Schöngeising:Vorerst gerettet

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Die Genossenschaft des Schöngeisinger Dorfladens beschließt, den Betrieb erst einmal aufrecht zu erhalten

Von Manfred Amann, Schöngeising

Mehr als zweieinhalb Stunden haben die 79 anwesenden Mitglieder der Genossenschaft teils kontrovers diskutiert. Am Ende haben sie dafür gestimmt, die einzige Einkaufsmöglichkeit im Ort, den Dorfladen, zur Deckung der Grundversorgung aufrecht zu erhalten. Der in eine finanzielle Schieflage geratene, genossenschaftlich geführte Laden hat aber nur dann Chancen zu überleben, wenn es gelingt, den Umsatz deutlich und dauerhaft zu steigern. Bis auf wenige Ausnahmen waren die Mitglieder auf der Sonder-Generalversammlung am Mittwoch bereit, noch einmal Kapital für einen Neustart einzubringen. Etliche Anwesende wollen zudem ehrenamtlich helfen, damit der Laden dauerhaft auf Vordermann kommt.

Weniger erbaut waren die Besucher darüber, den Laden in dem Bewusstsein weiter zu führen, immer wieder dann Geld nachzuschieben zu müssen, wenn Verluste ausgeglichen werden müssen oder neues Inventar gebraucht wird. Die einstimmige Willenserklärung und die Bereitschaft sich einzubringen, seien ein positive Signale, sagte der ehrenamtliche Geschäftsführer Sigurd Höppner. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Anton Eider, machte aber auch deutlich, dass es ohne Solidarität und große Anstrengungen bei der Neukundenwerbung kaum gelingen wird, den Markt zu halten. Bis zur ordentlichen Mitgliederversammlung im Juni werde sich zeigen, ob mit dem "Rüttelbrief" an die Mitglieder und dem Schreiben an alle Haushalte, der Umsatz wieder die Höhe erreicht, die man braucht, um wenigstens eine schwarze Null zu schreiben. Bis zu dem Termin werde man auch die Sonder-Versammlung auswerten und konzeptionelle Überlegungen anstellen. Eider erläuterte, dass aktuell 270 Mitglieder insgesamt 390 Anteile zu je 150 Euro gezeichnet haben. Von der Kapitaleinlage in Höhe von 58 500 Euro sei nur noch die Hälfte da, weil man immer wieder Verluste habe ausgleichen müssen.

Im euphorischen Anfangsjahr habe der Umsatz noch gepasst. Als dann bekannt geworden sei, dass der Laden läuft, seien die Einkäufe zurückgegangen und zwar so, dass man pro Jahr je Anteil etwa zehn Euro habe zuschießen müssen. Verschärft werde die jetzige Situation noch durch die Notwendigkeit, altes Inventar wie zum Beispiel Kühlregale auszutauschen. Zwingend notwendig sei auch die Anschaffung eines neuen Kassensystems, da das aktuelle ab 2016 nicht mehr erlaubt sei.

Insgesamt müsse man mit einem finanziellen Aufwand von etwa 40 000 Euro rechnen, ohne Umbauten, die sich womöglich durch eine Neuausrichtung ergeben, ergänzte Vorstandsmitglied Gerhard Liebmann. Das Geld müssten die Genossenschaftsmitglieder aufbringen. Man sollte versuchen zusätzliche Mitglieder zu gewinnen, wurde dazu vorgeschlagen und dass man alle möglichen Mittel einsetzen sollte, um auch die Schöngeisinger zum Einkaufen zu bewegen, die keinen Anteil kaufen wollen. "Und das geht nur über konsequente und dauerhafte Werbung", befand ein Mitglied. Nach Eiders Hinweis, dass dies Geld koste, "das wir nicht haben", erklärten sich sofort einige bereit, ehrenamtlich beim Austragen zu helfen und es kam der Vorschlag, den Werbedruck durch Sponsoren zu finanzieren. "Wer nicht wirbt stirbt", befand ein Besucher und bekam große Zustimmung.

Die Mitglieder der Schöngeisinger Genossenschaft. (Foto: Johannes Simon)

Kritik wurde geübt am Sortiment, an der Personalstärke, an der mangelnden Transparenz und an vielem mehr, doch der Vorstand hatte jeweils eine plausible Erklärung. Heftig attackiert wurde der Vorstand wegen der begrenzten Öffnungszeiten. Wenn er immer wieder Mal vor verschlossenen Türen stehe, kehre der Kunde dem Laden den Rücken, befand ein Besucher. Man müsse so lange offen haben wie es erlaubt ist, dann kämen die Leute auch, lautete sein deutlich vorgetragenes Credo. Als ihm Höppner zu erklären versuchte, dass man dazu Personal brauche, das man bezahlen müsse - auch dann wenn nur ab und zu eine Kunde zu bedienen sei, wandte er sich aufgebracht mit den Worten "Ihr wollt mich einfach nicht verstehen" ab und verließ den Saal. Die übrigen Mitglieder aber verbreiteten verhaltene Zuversicht, dass der Neustart gelingen wird.

© SZ vom 22.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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