Schöngeising:Leben an der Heimatfront

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Katalog zur Weltkriegsausstellung im Jexhof

Von Peter Bierl, Schöngeising

Unter dem Titel "Großer Krieg und kleines Dorf" zeigt das Jexhofmuseum eine Ausstellung über den Ersten Weltkrieg an der Heimatfront im Brucker Land. Präsentiert werden Zeitungsausschnitte, Briefe und Postkarten, thematisch sortiert, dazu Fotos, die der damalige Bezirksbaumeister Popp gemacht hat, als er mit einer Kamera den Straßenbau im Landkreis dokumentierte. Erstmals sind damit Bilder aus Popps Archiv in der Öffentlichkeit zu sehen.

Dazu gibt es nun einen Katalog, der sämtliche Fotos und Texttafeln enthält, über staatliche und kirchliche Propaganda, die Situation der Kriegsgefangenen sowie die Ernährungslage, die sich zunehmend verschlechterte, über den Verlust von Angehörigen, die Trauer und die Verherrlichung des Heldentodes fürs Vaterland. Dokumentiert ist die Flut von Verordnungen, mit denen Behörden das Leben reglementieren, die Rationierung von Rohstoffen und Lebensmitteln. Als die Generäle Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff 1916 faktisch eine Militärdiktatur errichteten, prägten sie den Begriff des totalen Krieges, der darauf zielte sämtliche Ressourcen maximal auszubeuten, um den deutschen Eroberungskrieg siegreich zu beenden. Deutlich wird, dass ohne den Einsatz der Frauen die Landwirtschaft wohl zusammengebrochen wäre. Die Fotos von Popp zeigen, wie bürgerliche und bäuerliche Frauen mit Schaufel und Spitzhacke an einer Straße bei Egenhofen bauten. Politikern und Militärs war dieser Umstand wohl bewusst.

Der Katalog wird komplettiert durch eine CD, die sämtliche Tondokumente der Ausstellung enthält. Gelesen werden Schilderungen aus den Schützengräben in Flandern von einem Soldaten aus Dünzelbach, sowie Auszüge aus Feldbriefen und einem Kriegstagebuch. "Unser Anliegen war, das was hier passiert ist, zu dokumentieren", sagt Museumsleiter Reinhard Jakob. Zu den Sponsoren des Kataloges gehören die Veteranenvereine von Rottbach und Überacker, was auch damit zusammenhängt, dass aus der Gemeinde Maisach und ihren Ortsteilen viele Dokumente zu sehen sind, darunter ein eigenes Geldstück aus dem Kriegsgefangenenlager in Maisach. Bislang gebe es jedoch keine Belege dafür, wo und wie diese eigene Währung hergestellt wurde, sagte Ulrike Bergheim, die Vorsitzende des Historischen Vereins.

Die Geschichte des Ersten Weltkriegs im Landkreis ist noch lange nicht komplett aufgearbeitet, aber die Ausstellung und der Katalog des Jexhofmuseums sind ebenso wie ihre Puchheimer Pendants über das dortige Kriegsgefangenenlager wichtige Meilensteine.

Reinhard Jakob, Herausgeber, Großer Krieg und kleines Dorf, Fürstenfeldbruck 2015, 60 Seiten, 6,90 Euro. Die Ausstellung im Handwerkerstadl des Jexhof wurde verlängert und ist bis 31. Oktober zu sehen.

© SZ vom 04.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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