Schöngeising:Weg mit den bösen Geistern

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Irgendwie gruselig, diese Amperperchten. Gesehen dieser Tage am Jexhof. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Amperperchten mit ihren dämonisch wirkenden Masken treiben am Jexhof ihr Unwesen - kontrolliert allerdings, zur Unterhaltung der Besucher

Von Ariane Lindenbach, Schöngeising

Es dämmert schon arg an diesem Sonntag nach Weihnachten, dem letzten in diesem Jahr. Es ist die Zeit der Raunächte. Der Himmel über Schöngeising leuchtet noch in dunklem Blau, Richtung Westen weist ein schmaler Streifen auf die untergegangene Sonne hin. Hinauf geht es zum Jexhof, heute ein vom Landkreis betriebenes Bauernhofmuseum. Vor nicht einmal hundert Jahren wurde das Gehöft mitten in dem weitläufigen Wald zwischen Fürstenfeldbruck und Grafrath noch als Einödhof bewirtschaftet. Jetzt ist ein Großteil der schmalen Straße zugeparkt: Aus FFB, STA, LL, DAH sind sie nach Schöngeising gekommen, auch einige Münchner sind darunter, um zu sehen, wie die Amperperchten dort ihr Unwesen treiben.

Schemenhaft heben sich die Konturen des alten Dreiseithofs gegen den dunkler werdenden Himmel ab. Auf dem Vorplatz haben gut 200 Menschen - Alte und Junge, viele Eltern mit kleinen Kindern auf den Armen - einen Kreis um ein Lagerfeuer gebildet. Dort in der Mitte steht auch ein Mann, der Vorsitzende des Vereins. Mit ruhiger Stimme, die von einem kaum wahrnehmbaren dunklen Brummen aus den Lautsprechern untermalt wird, erzählt er die Geschichte von der Sagengestalt Perchta, die mit ihren Perchten in den Nächten zwischen den Jahren, den sogenannten Raunächten, durchs Land zog und eine wilde Jagd veranstaltete. In seiner Geschichte stellt Klaus Trnka auch manchen Irrglauben klar: "Perchten treiben nicht den Winter aus, sondern die bösen Geister des letzten Jahres", betont er. "Siehst, da hab' ich dir immer was Falsches gesagt", wispert eine Großmutter ihrem Enkelkind im Teeniealter zu. "Man hört sie schon kommen", sagt Trnka, nachdem er erklärt hatte, dass die Perchten mit ihren Glocken und Besen und dem stampfenden Tanz die bösen Geister vertreiben und die schlafenden Kräfte der Natur für das neue Wachstum wecken.

Die Menschenmenge wendet sich von Trnka und dem Feuer ab in Richtung Wald. Von dort ist ein leises, unverkennbar näherkommendes Bimmeln zu hören; eine gewisse Ähnlichkeit zu Kuhglockengeläut ist nicht von der Hand zu weisen. Da tauchen aus der Dunkelheit die ersten Fackeln auf. Das Bimmeln kommt näher, einige ganz Mutige nähern sich dem guten Dutzend Fackeln, dessen Konturen allmählich erkennbar werden.

Zottelige Gestalten mit mächtigen Hörnern auf den Köpfen und beeindruckenden Masken nähern sich mit Respekt einflößenden Gesten der Menschenmenge. Eine hastige, ruckartige Bewegung auf einen Zuschauer zu, kurz mit dem Reisigbesen aufgestampft - schon verschwindet der Neugierige in der Masse. Inzwischen haben alle Perchten den Vorplatz erreicht. Das an ihren Besen und Stäben glimmende Räucherwerk - ein weiteres Mittel, um das Böse zu vertreiben - erfüllt die Luft und verbreitet eine stechenden Geruch. "Das ist ja wie beim Silvesterfeuerwerk", brummt ein älterer Mann.

Inzwischen sind die Perchten in den Kreis eingetreten und beginnen ihren Tanz um das Feuer. Ein Percht wirft ein Pulver in die Flammen. Schlagartig, aber nur für Sekunden, wächst die Flamme auf beachtliche Größe. "Oh" und "Ah", geben die beeindruckten Zuschauer von sich. Während andere, mit Kamera oder Handy in der Hand, vor allem damit beschäftigt sind, den Auftritt für die Ewigkeit festzuhalten. Zum Abschluss, bevor sie wieder im Wald verschwinden, packen die Perchten einige Anwesende an Schultern oder Händen und tanzen mit ihnen hüpfend im Kreis. Auch wenn das etwas ruppig wirkt, vermittelt es doch vor allen Dingen sehr viel Positives.

Weitere Auftritte der Amperperchten: Samstag, 2. Januar, 16 Uhr, in Grafrath, Hauptstraße. Sonntag, 3. Januar, 16.45 Uhr, erneut am Bauernhofmuseum Jexhof. Eintritt frei.

© SZ vom 02.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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