Schöngeising:Handgemachte Unikate

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Der Christkindlmarkt auf dem Jexhof bietet nützliche Kunstwerke an

Von Stefan Salger, Schöngeising

Der Jexhof ist eine einmalige Einrichtung: ein alter Bauernhof, in dem die bäuerliche Geschichte nachgezeichnet wird. Buchstäblich noch einmaliger ist der Christkindlmarkt auf dem Jexhof, den es nur an einem Wochenende im Jahr gibt. Mittlerweile hat diese vorweihnachtliche Veranstaltung viele Stammaussteller und Stammkunden. Mehr als ein Wochenende sei organisatorisch kaum zu schultern, sagt Museumsleiter Reinhard Jakob. Wichtiger als der Umsatz ist dem Jexhof ohnehin, den Besuchern lebendiges Handwerk zu zeigen und Handwerkskunst anzubieten - möglichst ohne Plastik und Massenimportware.

Das ist auch der Grund, warum die Familie Teichert aus Gilching sich am Samstag gerade diesen Christkindlmarkt ausgesucht hat und sich auch von minus drei Grad nicht abschrecken lässt. Mit dabei sind die Kinder Laurin, 7, Vivica, 4, in der Trage der ein Jahr alte Jasper, sowie die Großeltern. Für die Kinder ist es ein Abenteuer, zwischen all diesen archaisch anmutenden Ackergeräten hindurch den Weg zum nächsten Winkel der verschachtelten Anlage zu erkunden. So geht es im Backhaus, wo gegen Mittag gerade das Feuer angeschürt wird, eine steile Holzstufe hinauf zu den Ständen, die Kräuter ebenso wie Spirituosen anbieten. Oder in die große Scheune, in der sich die Familie aus Gilching die Flechtwaren von Rainer Groth aus Bad Staffelstein anschaut. "Wir haben uns sehr bewusst diesen Christkindlmarkt ausgewählt", sagt Corina Teichert. Alles sei "ruhiger, ursprünglicher, authentischer." Nicht so eine Reizüberflutung. Laurin gefällt es auch - und das nicht nur deshalb, weil er an einem der Stände ein kleines Säckchen mit drei Glücks-Kieselsteinen geschenkt bekommen hat. Ganz nebenbei gibt es auch in den alten Stuben viel zu entdecken, wie etwa diesen alten Nachttopf, dessen Funktion die Kinder schnell begreifen.

Bevor am frühen Nachmittag die Gernlindner Volksmusik und die Hattenhofer Blechbläser auftreten und natürlich auch der Nikolaus nebst Krampus vorbeischaut, lohnt es sich, am Stand mit dem Gulascheintopf oder jenem mit den heißen Maroni oder den Bratäpfeln eine Pause einzulegen und bei den drei Waldschafen in ihrem dicken Winterpelz vorbeizuschauen, die hinterm Holzgatter das vorweihnachtliche Stelldichein der Zweibeiner betrachten und sich auch nicht durch glühendes Eisen und die Hammerschläge des Kunstschmieds Helmut Brummer aus der Ruhe bringen lassen.

Geht man am Stand des Gröbenzeller Drechslers Karl Lechner entlang und öffnet die Tür des Handwerkerstadels, dann öffnet sich dahinter erneut eines dieser Kleinuniversen. Hier gibt es Christbaumschmuck, handgefertigte Krippen und Zubehör in allen Variationen. Vor allem aber gibt es sachkundige Verkäufer und Kunden, die Zeit mitgebracht haben. Gerade dieses Ambiente und diese Atmosphäre sei der Grund dafür, dass sie nun schon seit vielen Jahren dabei sind, erzählt der Schreinermeister und frühere Berufsschullehrer Florian Ullmer. Seinen Betrieb in Biburg hat er längst an den Sohn übergeben, aber wenn in der Werkstatt Platz ist, dann fertigt er dort Christbaumschmuck aus dem Holz der Zypresse, der Kiefer, des Ahorns, des Kirsch- oder auch des Essigbaums an. Und natürlich die dicken Schneide- und Nudelbretter. Dafür verwendet er vorzugsweise Holz, das individuelle Eigenarten aufweist, gerne Astlöcher. Denn er will keine schnörkellose Massenware anbieten, sondern Einzelstücke - und für die interessieren sich an diesem Tag auch erstaunlich viele junge Besucher. Für den 81-Jährigen, der Mitglied im Förderverein Jexhof ist, ist das alles ein Hobby. Was für ihn das Holz ist, das sind für seine Frau Charlotte die Halbedelsteine. Auch für sie ist die Schmuckherstellung ein Hobby, auch sie stellt Unikate her, auch sie bietet diese ausschließlich beim Weihnachtsmarkt auf dem Jexhof an.

© SZ vom 05.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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