Scheidende Bürgermeister:Stabübergabe an den Schwiegersohn

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Paul Dosch tritt nach sechs Jahren zufrieden ab. (Foto: Privat)

Bürgermeister Paul Dosch macht Platz für Rainer Spicker

Von Marija Barišić, Althegnenberg

Der Kontakt zu den Leuten. Das ist es, was er am meisten vermissen wird. Sechs Jahre lang war Paul Dosch, 71 Jahre alt, Bürgermeister der Gemeinde Althegnenberg, zwölf Jahre lang ihr Vizebürgermeister, 30 Jahre lang ist er für die "Wählergruppe Bürgerinitiative" im Gemeinderat gesessen. Vom 1. Mai an wird sich der 71-Jährige von der Politik verabschieden und übergibt das Amt an seinen Schwiegersohn Rainer Spicker, dem er erst gar keinen Ratschlag mit auf den Weg geben möchte, "weil er keinen braucht und sich jetzt erstmal selbst behaupten muss", sagt Dosch.

Was man aber in jedem Fall können müsse, um ein guter Bürgermeister zu sein? "Zuhören. Durchsetzungsvermögen haben. Sich nicht beeinflussen lassen." Das, sagt Dosch, sei ihm selbst zwar meistens gut gelungen, "aber rückblickend wäre ich gern noch konsequenter gewesen, was das Interesse der Allgemeinheit, der Gemeinde, betrifft." Bürgermeister sein sei eben oft nichts anderes als Schiedsrichter spielen, vermitteln zwischen streitenden Nachbarn, die versuchen, einen "auf eine bestimmte Seite zu ziehen", zwischen Gemeinderäten, "die Einzelinteressen und nicht die der Gemeinde verfolgen." Wer hier schwach werde, "der hat Probleme mit dem Amt des Bürgermeisters", davon ist Dosch überzeugt.

Blickt er zurück auf seine Amtszeit, so ist er besonders stolz auf die Ansiedlung des Supermarktes in der Gemeinde, für die der scheidende Bürgermeister bis zu drei Mal in der Woche im Landratsamt gewesen sei, um die Baugenehmigung voranzutreiben. Das, so Dosch, hat sich ausgezahlt: "Weil der Netto ja nicht nur Einkaufs-, sondern vor allem auch Kommunikationsmöglichkeit für die Bürger ist, die sich dort ja auch treffen." Ob es auch etwas gebe, das er bedauere, das besser hätte laufen können? "Ja", antwortet Dosch wie aus der Pistole geschossen, "die Bebauung des ehemaligen Bergmüller-Anwesens in der Ortsmitte." Seit Jahren gelingt es nicht, das seit 1997 aufgelassene Anwesen neu zu bebauen. Aber auch das habe ihm die Zeit als Bürgermeister gelehrt: im öffentlichen Dienst müsse man eben mit Verzögerungen rechnen, die er sich in seiner Funktion als Geschäftsführer der Baywa und im Aufsichtsrat der Volks- und Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck so nicht hätte leisten können. Was Dosch sich für die Zukunft seiner Gemeinde wünscht? "Dass die Wege, die eingeschlagen wurden, fortgesetzt und neue begonnen werden."

© SZ vom 18.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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