Schulverbund vor dem Aus:Gröbenzell lässt Mittelschule platzen

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Weil es am Ort keine fünften bis siebten Klassen mehr gibt, stimmt der Gemeinderat dem Kooperationsvertrag nicht zu.

Wolfgang Krause

Die gemeinsame Mittelschule der Gemeinden Puchheim, Gröbenzell, Eichenau und Emmering steht vor dem Aus. Nachdem in Gröbenzell nicht die erforderlichen 15 Schüler für die fünfte, sechste und siebte Hauptschulklasse zusammenkommen, weigerte sich der Gemeinderat am Donnerstag, den bereits ausgehandelten Kooperationsvertrag zu genehmigen. Damit ist für den Puchheimer Bürgermeister Herbert Kränzlein (SPD) klar: "Für dieses Schuljahr ist die Mittelschule aus dem Rennen. Es bleibt bei der Hauptschule."

Nachdem in Gröbenzell nicht die erforderlichen 15 Schüler zusammenkommen, lehnte der Gemeinderat den bereits ausgehandelten Kooperationsvertrag ab. (Foto: ddp)

Die Gröbenzeller Entscheidung war nur möglich, weil die Ratifizierung von der Gemeindeverwaltung verschleppt worden war. Hintergrund sind die höheren Kosten der Mittelschule. Gröbenzell müsste sich in dem Vertrag für fünf Jahre binden und eine Umlage zahlen, obwohl es mittelfristig möglicherweise selbst gar keine Hauptschule mehr hätte. Die jetzt fälligen Gastschulgebühren würden dann zusätzlich anfallen. "In dieser Situation kann ich nicht empfehlen, dass wir dem Schulverbund zustimmen", so Bürgermeister Dieter Rubenbauer (CSU) im Gemeinderat.

Auf seinen Vorschlag wurde einstimmig beschlossen, bis zur Ferienausschusssitzung im August eine Lösung für die betroffenen Kinder zu suchen. Ob diese zur Mittelschule führt, ist laut Rubenbauer offen. Während sein Emmeringer Kollege Michael Schanderl (FW) am Freitag davon ausging, dass sich ein Schulverbund auch ohne Gröbenzell realisieren lässt, schloss Kränzlein dies aus. Der von den anderen Gemeinden bereits genehmigte Vertrag sei hinfällig, wenn Gröbenzell nicht mitmache.

Dass die fünfte Klasse in Gröbenzell wegen der hohen Übertrittsquote nicht zustande kommen würde, war bereits Anfang der Woche klar. Am Donnerstag stellte sich laut Rubenbauer nun heraus, dass auch in der künftigen sechsten Klasse nur 13 und in der siebten nur 14 Schüler wären. Weil lediglich eine Klasse weniger als 15 Schüler haben darf, ging Rubenbauer in der Sitzung davon aus, dass eine weitere Klasse auf andere Schulen verteilt werden müsste. Laut Schulamtsdirektor Joachim Linkert gilt die Ausnahmeregel aber nur für vollständige Hauptschulen.

Nach seinen Angaben werden deshalb wohl beide Klassen nicht zustande kommen. Anders als bei den Fünftklässlern, die in Puchheim aufgenommen werden, ist allerdings noch nicht klar, wo die Sechst- und Siebtklässler unterkommen. In Puchheim können nämlich nur so viele Schüler aufgenommen werden, bis die Teilungsgrenze für eine zusätzliche Klasse erreicht ist, weil das Schulgebäude an seine Kapazitätsgrenze stößt. Eine Alternative wäre laut Linkert Olching. In Eichenau ist das Ende der Hauptschule bereits besiegelt. Dort gibt es im nächsten Schuljahr nur noch eine neunte Klasse.

Sprengsatz im System

Dass man den umgekehrten Weg geht und Schüler im Zuge der ursprünglich geplanten Mittelschule von Puchheim nach Gröbenzell schickt, scheidet aus. Anders als zunächst gedacht, haben hier die Eltern trotz des gemeinsamen Schulsprengels das uneingeschränkte Wahlrecht, in welche Schule sie ihr Kind schicken. Das geht laut Rubenbauer so weit, dass in Germering ohne Zustimmung der Eltern kein Ausgleich zwischen beiden Hauptschulen geschaffen werden kann, auch wenn sich die Schulwege der betroffenen Kinder verkürzen.

Hier gibt es neun Siebtklässler in der einen, 28 in der anderen Schule. Laut Kränzlein widerspricht diese Stärkung des Elternrechts dem erklärten Ziel von Kultusminister Spaenle (CSU), Schulstandorte zu erhalten. "Mit dieser späten und falschen Entscheidung ist ein Sprengsatz ins System gelegt worden, der jetzt brutal hochgegangen ist", sagte der Puchheimer Bürgermeister.

© SZ vom 24.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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