Sankt Margareta in Günzlhofen:In der Kirchenkasse fehlt Geld

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Die neue Führung der Günzlhofener Kirchenstiftung hat festgestellt, dass 68 000 Euro aus dem Verkauf von Holz aus dem eigenen Wald fehlen. Das Ordinariat überprüft die Vorwürfe.

Von Gerhard Eisenkolb

Die Kasse der Kirchenstiftung der Pfarrei Sankt Margareta in Günzlhofen soll in der Amtszeit des früheren Kirchenpflegers nicht ordnungsgemäß geführt worden sein. Darüber klärt ein Schreiben an die Pfarrgemeinde auf, das von vier Mitgliedern der 2012 neu gewählten Kirchenverwaltung unterzeichnet ist. Der Brief hängt im Schaukasten der Pfarrei beim Kircheneingang. Darin wird auf einen angeblichen Fehlbetrag von rund 68 000 Euro in der Stiftungskasse hingewiesen, der aus dem Verkauf von Stamm- und Brennholz aus dem Wald der Kirchenstiftung stammen soll.

Karin Basso-Ricci, Pressesprecherin des Ordinariats, sagte am Montag, dass wegen dieser Vorwürfe zurzeit ein Prüfverfahren der Innenrevision des Ordinariats laufe. Kontrolliert werde die Buchhaltung der Pfarrei sowie alles, was damit zusammenhängt. Zum Sachverhalt selbst will sich das Ordinariat erst äußern, wenn die Angelegenheit aufgeklärt ist.

Mehr Details nennen der neue Kirchenpfleger Hans Hartl und drei weitere Mitglieder der Kirchenverwaltung in ihrem Aushang. Hartl, Altbürgermeister von Oberschweinbach, kündigt zwar eine umfassende Aufklärung des "unangenehmen" Vorfalls durch die Innenrevision an. In dem Brief werden aber auch die gescheiterten Bemühungen angesprochen, einen Teil des verschwundenen Geldes wieder zu erhalten. Laut dem Schreiben hat der nicht genannte Verantwortliche bei einem Gespräch im Pfarramt am 10. April die "bis damals bekannten Verfehlungen in Höhe von ca. 38 000 Euro bereits eingestanden und mit Unterschrift erklärt, dass der Schaden innerhalb von vier Wochen ersetzt wird". Bis zum vergangenen Wochenende sei aber kein Geld eingegangen, dafür habe sich der Fehlbetrag fast verdoppelt.

Hartl äußerte sich am Montag nicht zu weiteren Hintergründen. Er verwies darauf, dass Pfarrer Anthony Nnamah befugt sei, Presseauskünfte zu erteilen. Der aus Nigeria stammende Pater vom Missionsorden des Heiligen Paulus lehnte das mit dem Hinweis auf die Prüfung des Ordinariats ab.

In einem Interview nach seinem Wechsel von Afrika nach Günzlhofen hatte Pater Anthony die deutsche Bürokratie als sein größtes mit der Umstellung verbundenes Problem bezeichnet. Er müsse sich daran gewöhnen, dass es hier für alles Papiere gebe, sagte er damals. Der Pater verlässt demnächst seine Pfarrei. Als Grund hierfür führt das Ordinariat die Zusammenlegung der beiden Pfarrverbände Günzlhofen und Aufkirchen an. Mit den aktuellen Vorwürfen habe der Wechsel nichts zu tun.

Nach Aussage von Vitus Trinkl, der den Aushang ebenfalls unterschrieben hat, ist der Pfarrer anderer Meinung als er und die drei Unterzeichner. Die Kirchenverwaltung habe sich zu dem Schritt an die Öffentlichkeit entschlossen, weil sie von Bürgern wiederholt auf den angeblichen Missstand angesprochen worden war. Ihm gehe es darum, "die Sache ins rechte Licht zu rücken", sagte Trinkl.

Bekannt geworden waren die Probleme mit der Stiftungskasse bei der Übergabe der Amtsgeschäfte der ausgeschiedenen an die neue Kirchenverwaltung. Im November 2012 waren in allen Pfarreien des Erzbistums neue Kirchenverwaltungen gewählt worden. Diese Gremien kümmern sich unter anderem um das Stiftungsvermögen ihrer Pfarrei und verabschieden deren Haushalt. Neben den gewählten Mitgliedern gehören dem Gremium der Pfarrer und der oder die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats an.

Bis zum März war es der alten Kirchenverwaltung in Günzlhofen nicht gelungen, den erforderlichen Rechnungsabschluss für das Jahr 2012 zu erstellen. Wegen der Finanzfehlbeträge sei es nicht möglich gewesen, der alten Kirchenverwaltung die Entlastung zu erteilen, stellen die von den Pfarreimitgliedern gewählte Nachfolger fest. Nach nicht bestätigten Informationen wird das Holz aus dem Stiftungswald der Pfarrei gegen Barzahlung verkauft. Der angebliche Fehlbetrag von 68 000 Euro soll aus den Jahren 2008 bis 2012 stammen.

© SZ vom 14.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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