Sichere Wege:Bäume unter Beobachtung

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Den Auwald an der Amper in Olching erkundet eine Gruppe von interessierten Bürgern. (Foto: Günther Reger)

Führung durch Amperauen in Olching stößt auf großes Interesse

Von Katharina Knaut, Olching

Als sich die Gruppe an der Brücke am ehemaligen Hotel Mühlbach trifft, hat es ausnahmsweise aufgehört zu regnen. Schön ist das Wetter trotzdem nicht: Graue Wolken ziehen über den Himmel, der Boden ist feucht und schlammig, die Temperatur empfindlich kühl. "Im Moment schaut das Wetter gut aus", verkündet Thomas Neubert vom städtischen Amt für Grünordnung und Umweltschutz trotzdem. Gut zumindest für die Bäume der Amperauen, einem Waldstück mitten in Olching, das von Mühlbach und Amper eingegrenzt ist und durch das Neubert zusammen mit Jürgen Belz vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an diesem Tag führt.

Die Zuhörer zeigen sich sehr interessiert und stellen etliche Fragen. Genau das wollte man mit der Veranstaltung erreichen, meint Neubert. Mit der Führung sollen die Bürger mehr erfahren, über die Natur und die Arbeit und die Maßnahmen der Stadt in diesem Bereich. "Wir erhalten öfter Anfragen, wenn wir einen Baum entnehmen", erklärt Neubert. "Und das berechtigt", wie er hinzufügt. Es sei wichtig und gut, dass die Bevölkerung sich dafür interessiere. Oft sei das Fällen aber notwendig, vor allem aufgrund der Verkehrssicherheit. Das möchte er vermitteln. Außerdem wolle man mit den Bürgern das Gespräch suchen. Ein Vorhaben, das auch gelingt. In der ruhigen Atmosphäre des Waldes zwischen Kiefern, Ahorn und Pappeln entspannen sich rege und zum Teil hitzige Diskussionen. Wie sehr die Leute das Thema beschäftigt, sieht man auch allein an der großen Teilnehmerzahl: Mehr als 30 Personen haben sich trotz des mäßigen Wetters eingefunden. Und sie stellen auch noch Fragen, als es wieder zu regnen beginnt.

Zweieinhalb Stunden führen Neubert und Belz durch den Wald, erklären warum der Bestand an Eschen sehr zurückgegangen ist, reden über die Bedrohung der Kiefern durch den Borkenkäfer und vermitteln vor allem, warum es manchmal nötig ist, Bäume zu fällen. Zur Verdeutlichung verlassen sie auch einmal die breiten Kieswege und dringen zwischen die Bäume vor. Die Besucher folgen über feuchte Erde und welke Blätter, bis der Bewuchs sich schließlich zu einer kleinen freien Lichtung öffnet, umgeben von hohen Stämmen und kahlen Ästen.

An dieser Stelle im Wald wachsen vor allem Bergahorn und Eschen, erklärt Belz. Wobei Letztere im Bestand deutlich zurückgegangen sind. "Durch das Eschentriebsterben hat diese Art sehr gelitten", so Neubert. Auslöser ist eine pilzliche Erkrankung, die aus Asien eingeschleppt wurde, sich im Blatt entwickelt und die Wurzeln angreift. "Befallene Bäume erkennt man unter anderem an den Büscheln in der Krone", erklärt Neubert und deutet auf einige hohe Stämme mit rauer, teilweise moosbewachsener Rinde. Ist ein Baum befallen, muss man schnell handeln: Aufgrund der Krankheit werfen die Bäume häufig Äste ab, erreicht der Erreger die Wurzeln, kann sogar der ganze Baum brechen. Daher müssen befallene Eschen oft gefällt werden, auch außerhalb des Waldes. Andernfalls wäre es eine Gefahr für den Verkehr. Auch die große Esche neben der Kirche am Nöscherplatz sei ein Problemfall, sagte Neubert. "Hier kommt es vielleicht auch zur Fällung, aber wir beobachten das noch."

Insgesamt können die Teilnehmer die Argumentation nachvollziehen. Nur die Maßnahmen innerhalb des Waldes leuchten nicht jedem ein. "Dass es innerhalb der Stadt nötig ist, ist ja in Ordnung. Aber Verkehrssicherung im Wald?", fragt eine Frau. Vor allem gehe es um die Verantwortung, erklärt Belz. "Wenn etwas passiert, wer übernimmt dann die Haftung?" Bei gewidmeten Wegen, die die Eigenschaft einer öffentlichen Straße besitzen, sei man in der Pflicht, sie zu sichern. Andernfalls besteht keine eindeutige Rechtslage, man orientiere sich lediglich an Richtersprüchen. Allgemein gelte aber das Prinzip, dass waldtypische Gefahren, beispielsweise herabfallende Tannenzapfen oder auch Äste, in Kauf zu nehmen sind.

Insgesamt sind die Besucher am Ende der Begehung sehr zufrieden. "Es war gut, dass man mal die Hintergründe erfahren konnte", meint eine Frau. Dazu braucht man auch nicht bis zu einer nächsten Veranstaltung zu warten. Sowohl Neubert als auch Belz bieten an, für Fragen zur Verfügung zu stehen.

© SZ vom 19.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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