Schöngeising:Eiszeit im Jexhof

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Jexhof-Leiter Reinhard Jakob schätzt alte Dinge, drängt aber dennoch auf eine Modernisierung des Museums. (Foto: Günther Reger)

Museum zeigt von Juli an neue Ausstellung

Von Marija Barišić, Schöngeising

Als ein "Moment der Orientierungslosigkeit, des Enthobenseins von der Zeit" würde Museumsleiter Reinhard Jakob die vergangenen Wochen beschreiben, in denen sein Bauernhofmuseum Jexhof coronabedingt geschlossen bleiben musste. Von heute an, elf Wochen später, öffnet das Museum wieder und fast könnte man meinen, alles sei so wie früher, wären da nicht die Masken, die getragen und der Sicherheitsabstand, der künftig eingehalten werden müssen.

Aber auch das dürfte die treuen und neuen Besucher des Jexhofs nicht weiter stören. Schließlich sind sie es, die seit den Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen immer wieder schreiben und nachfragen, wann man denn endlich wieder vorbeikommen könne. "Da ist einfach das Bedürfnis und die Neugierde und die Hoffnung auf Normalität zu spüren", sagt Jakob. Um dieses Bedürfnis zu stillen und auch während des Lockdowns für die Besucher da zu sein, hat das Bauernhofmuseum schon vor einigen Wochen einen eigenen You-Tube-Kanal erstellt, auf dem Videos zu den Objekten aus der Sammlung, virtuelle Rundgänge oder auch Lesungen zu sehen sind. Wie die virtuellen Museumsbesuche bei den Besuchern angekommen seien? "Wir hatten bisher 600 bis 700 Klicks, was für die kurze Zeit schon relativ viel ist", sagt Jakob.

Umso freudiger blicke man nun auf die Wiedereröffnung des Museums. Freuen dürfen sich vor allem auch die Besucher, die von Juli an eine neue Ausstellung zum Thema "Eiszeit(en) - Gletscher, Mammut und Moränen" im Jexhof erwartet. Wie der Name schon vermuten lässt, soll es in dieser um die Veränderung von Landschaften durch Gletscher, Eiszeiten, aber auch um die gesamte Klimageschichte gehen: Welche Warm- und Kaltzeiten hat die Erdgeschichte bisher erlebt? Wie sind die Menschen mit den unterschiedlichen Zeiten zurechtgekommen? Welche Tiere haben damals gelebt? Beantwortet werden die Fragen von Ausstellungsstücken aus der Vergangenheit wie Wollnashörnern, verschiedenen Geweihen oder Stoß- und Backenzähnen von Mammuts, die das Museum eigens für die Ausstellung aus der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie zur Verfügung gestellt bekommen hat.

Auf großen Abbildungen soll den Besuchern außerdem die Veränderung der Erde und ihrer Schichten näher gebracht werden, um nicht zuletzt auch die Frage zu beantworten: Wo stehen wir derzeit eigentlich selbst in der Erdgeschichte? Und: Wie sind die Steine, die man beim Spazierengehen findet, eigentlich zu uns gewandert? "Man vergisst ja oft, dass die Gletscher viele Objekte über die Alpen bis hierher transportiert haben", sagt Jakob. Sich der eigenen Geschichte bewusst zu werden, in dem man sie rekonstruiert, führe immer auch zu einem besseren Verständnis des eigenen Wohnortes: "Schließlich bedeutet das "Jex" in Jexhof ursprünglich Mulde und so geht selbst der Name unseres Ortes auf eine geologische Formation zurück", erklärt der Museumsleiter. Dieses Bewusstsein zu schärfen, für die Geschichte des eigenen Wohnortes, aber auch für den Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Erde, wird wohl das Ziel der neuen Ausstellung sein.

Worauf sich die Mitarbeiter am Jexhof nun besonders freuen? "Dass wieder Menschen da sind, dass das Museum belebt wird und natürlich darauf, dass die Kinder wieder auf unseren Spielplatz kommen." Für diese hat das Bauernhofmuseum erst kürzlich eine frische Lieferung Sand entgegengenommen: "Es wird also genug Sand zum Spielen geben", versichert der Museumsleiter. Und lacht.

© SZ vom 30.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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