Serie: Der Ferienreporter:Hausmeister mit Community

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Der Gang zur Zeitungsbox gehört für Sebastian Melcher morgens zu den ersten Tätigkeiten als Hausmeister des Gymnasiums Olching. (Foto: Günther Reger)

Sebastian Melcher ist seit fünf Jahren am Gymnasium Olching. Bei Facebook folgen ihm nicht nur Schüler

Von Verena Niepel, Olching

Er ist ein Hausmeister, den man einfach mögen muss. Sebastian Melcher ist keiner, der mürrisch durch die Gänge des Olchinger Gymnasiums schlappt. Mit seinen vielen Tattoos und seiner entspannten Ausstrahlung wirkt er eher wie einer, mit dem man gerne befreundet sein möchte. Melcher gibt sein Alter mit "fast so alt wie die Schule" an - das Gymnasium gibt es seit 1971 - , und er ist einer, der den Schülern mit Rat und Tat zur Seite steht, wenn sie mal nicht weiter wissen. Am Dienstag sind sie wieder da, seine Schüler, dann geht der Hausmeister-Alltag nach sechs Wochen Pause wieder los.

Tatsächlich bekommt er viele Freundschaftsanfragen, und zwar auf Facebook, wo er unter dem Namen "Hausmeister Gymnasium Olching" und dem Spruch "Trust me. I'm a Handwerker" postet. Über 450 Personen folgen ihm inzwischen online und kommentieren fleißig alles, was Melcher berichtet. Doch viel hatte er in den Sommerferien nicht zu berichten. Zumindest nicht in der Schule. Melcher hat nun endlich einen Garten, nachdem ein vier Jahre alter Bauzaun endlich aus der Grünfläche entfernt wurde. "Den habe ich mal auf Vordermann gebracht, aber es gibt immer noch viel zu tun", sagt der Hausmeister.

Im Olchinger Gymnasium wird es erst zum Schulanfang wieder lebendig. "Egal, ob es ein verstopftes Klo gibt oder die Lampen kaputt sind, ich bin für alles zuständig", erzählt Sebastian Melcher. Des Öfteren muss er auch mal ein Schloss aufbrechen. "Manchmal verbiegen die Schüler den Schlüssel oder brechen ihn ab", erzählt er und grinst bei dem Gedanken daran.

An einem normalen Arbeitstag ist er als Erster im Gebäude. Um 6.45 Uhr sperrt er die Schule auf. Ein paar ganz fleißige Schüler kommen schon kurz nach 7 Uhr. Bis 15 Uhr kümmert er sich um benötigte Materialien und repariert, was kaputt ist. Dann ist Feierabend, außer wenn mal eine Abendveranstaltung ist, die er noch betreuen muss.

Es gibt immer viel zu tun, doch seitdem er einen Vertreter hat, muss er nicht mehr so viele Überstunden machen. Falls doch welche anfallen, nimmt er es gelassen. "Überstunden gehören bei dem Job dazu", sagt Melcher, als habe er bereits sein Leben lang in dem Beruf gearbeitet. Dabei war der Weg zum Hausmeister eher Zufall. Der gebürtige Olchinger hatte Trockenbauer und Schlosser gelernt. Eines Tages las er die Anzeige, dass die Schule einen Hausmeister sucht. "Das klang viel abwechslungsreicher als meine bisherigen Jobs." Das war 2011. Bis heute macht er seinen Job gerne. "Ich kann viel frei Hand machen und es wird nie langweilig, außerdem mag ich es, unter Menschen zu arbeiten", sagt er und ruft seinem Kollegen auf dem Pausenhof zu: "Ich hab den Container bestellt!" Der junge Mann gegenüber ruft einen Dank zurück: "Das ist echt toll von dir!".

Melcher scheint sehr beliebt zu sein. Wohl deswegen werden ihm auch die Späßchen auf Facebook verziehen. Zum Beispiel stellte er einmal eine ganze Bilderserie über Quer-Parker zusammen, die mit ihrem Auto gleich zwei Parkplätze auf dem Lehrerparkplatz auf einmal besetzten. "So was amüsiert die meisten", schmunzelt er - und freut sich schon auf das neue Schuljahr.

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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