Schöngeising:Besuch beim Mammutkalb

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Elisabeth Lang, Historikerin des Jexhofs, ist besonders stolz auf das Präparat eines Mammutkalbs, das in der Eiszeit-Ausstellung zu sehen ist, ebenso wie ein ausgestopfter Moschusochse. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Sonderausstellung "Eiszeit(en)" des Bauernhofmuseums Jexhof erklärt Klimaveränderungen, zeigt ein riesiges Bodenprofil und spannende Tierpräparate. Sie wurde bis 2. Mai verlängert

Von Sabrina Jansen, Schöngeising

Weißer Boden, weiße Wände und blaue LED-Lichter, die alles in ein kaltes Licht tauchen. Bei der Ausstellung "Eiszeit(en). Gletscher, Mammut und Moränen" des Bauernhofmuseums Jexhof in Schöngeising ist der Name Programm. Die kühle Atmosphäre spiegelt das Thema der Ausstellung wider, die ihre Besucher auf eine Reise in die Eiszeit entführen will. "Uns war es sehr wichtig, den Zusammenhang zwischen Eiszeit und Klimawandel zu zeigen", erklärt Historikerin Elisabeth Lang, die die Ausstellung mitorganisiert hat. "Schließlich hat die Eiszeit auch einen Einfluss auf unser Leben jetzt." Corona-bedingt musste der Jexhof, wie alle Museen, seine Türen seit November geschlossen halten. Doch seit dem 16. März dürfen Lang und ihre Kollegen wieder Besucher in dem rund 160 Quadratmeter großen Gebäude empfangen.

Die helle Holztreppe im Eingangsbereich gibt den Blick auf einen großen Monitor frei. Der Animationsfilm "Ice Age" flimmert über den Bildschirm und stimmt den Besucher auf das Thema ein. Unterstützt wurde der Jexhof bei dieser Ausstellung von der Universität Erlangen, die Leihstücke zur Verfügung stellten. Dass diese vier Monate lang nur von den Mitarbeitern betrachtet werden konnten, sei natürlich sehr schade, sagt Lang. "Normalerweise bieten wir in einem Jahr zwei Ausstellungen an, eine zwischen Mai und November und die zweite von November bis Februar." Wegen der Corona-bedingten Schließung ist die Eiszeit-Ausstellung bis zum 2. Mai verlängert worden.

Rechts neben der Treppe hängen bunte Schaubilder an den weißen Wänden, die das Eiszeitalter beschreiben. Von der Decke baumeln farbige Styroporgloben, sie zeigen die unterschiedlichen Stadien der Erde, mal mit mehr, mal mit weniger Eisbedeckung. Monitore an den Wänden vermitteln durch Erklärvideos Themen wie thermohaline Zirkulation und Eisdynamik. Normalerweise kämen bis zu 26 000 Besucher im Jahr zu ihnen auf den Jexhof, sagt Lang. 2020 sei diese Zahl zwar etwas niedriger ausgefallen, aber die Besucherzahl von 10 000 über das Corona-Jahr hinweg sieht sie durchaus positiv. "Gerade im Sommer war einiges los bei uns. Die Leute konnten ja nicht einfach wegfahren, deswegen war unser Museum schon immer gut besucht. Wir waren auf jeden Fall zufrieden." Auch außerhalb des Museums sei 2020 viel zu tun gewesen. Sie habe sich um die Erneuerung der Webseite gekümmert und im Außengelände des Jexhofs einen Geopfad eingerichtet. "So können die Leute auch während der Schließungen ein bisschen Museums-Feeling erleben", erklärt Lang. Nun können auch im Inneren des Museums wieder Besucher empfangen werden. 16 Leute dürfen gleichzeitig die Ausstellung besuchen, einer pro zehn Quadratmeter. Zusätzlich gibt es ein umfangreiches Hygiene-Konzept. Reinhard Jakob, der Museumsdirektor, habe sich ein ausgeklügeltes System einfallen lassen: Eintritt mit FFP2-Maske, Plexiglasscheiben, Spender mit Desinfektionsmittel und Wegweiser am Boden sind einige der Maßnahmen. Bei Inzidenzwerten zwischen 50 und 100 werden zudem die Daten der Besucher gespeichert. Diese können telefonisch einen einstündigen Slot buchen, um die Ausstellung zu besuchen.

Auf der anderen Seite der Treppe befindet sich das Herzstück der Ausstellung. Die Stars: ein weißer Polarfuchs, ein Mammutkalb und ein Moschusochse mit zotteligem Fell. Auf die drei Präparate ist Lang besonders stolz. "Das Mammutkalb ist neu eingezogen", sagt sie. Die drei ausgestopften Tiere sind umringt von Knochen, Backenzähnen, Schädeln und dem riesigen Stoßzahn eines Wollhaarmammuts. An der Seite ist "Bayerns längstes Bodenprofil" ausgestellt. Es zeigt die Beschaffenheit der unterschiedlichen Ebenen des Eiszeitbodens, von einem Meter Bodentiefe bis hin zu sechs. Daneben ist ein Blockbild installiert. Das Relief, das digital bespielt wird, zeigt "die maximale Ausdehnung des Isar-Loisach-Gletschers vor 25 000 Jahren", wie es in der Beschriftung heißt. Die Kosten für dieses Blockbild lägen im fünfstelligen Bereich, sagt Lang. "Deswegen freuen wir uns sehr, dass es nun doch noch einige Leute zu Gesicht bekommen."

Museen erführen wenig Unterstützung in der Corona-Zeit, beispielsweise durch die Regierung, das bedauere sie. "Museen sind Orte für diese breite Ebene, die unser Menschsein ausmacht. Sie dokumentieren unsere Vergangenheit. Und für diese Ebene halte ich Museen eben auch für ,systemrelevant' - ohne die großartigen Leistungen der Menschen in medizinischen Berufen oder der Lebensmittelbranche relativieren zu wollen."

Am Ende der Ausstellung wechselt die Farbe der am Boden befestigten LEDs von blau zu rot. Der Treibhauseffekt steht auf dieser letzten Station im Zentrum, die Auswirkungen des Klimawandels werden durch Infografiken und Videos dargestellt. Die Besucher sollen etwas für ihr eigenes Leben mitnehmen. "Eigentlich befinden wir uns momentan in einer Eiszeit", erklärt Lang. Der Begriff beschreibe nämlich nur, dass mindestens einer der beiden Pole von einer Eisschicht überzogen ist.

Am Fuße der Treppe sitzt Annette Mangstl am Empfang. "Am ersten Tag hält sich der Andrang noch etwas in Grenzen", sagt sie. Doch für das kommende Wochenende hätten sich bereits einige Leute angemeldet, die die Ausstellung im Jexhof besuchen möchten. "Wir arbeiten auch schon an der nächsten Ausstellung", sagt Lang. "Da wird es um Lichtspiele im Brucker Land gehen." Diese Ausstellung solle zwischen 18. Juni und 1. November gezeigt werden. "Auch mit Corona, insofern das möglich ist", versichert sie.

Sonderausstellung "Eiszeit(en)", Bauernhofmuseum Jexhof, Schöngeising, Eintritt nur mit FFP2-Maske und nur nach Anmeldung zu den Öffnungszeiten Dienstag bis Samstag 13 bis 17 Uhr, Sonn- und Feiertage 11 bis 18 Uhr unter Telefon 08153/93250

© SZ vom 19.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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