Schöngeising:"Drum trallala ö, djo ü hollerü joü"

Lesezeit: 2 min

Monika Baumgartner (links) bringt ihren Schülern erst die Texte bei, bevor es an die Melodie geht. (Foto: Reger)

35 Interessierte lernen am Jexhof, wie man richtig jodelt

Von Manfred Amann, Schöngeising

Singen muss man nicht können und Notenlesen ist auch nicht erforderlich. Zum Jodeln braucht man nur etwas Mut, um frei heraus das Klangvolumen der eigenen Stimme auszuschöpfen und zu aktivieren. Man solle es ausprobieren, denn Jodeln sei Seelennahrung und angeblich gesünder als Yoga - soviel zur Motivationstheorie dieser einzigartigen Gesangsform. Die studierten Musiker und Jodellehrer Monika Baumgartner und Thomas Höhenleitner halten sich mit dem Theoretisieren über das Jodeln, das angeblich aus den Verständigungsrufen der Viehhirten in bergigen Regionen entstanden ist, auch nicht lange auf, "denn nur die Praxis macht frei und bringt den Erfolg", wie Baumgartner beim Jodelkurs auf dem Jexhof erklärt.

"Wir lehren nicht das artifizielle Jodeln, wie es von berufsmäßigen Jodel-Akrobaten auf Bühnen präsentiert wird, sondern den einfachen Jodel-Gesang, der keine besonderen stimmlichen Voraussetzungen braucht", erklärt Höhenleitner. Und Baumgartner fügt an, dass es Ziel des Kurses sei, die Jodelschüler dazu zu bringen, in sich hinzueinhören, um sich beim Jodeln selbst zu erleben. "Der Sänger soll mit dem Jodler verschmelzen, um dann frei und ungezwungen aus vollem Herzen zu singen".

"Drum trallala ö, djo ü hollerü joü" jodelt sie vor und unterstreicht jeden "Schnaggler" wie eine Dirigentin mit Handbewegungen. Schnaggler nennt man das Umschlagen von der Brust- in die Kopfstimme oder umgekehrt. In der Musikersprache spricht man von "Registerwechsel", wobei es beim Jodeln eines Einzelnen gar nicht so sehr darauf ankommt, den richtigen Ton zu treffen. Beim Gemeinschaftsjodeln müsse man allerdings schon auf Tonsicherheit achten, damit es harmonisch klingt. Baumgartner lässt daher erst einmal den "Text", einüben, der überwiegend aus Vokalen besteht, um dann die Tonlagen zu sortieren.

35 Jodelschüler haben im Stadel Platz genommen, 25 davon sind Frauen mit den Tonlagen Sopran und Alt. Und von den zehn Männern singen sechs Bass und vier Tenor. Nun wird "Drum trallala" in jeder Tonlage geübt und schließlich gemeinsam im Chor, bis der Bayernjodler mit "Drum trallala ö, djo ü holler üba d'Alm" endet. "Jetzt brauchen wir noch den Feinschliff sowohl in der Haupt- als auch in der Über- und der Unterstimme", ermutigt die Jodellehrerin, die bayernweit und auch in Österreich und Südtirol Kurse gibt. Am einfachsten haben es dabei die Bassisten, denn sie müssen den Jodler mit langen, gleichbleibenden Tönen unterlegen und nur einmal einen Schnaggler singen. "Der Bass hat eine überschaubare Komplexität", scherzt ein Sänger und ein anderer will wissen, ob der Bass durchsingen kann oder nach jeder Phrase absetzen muss. "Nicht nur durchsummen, ihr müsst den Text schon sprechen", erklärt Baumgartner.

Höhenleitner setzt dann mit dem Lindberg-Jodler an. "Dira holleri hollerierei dira hollero" erklingt, und es dauert nicht lange, bis die Hauptmelodie sitzt und es zum Einüben der Mehrstimmigkeit geht. "Der Jodler ist ganz einfach und bringt einen schönen Klang", sagt Hohenleitner und weist die Bass-Ecke darauf hin, dass auch bei diesem Jodler die Komplexität ihrer Stimmlage nicht größer wird, ihre Wichtigkeit für den Wohlklang aber bleibt. Etwa sechs Stunden lang üben die Jodelschüler verschiedene Tonfolgen und Lieder und immer wieder liegt dieser Wohlklang über dem Museum, sodass so mancher Besucher etwas länger bleibt, um den Gesängen zu lauschen.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: