Sanierungsgebiet:Neue Planungen für die Planie

Lesezeit: 2 min

Puchheim versucht mithilfe des Vorkaufsrechts mehr als 100 Wohnungen zu erwerben

Von Peter Bierl, Puchheim

Die Aufwertung des Planie-Viertels in Puchheim kommt nicht voran, weil die großen Immobiliengesellschaften seit Jahren kein Interesse zeigen. "Die Bereitschaft zu Mitwirkung fehlt", rügte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) am Dienstag im Stadtrat. Nun hat die Kommune einen starken Hebel in der Hand. Eine größere Fläche mit mehreren Wohnhäusern wechselt den Besitzer und die Stadt hat ein Vorkaufsrecht. Zwischen Heuss- und Adenauerstraße sowie der Kreisstraße FFB 11 könnten über 100 Wohnungen in städtischen Besitz gelangen.

Das gesamte Quartier wurde Ende 2014 vom Stadtrat zum Sanierungsgebiet erklärt und mit dem Projekt "Soziale Stadt" begonnen. Es sieht vor, Gebäude, Außenanlagen und Infrastruktur mit Geld aus städtebaulichen Förderprogrammen, der Kommune und privater Hauseigentümer zu sanieren. Als Treffpunkt und Beratungsstelle wurde ein Quartierbüro eröffnet. Bloß die Immobilienfirmen spielen nicht recht mit. Dabei sind viele Wohnungen, die zum Teil 40 Jahre alt sind, in schlechtem Zustand. Die Bewohner klagen über Schimmel und defekte Heizungen.

Im Dezember wurde die Stadtverwaltung informiert, dass mehrere hundert Wohnungen den Besitzer wechseln. Das ist nicht ungewöhnlich. Im Sommer 2015 hatte der skandinavische Fonds Hyresbostäder über 400 Wohnungen an die Patrizia Immobilien AG verkauft. Diese Mal hat die Kommune eingegriffen und macht von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch.

Ihr Ziel ist, die "baulichen Missstände" in den Gebäuden in der Heussstraße 1, 3, 5, 7, 9 und 11 sowie in der Adenauerstraße 24, 26, 28, 30 und 32 zu beseitigen, insbesondere in energetischer Hinsicht. Die Freiflächen sollen verschönert und teilweise in Hausgärten umgewandelt werden. Außerdem soll die Heussstraße neu gestaltet, die Stellplätze verbessert und die Fernwärmeversorgung erhalten bleiben. Ein wichtiges Anliegen der Stadt ist es, ansässige Mieter, insbesondere Familien, vor Verdrängung durch teuere Sanierungen zu schützen.

Der Käufer der Wohnungen wehrt sich gegen die Vorkaufsoption der Stadt. Er hat eine Frist von zwei Monaten, um mit der Kommune einen städtebaulichen Vertrag abzuschließen, in dem die Stadt ihre Sanierungsziele verbindlich festschreiben kann. Diese Frist hat der Stadtrat nun bis 4. Juni verlängert. Allerdings ist fraglich, ob die Verhandlungen zum Erfolg führen, denn die Auflagen der Stadt in Bezug auf die Sanierung dürfte die Rendite schmälern. Der Käufer hat nach Angaben der Stadt geltend gemacht, dass sich seine übrigen Immobilien nicht rentieren würden, wenn die Stadt die Wohnungen übernehme.

Die Fraktionssprecher von CSU, Grünen und SPD sprachen sich in der Sitzung für das Vorgehen aus. Der Stadtrat votierte einstimmig für den Vorkauf. Wer der Käufer ist, um wie viele Wohnungen es sich handelt und wie hoch der Kaufpreis ist, wurde nicht gesagt. Die Kommune darf darüber keine Auskunft geben. Aufgrund der Hausnummern und marktüblichen Preisen lässt sich schließen, dass es mehr als hundert Wohnungen sind und die Stadt wohl einen zweistelligen Millionenbetrag hinblättern müsste. Die Immobilien würden in den Besitz der Städtischen Wohnraumentwicklungsgesellschaft Puchheim mbH WEP übergehen. Deren Eigenkapital wurde unlängst auf über neun Millionen aufgestockt. Damit lässt sich ein erforderlicher Kredit aufnehmen.

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: