Sakrale Musik:Der Klang der Orgel kehrt zurück

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Vor der Osternacht verstummen die Instrumente in den Kirchen, bevor sie mit festlichen Tönen wieder einsteigen

Von Florian J. Haamann, Eichenau

Nicht nur für die Pfarrer sind die Ostertage eine ruhelose Zeit. Denn auch die Kirchenmusiker, die die zahlreichen Gottesdienste begleiten, bekommen in diesen Tagen kaum eine Verschnaufpause. "Für mich ist die Osterwoche wegen ihrer Dramaturgie der Höhepunkt des liturgischen Jahres, noch wichtiger als Weihnachten", sagt Christian Brembeck, der Eichenauer Kirchenmusiker. Während an Weihnachten die Freude und der Jubel im Mittelpunkt stehen, gibt es an Ostern, beginnend mit dem feierlichen Einzug am Palmsonntag über die Trauer am Karfreitag bis zur Freude über die Auferstehung viel mehr verschiedene Stimmungen, emotionale Höhe- und Tiefpunkte.

Und diese wollen natürlich musikalisch zum Ausdruck gebracht werden. Auch dabei warten auf die katholische Kirchenmusik mehrere Herausforderungen. Denn bis zum Gloria am Gründonnerstag geht es festlich zu. Danach verstummen die Glocken und Instrumente in der Kirche, es folgt die Zeit der Trauer. Nach dem Abendmahl werden auch aus dem Altarraum alle liturgischen Gegenständen geräumt. Bis dann in der Osternacht die Auferstehung mit dem Erklingen der Glocken und der Rückkehr der Instrumente gefeiert wird, muss der Kirchenmusiker die Gottesdienste ohne Instrumentalmusik begleiten.

Brembeck greift dafür auf Taizé-Gesänge zurück, die A-cappella gesungen werden. "Für mich sind das ganz tolle Gesänge, weil sie die Sänger und Zuhörer in eine ganz besondere, ruhe und traumhafte Stimmung versetzen." Auch Ausschnitte aus der Passionsgeschichte werden am Karfreitag im Gottesdienst nur gesungen. Ganz ohne Instrumente muss zumindest Brembeck in diesen Tagen allerdings nicht auskommen. Denn in den evangelischen Kirchen verstummen die Instrumente nicht und so veranstaltet Brembeck traditionell ein festliches Karfreitagskonzert in der Eichenauer Friedenskirche.

Mit der Osternacht kommt dann die Freude auch musikalisch zurück in die katholischen Kirche. "Das ist ein ganz wunderbarer und auch aufwendiger Gottesdienst", sagt Brembeck. Im liturgischen Teil der Feier werden die vier biblischen Lesungen mit gesungenen Kehrversen begleitet. "Das sind unglaublich schöne alte Melodien, die da erklingen. Die liebe ich sehr, weil ich so ein Werk als Jugendlicher mal für Jugend musiziert einstudiert habe", erzählt Brembeck.

Nach dem ersten Gottesdienst am Sonntagmorgen, der Osternachtsfeier, die bereits um fünf Uhr beginnt, hat Brembeck eine Stunde Zeit, seine Empore umzubauen, um dann um neun Uhr noch schnell eine kurze Generalprobe für die Eucharistiefeier um 10.15 Uhr zu machen. Denn dort steht ein ganz großes Werk im Mittelpunkt: Mozarts Messe in B-Dur KV 275. "Ich kann schon verstehen, dass dieses Werk dem Erzbischof damals nicht gefallen hat, es ist schon sehr frech und weltlich für einen solchen Anlass", sagt Brembeck. Nach dem Gottesdienst, der den Endpunkt der Feierlichkeiten darstellt, kann es der Kirchenmusiker dann ab Mittag etwas ruhiger angehen lassen.

Grundsätzlich gebe es nur eine begrenzte Auswahl an Werken, die man in den jeweiligen Gottesdiensten spielen kann. "Es ist durch die Liturgie genau vorgegeben, was gemacht wird. Meine Aufgabe ist es quasi, das Geschehen mit der Musik zu unterstreichen und abzurunden", sagt Brembeck. Es gebe viele Werke aus "alten Zeiten" etwa William Byrds "Seven Tears" mit Gambenbegleitung, die inhaltlich hervorragend passen, aber wegen der stummen instrumentenfreien Zeit nicht gespielt werden können. Eingeschränkt fühlt sich Brembeck durch diese Vorgaben dennoch nicht. Denn auch die einsetzbaren Werke geben soviel her, dass er stets ein interessantes Programm anbieten kann.

© SZ vom 15.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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