Schule:Der zweite Weg

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An diesem Montag beginnen für 650 Schüler an der Fach- und Berufsoberschule die Abschlussprüfungen. Sie stellen damit inzwischen schon 43 Prozent aller Abiturienten im Landkreis

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Immer mehr junge Menschen legen ihr Abitur nicht am Gymnasium ab, sondern an den sogenannten beruflichen Oberschulen. Im Landkreis Fürstenfeldbruck kommen in diesem Jahr 43 Prozent der insgesamt mehr als 1500 Abiturienten von der Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS). Für die etwa 650 Abiturienten der FOS/BOS in Fürstenfeldbruck beginnen die Abschlussprüfungen an diesem Montag. Das Programm ist mit vier Prüfungen innerhalb von fünf Tagen dicht gedrängt.

Der Trend, dass das Abitur kein Alleinstellungsmerkmal der Gymnasien mehr ist, hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt. In München stammt bereits die Hälfte der Studienberechtigungen von den beruflichen Oberschulen, zu denen FOS und BOS zusammengefasst werden. "Der Weg ist beliebt", weiß auch Otto Kolbe, Schulleiter der Brucker FOS/BOS, die 2003 gegründet wurde und seither so schnell gewachsen ist, dass der Neubau auf dem Tulpenfeld schon beim Bezug wieder zu klein war. "Die Zahlen haben sich bayernweit in den letzten zehn Jahren verdoppelt".

In der Regel enden Fach- und Berufsoberschule mit dem Besuch der zwölften Jahrgangsstufe, wie jetzt für etwa 500 Schüler der Brucker Einrichtung. Etwa 100 Schüler haben noch eine 13. Klasse dran gehängt und erhalten bei bestandener Prüfung die fachgebundene Hochschulreife oder - mit dem Nachweis einer zweiten Fremdsprache - sogar die allgemeine Hochschulreife. Sie können dann nicht nur an einer Fachhochschule studieren, sondern wie die Abiturienten vom Gymnasium auch sämtliche Studiengänge an den Universitäten absolvieren. Zusätzlich legen an der Brucker FOS/BOS auch etwa 40 Schüler der Dualen Berufsausbildung mit Fachhochschulreife (DBFH) ihre Abiprüfungen ab. Diese Schüler haben eine zweieinhalbjährige Berufsausbildung bei BMW sowie ein halbes Jahr Vollzeitunterricht an der FOS/BOS hinter sich und machen nun ihr Fachabitur.

Für die Fach- und Berufsoberschüler ist am Montag Deutsch das erste schriftliche Prüfungsfach, am Dienstag folgt das sogenannte Profilfach in der jeweiligen Ausbildungsrichtung Technik, Wirtschaft oder Sozialwesen. Nach dem Ruhetag am Mittwoch sind die Englisch- und Mathematik-Prüfungen am Donnerstag und Freitag an der Reihe. Die mündlichen Prüfungen im Fach Englisch fanden bereits vergangene Woche statt. In Fünfergruppen mussten die Schüler dabei ein Thema diskutieren, das sie kurz zuvor gestellt bekamen. Die mündlichen Tests in Deutsch, Mathe und im Profilfach finden dann Ende Juni/Anfang Juli statt. Für jene, die eine Prüfung nicht bestehen oder ihren Notenschnitt noch verbessern wollen, sind dann noch freiwillige mündliche Prüfungen möglich.

Die schriftlichen Tests finden in den Klassenräumen statt. Seit die FOS/BOS mit Beginn des Schuljahres den Anbau an das Schulzentrum beziehen konnte, können während der Prüfungsphase auch die derzeit 22 elften Klassen allesamt im Haus bleiben. In den vergangenen Jahren hatte ein Teil von ihnen vorübergehend in den früher benutzten Pavillon ausweichen müssen, damit Platz für die Prüfungen ist. Damit die Prüflinge nicht gestört werden, wird in der kommenden Woche eigens der Gong, der das Ende der einzelnen Unterrichtsstunden ankündigt, abgeschaltet.

Die Schülerzahlen an der Brucker FOS/BOS sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen - auf insgesamt 1400 in diesem Jahr. Im neuen Schuljahr werden erstmals weniger Schüler nachrücken. Nach ersten Berechnungen wird Schulleiter Kolbe nur noch 19 oder 20 elfte Klassen statt wie bisher 22 bilden müssen. Das hat vor allem damit zu tun, dass im Landkreis Starnberg nun der dritte Anlauf zu einer eigenen FOS erfolgreich war. Bislang hatten Schüler aus dem Nachbarlandkreis die Fachoberschule in Fürstenfeldbruck besucht, im Herbst nimmt in der Stadt Starnberg eine eigene FOS mit je zwei elften Klassen in den Fachrichtungen Wirtschaft und Soziales den Betrieb auf. Zum anderen hatten sich in Fürstenfeldbruck weniger Interessenten für den Sozialzweig beworben, dafür aber etwa 90 Schüler für den neuen Zweig Gesundheit eingeschrieben. Der läuft von Herbst an als Schulversuch in Fürstenfeldbruck. Zwei Klassen dafür sind genehmigt, eine dritte hat die Brucker FOS wegen des Andrangs nun beim Bayerischen Kultusministerium beantragt.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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