegehren unterstützt. "Damit kann man in jedem Rathaus unterschreiben." Alternativ sei es möglich, eine Vollmacht für einen Bekannten auszustellen, der dann stellvertretend die Unterschrift leisten kann.

Einige wollen sich aber auch darüber hinaus engagieren. "Wie kann man denn im eigenen Garten schon für eine Verbesserung sorgen?" fragt eine Frau am Ende des Abends. Das sei denkbar einfach, sagt Schäffer: Durch weniger Rasenmähen und die Vermeidung von Pflanzenschutzmitteln. "Am besten ist es, wenn Sie einige Stellen im Garten einfach in Ruhe lassen."

© SZ vom 22.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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