Schöngeising:Einfach mal querdenken

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UBV-Politiker diskutieren mit Bürgern über Verkehrsprobleme

Von Manfred Amann, Schöngeising

Um die Verkehrsbelastung erträglich zu halten, die das Anwachsen der Bevölkerung und die Zunahme von Gewerbeflächen entlang der Bundesstraße 471 nach sich ziehen, braucht es intelligente Lösungen. Ob der von der Staatsregierung geplante vierspurige Ausbau der Bundesstraße zwischen Geiselbullach und Buchenau eine solche Intelligenzleistung ist, bezweifeln jedoch Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV) und sein Gröbenzeller Amtskollege, Martin Schäfer (UWG), sehr stark. Dass auch viele Menschen, die in den Dörfern an der den Landkreis durchneidenden Achse leben, diese Einschätzung teilen, ist bei einem Gespräch beim Unter'n Wirt in Schöngeising deutlich geworden. Drei Stunden lang diskutierten die Kommunalpolitiker der Unabhängigen Bürgervereinigungen im Landkreis Fürstenfeldbruck (UBV) mit den Bürgern. Dabei ging es auch um Möglichkeiten, den S4-Ausbau voranzubringen und um die bessere Koordination bei der Ausweisung von Gewerbegebieten.

Ob Verkehrsplanung, S-Bahn-Ärger oder Gewerbegebiete - die UBV hält diese Themen für die Entwicklung des Landkreises für so bedeutsam, dass sie auf der Aufgabenliste ganz oben stehen müssten. "Der Landrat müsste solche Themen zur Chefsache machen", befand Pleil, auch wenn das nicht ganz einfach sein dürfte, weil die einzelnen Gemeindechefs "die überörtliche Zusammenarbeit nicht so gewohnt" seien. Schäfer nahm dies zum Anlass, einen Schulterschluss der Bürgermeister von Grafrath und Schöngeising anzumahnen, um gegen den vierspurigen Ausbau "mehr Argumentationsgewicht" zu haben. Gröbenzells Bürgermeister, der die Diskussion mit den etwa 60 Interessierten aller politischer Couleur im Biergarten leitete, forderte mehrmals zum "Querdenken" und zum "Mut zu ungewöhnlichem Vorgehen" auf. Als Beispiel nannte er die Installation von Fahrrad-Luftpumpen am Gröbenzeller Bahnhof, wofür er anfänglich belächelt worden sei. Mittlerweile würden sie aber ganz gut angenommen. In diesem Sinne verwies auch Pleil mit dem bereits beschlossenen Fahrrad-Sharing mit unverschlossenen Rädern und der Befestigung eines kleinen Campingplatzes an der Amper ohne Kontrolle auf "neue Lösungen". Was im Kleinen möglich sei, solle man auch im Großen versuchen, wichtig dabei sei, den Menschen Vertrauen entgegenzubringen. "Dann klappt das auch."

Für die Verkehrsplanung im Landkreis, insbesondere für die B 471 aber auch für die B 2, will die UBV im Kreistag einen extra Dienstposten für einen Fachmann durchsetzen. "Was Bruck vormacht, sollte der Kreis für das Überregionale übernehmen", sagte Pleil. Unter den Besuchern herrschte Konsens, dass die B 471 in Grafrath kaum einen Tunnel bekommen wird, weil dafür die Kosten viel zu hoch sind. Man war sich aber auch einig, dass die Verkehrsprobleme der Ostgemeinden nicht in den westlichen Landkreis "abgeschoben" werden dürfen. Statt die B 471 auszubauen, sollte die Westspange von München (A99) sechs-oder gleich achtspurig ausgebaut werden, dafür sollten sich die Bürgermeister stark machen, forderte Schöngeisings FW-Gemeinderat Thomas Betz. Kritisiert wurde die Unzuverlässigkeit der S-Bahn und dass der Ausbau der S4-Strecke von der Staatsregierung und von der Bahn blockiert werde. Die zweite Stammstrecke werde nicht kommen, sagte Pleil, und verurteilte die Hinhaltetaktik der CSU-Staatsregierung. Schäfer appellierte, die Bevölkerung noch mehr zu mobilisieren und so Druck aufzubauen.

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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