Schau:Ausflug in die Landkreisvergangenheit

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Der Historische Verein Fürstenfeldbruck hat mit seiner archäologischen Ausstellung in diesem Jahr Maßstäbe gesetzt. Wissenschaftler bezeichnen sie als Vorbild für den ganzen Freistaat

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Es gibt wohl kaum ein Kulturprojekt in den vergangnen Jahren, das so nachhaltig im Gedächtnis bleiben wird, wie die diesjährige archäologische Ausstellung des Historischen Vereins Fürstenfeldbruck. Weil sie innovativ, spannend und überregional vorbildlich war - und ein immenser Kraftakt der Vereinsmitglieder und vor allem der Vorsitzenden Ulrike Bergheim und ihres Organisationsteams. In jedem Ort des Landkreises haben sie mindestens ein von dort stammendes Fundstück präsentiert - und dabei eine Zeitspanne von etwa 6000 vor Christus mit einem Obsidian, der von der Insel Milos bis ins Haspelmoor gekommen ist, bis zu Keramikscherben aus dem 14. Jahrhundert, die in einem Gangsystem in Eichenau entdeckt worden sind, abgedeckt.

So konnten Interessierte direkt in ihrem Ort etwas über die lokale Vergangenheit erfahren - und über die Entwicklung der Zivilisation. Denn es wurden nicht einfach nur die Funde gezeigt, sondern zu jedem wurde auch die passende Geschichte erzählt: Was hat es mit dieser Scherbe, diesem Eisenbarren, dieser Fibel auf sich und was verrät das Teil uns über die Zeit in der es entstanden ist. Ein besonders auffälliges Beispiel ist der Obsidian. Weil nachweisbar ist, dass er von einer griechischen Insel stammt, lässt sich schließen, dass es schon damals eine Verbindung wohl für den Handel zwischen den Regionen gegeben haben muss.

Um diese gewaltige Ausstellung stemmen zu können, hat sich der Historische Verein Hilfe von außen geholt: Bernd Päffgen vom Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Ludwig-Maximilians-Universität und Walter Irlinger vom Landesamt für Denkmalpflege. Beide haben mehrfach betont, dass das Brucker Projekt Vorbild für ganz Bayern sein sollte. Päffgen hat die Ausstellung mit einem seiner Seminare unterstützt. Die Studenten haben sich jeweils mit einem der Exponate auseinandergesetzt und die passenden Texte dazu verfasst.

Aber der Historische Verein hat nicht nur mit der Wissenschaft zusammen gearbeitet, sondern auch den lokalen Nachwuchs eingebunden. Kinder verschiedener Schulen haben gemeinsam ein Brettspiel entwickelt, mit dem sich die verschiedenen möglichen Routen entdecken lassen, auf denen der Obsidian ins Haspelmoor gekommen sein könnte. Außerdem haben sich einige Kinder zu Ausstellungsführern ausbilden lassen und Gleichaltrigen ihren Wissen näher gebracht. Nachwuchseinbindung und -ausbildung, wie es für einen Verein aus interessierten Laien ebenfalls beispielhaft ist.

Das Brettspiel ist allerdings nicht das einzige, das von der Ausstellung bleiben wird. Der Verein hat außerdem einen umfangreichen Katalog erstellt, in dem alle Exponate noch einmal ausführlich beschrieben sind und der mit wissenschaftlichen Texten auch einen Einblick in die Zeit gibt, aus der das Objekt stammt.

Mehrere Monate waren die Exponate in ihren Heimatkommunen zu sehen, erst am Schluss wurden sie in einer großen Ausstellung im Landratsamt zusammen gebracht. Dort konnten sich die Besucher dann einen Gesamteindruck verschaffen.

© SZ vom 30.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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