Schule:Brucker Sprengel bleibt

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Stadträtinnen blitzen bei Haushaltsberatungen mit einem folgereichen Einsparvorschlag ab

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Idee klingt auf den ersten Blick bestechend - Alexa Zierl (Die Partei und Frei) und Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) sind jüngst bei der Suche nach Einsparmöglichkeiten in der arg defizitären Haushaltsplanung fündig geworden. Ihr Vorschlag: die Erweiterung der Philipp-Weiß-Schule verschieben oder deutlich reduzieren und lieber die an der Cerveteristraße geplante zusätzliche Grundschule größer bauen. Unterm Strich spare das mehrere Millionen.

Einer der Haken wäre freilich der Zuschnitt der Sprengel, mit denen festlegt wird, aus welchen Vierteln die Grundschüler welche Schule benutzen müssen. Michael Maurer, bei der Stadt für Schulen zuständig, warnte den Finanzausschuss eindringlich davor, den vor einem Jahr einstimmig gefassten Stadtratsbeschluss wieder zu kassieren und das Sprengel-Paket aufzuschnüren, auf das sich die Stadt mit den Schulleiterinnen, dem staatlichen Schulamt, der Regierung von Oberbayern sowie den Elternbeiräten in monatelangen Verhandlungen geeinigt hatte. Denn Größe und Zuschnitt des Sprengels entscheiden nicht nur über die Länge des Schulwegs, sondern auch über die Zahl der Kinder, die die entsprechende Schule besuchen. Fällt diese Zahl unter eine vorgegebene Schwelle, dann wird damit der Fortbestand von Schulprofilen aufs Spiel gesetzt. Der Verlust eines solchen Profils, wie im Fall der Richard-Higgins-Schule das Inklusionsprofil, aber bedeutet in der Regel deutlich weniger Lehrerstellen und damit aus pädagogischer Sicht einen Rückschritt.

Maurer widersprach erneut der Hoffnung, der Verzicht auf den Anbau an die Philipp-Weiß-Schule erspare der Stadt etwa vier Millionen Euro. Statt dessen solle man die neue Grundschule West lieber größer planen. Würde der Neubau von drei auf vier oder sogar fünf Züge aufgestockt, könnten auch Kinder aus Puch und Aich dorthin geschickt werden, so die Hoffnung. Erneute Berechnungen hätten aber ergeben, so Maurer, dass sich nicht nur die für 2022 angesetzte Fertigstellung des Projekts an der Cerveteristraße verzögern würde, sondern sich auch die Kosten unterm Strich um maximal 900 000 Euro reduzieren würden.

Der Sozialexperte lehnte es ebenso wie Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) und Schulreferentin Claudia Calabrò (SPD) ab, dafür wieder bei null anzufangen und er ist der Überzeugung, dass das heute gesparte Geld spätestens morgen doch wieder benötigt wird. Weil in einigen Neubaugebieten im Bereich der Philipp-Weiß-Schule noch nicht besonders viel vorangeht, könnte man den Anbau an die Einrichtung und damit den Beginn der Umstellung von drei auf vier Züge zwar um ein Jahr verschieben, gleichwohl brauche man bereits jetzt mehr Platz für Hort und Mittagsbetreuung, so Maurer.

Auch Calabro warnte eindringlich davor, "dieses Fass noch mal aufzumachen". Sie habe "so einen Hals bekommen", als sie ein paar Tage vor der Fachausschusssitzung das an die Stadträte adressierte Rundschreiben Geißlers erhalten habe - "das haben wir doch alles schon durchdiskutiert, das geht gar nicht." Ähnlich sahen das CSU-Fraktionschef Andreas Lohde und Fraktionskollegin Beate Hollenbach, während Klaus Quinten (BBV) zwar die Haushaltsdebatte als falschen Zeitpunkt für einen solchen Vorschlag ansah, eine Wiedervorlage im Schulausschuss aber befürwortete.

Rückendeckung erhielten Zierl und Geißler von Herwig Bahner (FDP), der sich gegen Denkverbote aussprach und bestreitet, dass eine fünfzügige Schule zwangsläufig "ein Moloch" ist. Angesichts der begrenzten finanziellen Spielräume der Stadt sei es durchaus sinnvoll, nach einer "etwas günstigeren Goldrandlösung" zu suchen. Und das sei "schon auch der Job der Dritten Bürgermeisterin", findet Bahner.

© SZ vom 19.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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