Bayerischer Krieg:Aus der Geschichte lernen

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Ein kleines Szenario zeigt, wie eine Schlacht im Spätmittelalter ausgesehen haben könnte. (Foto: Leonhard Simon)

Eine Ausstellung widmet sich der Schlacht bei Hoflach. Bei der Eröffnung mahnt Schirmherr Luitpold Prinz von Bayern zum Frieden.

Von Noah May, Alling

Es ist der 19. September 1422 als im Bayerischen Krieg zwischen Alling und Hoflach eine Vorentscheidung fällt. Das ist so ziemlich das Einzige, was man heute über die Geschehnisse sicher sagen kann. Nicht mal der genaue Ort der kriegerischen Auseinandersetzung kann bestimmt werden. Die Fragmente aus einzelnen Quellen und Chroniken fügen sich in der vom Historischen Verein Fürstenfeldbruck und dem Arbeitskreis Alling initiierten Ausstellung zu einem Gesamtbild aus Tatsachen, Rekonstruktionen und Hypothesen. Zu sehen ist sie in der Allinger Sporthalle.

Die Ausgangslage jedoch ist gut bekannt: Ein Familienstreit der Vettern Heinrich XVI. von Bayern-Landshut und Ludwig VII. von Bayern-Ingolstadt und den Brüdern Ernst und Wilhelm III. von Bayern-München eskalierte von 1420 bis 1422 im Bayerischen Krieg. Hunderte Dörfer wurden geplündert und niedergebrannt. Nach Gerichtsstreitigkeiten und einem Überfall auf Ludwig VII. kocht der Erbfolgestreit im dreigeteilten Bayern über. Bayern-München und Bayern-Landshut vereinigen sich im Krieg gegen den Verwandten aus Ingolstadt. Der Ingolstädter unternimmt im Herbst 1422 einen letzten Befreiungsschlag durch einen Angriff auf München, dieser wird durch die Münchner bei Alling jedoch zerschlagen und führt zum Waffenstillstand von Regensburg am 2. Oktober 1422, der einen vierjährigen Frieden vorsieht. So stellt die Niederlage Ludwig Vll. bei Alling ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte Bayerns dar, ist aber kaum jemandem bekannt.

Daher widmete sich der Arbeitskreis Alling unter der Leitung von Manfred Amann in Zusammenarbeit mit dem Historischen Verein Fürstenfeldbruck der geschichtlichen Aufarbeitung und Erinnerung. "Zur Identitätsbildung gehört die Kenntnis der Vergangenheit", sagt Amann bei der Eröffnung der Ausstellung am 23. September. Viele Interessierte haben sich in dem Gymnastikraum der Sporthalle eingefunden und werden mit Sekt und Häppchen empfangen. In mittelalterliches Gewandt gekleidet sorgen zwei Spielleute mit Klängen aus vergangenen Jahrhunderten für die passende Atmosphäre, Grundschulkinder haben Schilder gebastelt, die sich an den originalen Wappen und Bemalungen der Schlacht orientieren.

"Ein Schild für Ihre königliche Hoheit!": Luitpold Prinz von Bayern ist Schirmherr der Ausstellung und Ehrengast bei der Eröffnung. (Foto: Leonhard Simon)

Dann heißt es: "Ein Schild für Ihre königliche Hoheit!" Das sagen nicht etwa die Spielleute in ihrer Rolle, sondern Amann zum Ehrengast und Schirmherren der Ausstellung: Luitpold Prinz von Bayern. Der Nachfahre der Kriegsparteien von damals nutzt den Blick in seine Familiengeschichte zur Mahnung: "Man kann Leute dazu bringen, das Hirn auszuschalten und einem hinterherzulaufen. Diktatoren machen das schon seit Jahrhunderten. Deswegen ist es gerade in den heutigen Zeiten wichtig, das Hirn einzuschalten", sagt der Wittelsbacher. Dabei sei dem Menschen auch eine Wir-gegen-Die-Mentalität angeboren, die immer wieder dafür sorge nur den eigenen Standpunkt und andere als Bedrohung wahrzunehmen. Er wirbt für mehr Pazifismus: "Es ist schlimm, dass wir uns immer nur an Kriege und Schlachten erinnern und nicht an die guten Ereignisse, gerade heute ist es wichtig sich damit zu beschäftigen, wie so etwas passieren kann". Denn in seiner Manipulierbarkeit habe sich der Mensch nicht verändert, nur die Kriegsführung sei eine andere geworden. Man merkt, dass es Luitpold hierbei nicht direkt um Hoflach oder Alling geht, sondern viel eher um Kiew oder Charkiw, er stellt fest: "Die Selbstverteidigung ist ein hohes Gut, sonst gewinnen immer nur die Diktatoren." Er freue sich, dass Bayern über diese Kriegszeiten hinweggekommen sei und heute ein "fantastisches Land mit einer gut erhaltenen Kulturlandschaft" sei.

Mit einer Ausstellung wird an die Schlacht von Hoflach erinnert. Nun enden die Jubiläumsfeierlichkeiten. (Foto: Leonhard Simon)

Zu dieser Kulturlandschaft zählt nun auch die Wanderausstellung zur Schlacht bei Hoflach. Nicht nur Texttafeln, sondern auch eine Ritterrüstung, Münzen und Schwerter sollen die Geschichte, gerade für Schulklassen, veranschaulichen. Es handelt sich allerdings nicht um Originalteile, zu wenige archäologische Funde auf den heimischen Äckern und Feldern wurden in der Vergangenheit gemacht, erzählt die Vorsitzende des Historischen Vereins, Anna Ulrike Bergheim, dabei spielen auch private Sondengänger eine Rolle, die historische Gegenstände für die Forschung unbrauchbar machen. Somit sei der markanteste historische Beleg für die Schlacht eine Kapelle mit einem Fresko, das die siegreichen Münchner abbildet, die Herzog Ernst anlässlich des 19. September 1422 in Alling errichten ließ. Eine Kopie des Freskos wird nun am Fuße des Hoflacher Hügels angebracht, als Erinnerung an Krieg, aber auch Frieden.

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