Silvester in Fürstenfeldbruck:Böller versus Klimaschutz

Lesezeit: 2 min

Die Lasershow gilt als umweltschonende und auch für Tiere verträglichere Alternative zum Feuerwerk (hier die Vorführung einer auf solche Events spezialisierten Firma aus Egenhofen). (Foto: Carmen Voxbrunner)

Feuerwerke geraten wegen Feinstaubs in den Fokus. Brucker Fachbeiräte fordern den Verzicht, während Eichenau seinen Bürgern keine Vorschriften machen will. Olching bietet mit einer Lasershow eine Alternative an

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

In etlichen Stadt- und Gemeinderäten des Landkreises ist heuer über die Silvesterfeuerwerke diskutiert worden. Zu einem Appell an die Bürger, darauf zu verzichten, oder gar einem Verbot konnte sich jedoch keine Kommune durchringen. In Olching wird es eine Lasershow geben. Und Puchheim veranstaltet bereits zum dritten Mal ein kommunales Feuerwerk. In Fürstenfeldbruck, wo es als klimaschonende Alternative immerhin eine Wanderung mit Lampions geben wird, fordern Umwelt- und Stadtjugendrat das Ende der Knallerei.

Die Feuerwerke waren immer schon umstritten. Das Motto "Brot statt Böller" zielte auf den Zusammenhang von Verschwendung und Armut, heute geht es um Umweltschutz. In der Neujahrsnacht 2018 wurden rund 4500 Tonnen Feinstaub in Deutschland produziert, das entspricht etwa der Menge, die der Autoverkehr in knapp zwei Monaten ausstößt. Dazu werden Chemikalien freigesetzt, der Lärm versetzt Tiere und Menschen, vor allem Kinder und Senioren, in Stress, es kommt zu Bränden und Verletzungen und am Ende bleibt ein Müllberg zurück. Eine ganze Reihe von Kommunen in Oberbayern, darunter München, Bad Tölz, Erdingsowie Murnau, haben die Ballerei nun komplett oder teilweise untersagt.

In Germering haben etliche Bürger die Stadt aufgefordert, alle Feuerwerke zu verbieten, erzählt Veit Gundermann, der Leiter des OB-Büros. Laut Landratsamt fehlt Kommunen dazu freilich die juristische Handhabe. Allerdings können Feuerwerke, egal ob privat oder gewerblich, aus Sicherheitsgründen verboten werden sowie in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Gebäuden und Anlagen, die besonders feuergefährdet sind wie manch denkmalgeschütztes Objekte. Das ist für Germering keine Option. "Wir haben keine Altstadt, die wir schützen müssen", sagt Gundermann.

In Eichenau wurde ein zentrales Feuerwerk auf der Wiese neben dem Rathaus verworfen, weil in der Nähe die Kirche steht. Dort debattierten im Mai erst der Umweltbeirat, dann der Gemeinderat kontrovers über einen Antrag der Grünen, private Feuerwerke zugunsten des zentralen Events zu verbieten. Die Mehrheit der Politiker wollte aber die persönliche Freiheit der Bürger nicht einschränken. Eine Lasershow lehnte die Mehrheit ab, weil sie kein adäquater Ersatz sei und den Mitarbeitern im Rathaus die zusätzliche Arbeit, die mit der Organisation verbunden wäre, nicht zugemutet werden könne.

In Olching votierte eine Mehrheit aus CSU, FW und FDP im Juli gegen ein kommunales Feuerwerk. Als Alternative zum Böllern lädt dort die Bürgerinitiative Umwelt- und Klimaschutz für Olching gegen Mitternacht zu einer Lasershow auf dem Nöscherplatz ein. In Gröbenzell verwarf eine große Mehrheit aus CSU, Grünen und SPD eine zentrale Veranstaltung. In Puchheim gibt es ein solches kommunales Feuerwerk am Rathausweiher. In Germering veranstaltet die Burschenschaft seit 2005 schon am Tag vor Silvester eine große Party vor der Stadthalle mit einem Feuerwerk als Höhepunkt.

Im Brucker Umweltbeirat hält man wenig von zentralen Aktionen. "Ich glaube nicht, dass das irgendjemand davon abhält, sein privates Feuerwerk zu veranstalten", sagt der Vorsitzende Georg Tscharke. Der Stadtjugendrat und der Umweltbeirat von Bruck wollen am liebsten überhaupt kein Feuerwerk mehr haben, wie es in einem gemeinsamen Papier zum Klimaschutz heißt. "Die Frage ist doch, warum brauchen wir das überhaupt an Silvester?", sagt Tscharke. Er setzt auf Aufklärung. Die Botschaft: Finger weg von Feuerwerken! Als ersten Erfolg wertet der Umweltbeirat, dass die Stadt beim Volksfest auf die Knallerei verzichtet. Andere Kommunen und Veranstalter könnten sich daran ein Beispiel nehmen. Die Lasershow, die in Bruck stattdessen veranstaltet werden soll, ist wegen des Energieverbrauchs und der Lichtverschmutzung allerdings auch nicht unumstritten. In Bruck ruft die ÖDP an Silvester zu einem Spaziergang entlang der Amper mit Lampions und Laternen auf (Treffpunkt um 23.30 Uhr an der Stadtbibliothek Aumühle).

© SZ vom 31.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: