Schöngeising:Gulasch unter dem Galgen

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Ein gruseliges Ambiente darf bei den "Räubertagen" auf dem Jexhof natürlich nicht fehlen. (Foto: Günther Reger)

Die Räubertage auf dem Jexhof ziehen mehr als 500 Besucher an

Von Manon Harenberg, Schöngeising

Am Jexhof erlebten die Besucher bei den "Räubertagen" eine Reise in die Zeit von Räubern und Ganoven. Für vier Tage hatte sich das Gelände in ein Räuberlager verwandelt - mit Bänkelsang, Planwagen, Feuerstellen und insgesamt 15 umherziehenden Wegelagerern - ein "Reenactment" also, die möglichst authentische Nachstellung eines historischen Ereignisses. "Mehr als 500 Besucher haben wir über die vier Tage gezählt", sagt der Museumsleiter Reinhard Jakob.

Dieses Jahr feierten die "Räubertage" Premiere. Auf zwei Flächen war das Lager im Innenhof aufgebaut. Schmuggler, Puppenspieler, falsche Reliquienhändler und Kartenleger stellten das Räuberleben in historischen Gewändern und Gaunersprache so realistisch wie möglich nach. Die Fuhrleute waren mit ihren Pferden gekommen, die Kartenleger verrieten den Besuchern, was die Zukunft für sie bereit hält.

Die Räubertage in die Wege geleitet hat Katrin Freund. Sie stellt Puppen, Requisiten und Kostüme her, konzipiert Bühnenprogramme und tritt selbst auf. "Ich kann mich an keine Zeit erinnern, in der mich Räuber nicht fasziniert haben", erzählt die Kissingerin. Als ihr die Idee der "Räubertage" kam, hat sie einen geeigneten Ort für die Veranstaltung gesucht. Die Gegend um den Jexhof herum ist historisch geprägt und eignet sich allein deshalb. Überlieferungen deuten darauf hin, dass bekannte Räuber wie Mathias Kneißl oder der Bayerische Hiasl Matthias Klostermayr in diesem Umkreis ihr Unwesen getrieben haben. Räuber seien nicht von Haus aus böse Menschen gewesen, erzählt sie. Vielmehr war es ihr auswegloses Leben und die daraus folgende Abwärtsspirale, die sie zum Räuberleben zwang. "Das Spannende an ihnen ist die Geschichte, wie sie zu dem wurden, was sie waren", sagt sie.

Aus ganz Deutschland kamen die Schausteller zusammen. Ansonsten treten sie auf anderen "Living History"-Events oder in Museen auf, daher kenne man sich untereinander. "Wir sind wild zusammengewürfelt, begeistern uns aber alle für die Geschichtsdarstellung", sagt eine Darstellerin. Sie schlüpfte in die Rolle der "Beischläferin" von Johann Martin Denzer, einem Pferdedieb und Betrüger des 18. Jahrhundert. Das Besondere an den Events sei, dass Geschichte verlebendigt und so nahe gebracht werde, erzählt sie.

Neben einer Feuerstelle, an der Johann Martin Denzer für hungrige Besucher Gulasch zubereitet und schaurige Räubergeschichten erzählt, hängt an einem Galgen ein Skelett. Was auf den ersten Blick zum Gruseln aussieht, ist ein Geschicklichkeitsspiel für die kleinen Besucher. Schaffen sie es, einen Beutel zu stehlen, ohne das Glöckchen klingeln zu lassen, hätten sie in der damaligen Zeit womöglich zum Räuber getaugt. "Es ist großartig, dass auch mal etwas für Jüngere angeboten wird", sagt Sarah Moosbauer. Ihre Kinder sind vier und sechs Jahre alt, ansonsten gebe es vor allem für ältere Kinder eine Reihe von Veranstaltungen.

Besonders gut seien bei den kleinen und auch großen Besuchern die Fidelmusik und die Moritaten von den Gebrüdern Jürgen und Andreas Thelen angekommen. "Ein Besucher hat mich am Ende der Räubertage gefragt, wo er eine Fünf-Sterne-Bewertung abgeben könne", erzählt Museumsleiter Jakob. Das und die ausgelassene Stimmung habe ihm gezeigt, dass die Veranstaltung ein voller Erfolg war. "Mit den Räubertagen bin ich rundum zufrieden, das wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein", sagt Jakob. In Zukunft werden die Räubertage im jährlichen Wechsel mit den Märchentagen stattfinden. Für das nächstes Jahr sei schon so einiges geplant, spätestens im Jahr 2023 können sich die Besucher jedoch auf eine Fortsetzung freuen.

© SZ vom 24.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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