Serie Partnerstädte:Nach Erdöl gesucht und heißes Wasser gefunden

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In ihrer typischen Tracht treten die Tänzer aus Zalakaros bei einem Besuch in Puchheim auf. (Foto: privat)

Das nur 2000 Einwohner zählende Zalakaros in Ungarn boomt dank seines Thermalbades und bietet Erlebnisbad, Fünf-Sterne-Hotels und guten Wein

Von Peter Bierl, Puchheim

Der Kontrast zwischen den einfachen Bauernhäusern an der Hauptstraße und den schicken Hotels entlang der Nebenstraßen hat etwas skurriles. Das seltsame Ensemble ist architektonischer Ausdruck der steilen Karriere, die Zalakaros, eine Partnerstadt Puchheims in der Nähe des Plattensees in Ungarn, in einem halben Jahrhundert hingelegt hat. Zalakaros war ein typisches, kleines ungarisches Straßendorf. Die kleinen Häuser links und rechts aufgereiht, mit Gärten und Feldern dahinter. Die Fassaden haben in der Regel zwei und bei den Wohlhabenderen sind es drei Fenster. Das geht auf die Fenstersteuer der Kaiserin Maria Theresia zurück, die sich an der Zahl der Öffnungen bemaß.

In den Sechzigerjahren wurde in Ungarn, ähnlich wie in Österreich und Bayern, nach Erdöl gebohrt - allerdings ziemlich erfolglos. Dafür schoss in Zalakaros heißes Wasser aus dem Untergrund und bescherte dem Dorf nach dem Ende des Gulaschkommunismus einen Wohlstand, der ins Auge sticht, weil das übrige Land in Armut versinkt. Im Vergleich zur Nachbarstadt Nagykanisza, der zweiten Partnerstadt Puchheims in Ungarn, ist Zalakaros reich.

In den Nebenstraßen stehen heute schöne und große Hotels, einige zieren fünf Sterne, sowie jede Menge Restaurants. Der Kurbetrieb bietet Arbeitsplätze für Einheimische und Auswärtige, selbst die Roma, die sonst diskriminiert werden, finden Arbeit. Zalakaros ist heute die kleinste Stadt Ungarns mit gerade einmal 2000 Einwohnern, dafür aber rund 8000 Gästebetten. Viele Einwohner leben während der Saison in ihren Garagen oder im Keller und vermieten ihre Häuser und Wohnungen an Urlauber.

Die Verständigung ist kein Problem. In Ungarn sprechen viele Ältere Deutsch und Jüngere lernen Deutsch und Englisch in der Schule. In Zalakaros sind alle dermaßen auf Tourismus eingestellt, dass man sogar mit Dänisch oder Französisch weiterkommt, erzählt Maria Nagel, Vorsitzende des Deutsch-Ungarischen Vereins in Puchheim. Sie selber ist in Budapest geboren, lebt seit 1972 in Deutschland und wohnt mit ihrer Familie seit 1987 in Puchheim.

Vor der Wende reisten vor allem Verwandte und Bekannte aus West- und Ostdeutschland in das Heilbad von Zalakaros. Heute sind es neben Besuchern aus dem Westen vor allem Reisende aus Russland, die in das Thermalbad zur Kur kommen, erzählt Nagel. Sie ist begeistert von dieser "liebenswerten kleinen Stadt", die seit 1991 mit Puchheim verbunden ist.

Das Heilbad wurde seit den Anfängen immer weiter ausgebaut, es gibt dazu heute ein Erlebnisbad, Wellness und einen Kinderbereich, in dem ein ziemlicher Trubel herrscht, mit lauter Musik, und allen möglichen Rutschen, die Nagels Enkel bereits alle ausprobiert haben. Derzeit wird gerade ein Warmwassersee neben der Heilquelle angelegt, der sich aus dem Wasser speist, das täglich durch die Therme fließt.

Wer genug von heißem Wasser und Wellness hat, dem empfiehlt Nagel einen Ausflug in die Umgebung. In Richtung Plattensee liegt ein großes Naturschutzgebiet, ein ornithologisches Paradies, wie Nagel sagt, in dem neben heimischen Tieren auch Zugvögel Zwischenstation einlegen. Außerdem liegt Zalakaros in einem Weinanbaugebiet. Jedes Jahr wird ein "Wein der Stadt" gekürt.

© SZ vom 03.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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