Solo-Recital:Auftritt daheim

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Dinis Schemann spielt in Gröbenzell und begeistert sein Publikum - auch mit einem kleinen Fehler. (Foto: Günther Reger)

Klavierabend mit Dinis Schemann in der Gröbenzeller Konzertreihe

Von KLAUS MOHR, Gröbenzell

Klassischer kann ein Konzert kaum sein: In einem Klavierabend im Rahmen der Gröbenzeller Konzertreihe erklangen im Saal der Rudolf-Steiner-Schule am Samstag Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Frédéric Chopin. Für alle drei Künstler war das Klavier künstlerische Heimat, alle drei Komponisten vertrauten diesem Instrument entscheidende Marksteine ihres Oeuvres an. Und doch sind solche Klavierabende im Landkreis selten geworden: Die Fokussierung auf nur einen Musiker und die Beschränkung auf nur einen Instrumentalklang entspricht zumindest auf den ersten Blick vielleicht nicht der Vielfalt unserer Zeit. Dabei fordert kaum eine Konzertform mehr die ungeteilte Aufmerksamkeit des Interpreten als ein Solo-Recital. Hinzu kommt der höchst sensible Umgang mit allen Schichten eines musikalischen Kunstwerks, die in jedem Moment in die richtige Balance zueinander gebracht werden müssen. Am Flügel saß der künstlerische Leiter der Gröbenzeller Konzertreihe, Dinis Schemann. Er ist auf vielen musikalischen Feldern unterwegs, seit einiger Zeit auch mit solistischen Klavierabenden.

Seine Anspannung, vor "heimischem" Publikum aufzutreten, war von Anfang an spürbar. Am Ende jedoch wurde aus einem Zufall heraus deutlich, dass das zum Sprichwort gewordene Zitat, nach dem der Prophet im eigenen Land nichts gilt, hier alles andere als zutreffend ist. Dinis Schemann griff im letzten Stück, einem Scherzo Chopins, so offensichtlich daneben, dass es für die Zuhörer nicht mehr kaschiert werden konnte. Seine Befürchtung, jetzt mit faulen Eiern beworfen zu werden, trat jedoch nicht ein. Stattdessen feierte das Publikum Dinis Schemann aus Dankbarkeit, was diesem fast die Sprache verschlug. Die Zuhörer wissen das Engagement und die Musikalität der Schemanns seit über einem Vierteljahrhundert sehr zu schätzen und fanden Gefallen an dieser absolut menschlichen Seite des ausgezeichneten Pianisten.

Das Programm des Abends hatte eine chronologische Reihung. Die kleineren Formate der Stücke von Frédéric Chopin nach der Pause waren in ihrer individuellen Klanglichkeit treffend charakterisiert. In der Polonaise op. 40 Nr. 1 waren die vollgriffigen Akkorde sehr klangvoll ausgeleuchtet und der tänzerische Charakter durch das nuancierte Spiel gut akzentuiert. Mit Spannkraft und höchster Konzentration gelangen die Etüden Chopins. Bei der ersten in c-Moll (op. 25 Nr. 12) begannen die Töne des Flügels durch die ständigen Akkordbrechungen über die ganze Tastatur brillant zu leuchten. Als Klangstudie mit singender Führung der Melodiestimme konnte der Hörer die zweite (op. 25 Nr. 7) wahrnehmen.

Mozarts Klaviersonate in F-Dur KV 332 hatte den Abend eröffnet. Das Tempo des Kopfsatzes (Allegro) war sehr rasch genommen, wodurch Spannungsbögen stringent gezogen werden konnten. Dinis Schemann investierte hier viel Energie und Intensität, so dass die verspielte Komponente besonders gut hörbar wurde. Leider ging manches Detail für den Zuhörer etwas unter, so dass ein mitunter etwas verhetzter Eindruck entstand. Im Adagio waren die dynamischen Unterschiede nicht zu polarisierend umgesetzt, so dass eine melodisch geführte Einheitlichkeit entstand. Mit virtuosem Schwung und sehr transparent im Anschlag beschloss ein Allegro assai die Sonate. Beethovens so genannte "Mondscheinsonate" in cis-Moll op. 27 Nr. 1 hatte einen wunderbar in sich ruhenden langsamen Kopfsatz mit klanglicher Tiefe. Pulsierend und mit vorwärts treibender Melodielinie kontrastierte das abschließende Presto agitato damit beeindruckend. Am Ende gab es noch zwei Chopin-Etüden Chopins als Zugabe.

© SZ vom 26.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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