"Rettet die Bienen":Appell zur Eigeninitiative für die Artenvielfalt

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Georg Huber weist auf die Verantwortung der Gesellschaft hin. (Foto: Günther Reger)

Kreisbauernobmann und CSU-Politiker lehnen das Volksbegehren ab. Die Gegner sehen nicht nur Landwirte in der Pflicht

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Das Volksbegehren "Rettet die Bienen" zum Erhalt der Artenvielfalt in Bayern hat sehr viele Befürworter, aber auch Kritiker und Gegner. Einer, der nicht unterschreiben will, ist Georg Huber, Kreisbauernobmann. Huber führt einen Ackerbaubetrieb mit Pensionspferdehaltung in Puchheim und stellt gerade auf ökologische Landwirtschaft um.

Das Volksbegehren greift ihm zu kurz. "Mir ist das zu einfach. Der Schuldige ist ausgemacht, es wird voll auf die Bauern geschoben." Dabei habe jeder Einzelne ein Verantwortung, etwa als Verbraucher beim Einkaufen. Die Menschen müssten regionaler und saisonaler einkaufen, dazu mehr auf Qualität als auf Quantität achten. "Wenn man 30 Prozent Bio-Landwirtschaft haben will, muss man auch 30 Prozent Bio-Lebensmittel einkaufen."

Nur ins Rathaus gehen und unterschreiben reiche nicht. "Die Menschen müssen sich ändern und ihr persönliches Verhalten anpassen." Der große Wohlstand sei das Problem. Es müsse nicht das große Auto und dreimal pro Jahr ein Urlaub sein. "Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass die Landwirte alle toll sind. Ich will auch nicht die Verantwortung von den Landwirten wegdrücken, sondern darauf hinweisen, dass andere auch eine haben." Huber ärgert sich, dass nun außer Acht gelassen werde, was schon passiert sei, etwa dass viele Landwirte Blühwiesen und Blühstreifen angelegt haben. Und es werde häufig so getan, als stehe die Landwirtschaft außerhalb der Gesellschaft.

"Aber die Landwirtschaft ist der Spiegel der Gesellschaft", sagt er. Er weist darauf hin, dass die deutschen Landwirte "mit den schärfsten Umweltauflagen weltweit" dem globalen Markt unterworfen seien. Sein Fazit: "Nur fürs Volksbegehren stimmen und nichts am Leben ändern, das ist zu einfach."

Dem Anliegen des Volksbegehrens steht Benjamin Miskowitsch, Landtagsabgeordneter der CSU, durchaus positiv gegenüber. "Jeder will gerne Bienen retten", sagt er. Aber er findet auch: "Wir brauchen nicht immer noch mehr Gesetze." Vielmehr könne auch jeder selbst etwas tun, etwa "dass man sich nicht einen Steingarten anlegt". Die öffentliche Diskussion sei wichtig, und eine bessere Wissensbildung. "Ich würde mir wünschen, dass jeder mehr macht und einen kleinen Beitrag leistet." Er sehe auch die Landwirtschaft in der Pflicht. "Aber es geht mir gegen den Strich, dass man der Landwirtschaft den schwarzen Peter zuschiebt."

"Das jetzige Begehren scheint mir zu restriktiv die Bauern zu benachteiligen", sagt Thomas Karmasin, Kreisvorsitzender CSU und Landrat. Er hofft auf einen Gegenentwurf der Staatsregierung, den Ministerpräsident Markus Söder schon angekündigt hat. Er soll "Bienen und Bauern retten". Grundsätzlich teile er aber das Anliegen des Volksbegehrens, versichert Karmasin: "Artenschutz ist extrem wichtig, gerade bei den Bienen." Die Initiatoren des Volksbegehrens sehen tatsächlich in der intensiven Landwirtschaft die wichtigsten Ursachen für den starken Rückgang in Pflanzen- und Tierwelt, vor allem in der immer häufigeren und immer früheren Mahd von Wiesen, im Einsatz von Pestiziden und Herbiziden und in der Entfernung von Lebensräumen wie Hecken und kleinen Feuchtgebieten. Die geforderten Änderungen könnten kleineren Landwirten eher helfen. Und es sei langfristig sehr wichtig, die wichtigen Bestäuber zu erhalten.

Im Gegensatz zu Kreisbauernobmann Huber und vielen seiner Parteifreunde will der Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) am Donnerstag öffentlichwirksam seine Unterschrift unter das Volksbegehren setzen. "Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust", bekennt Raff. Denn er traue der Staatsregierung einen vernünftigen Gesetzentwurf zu und sehe auch, dass jeder seinen Teil beitragen müsse, so wie auch die Stadt eine Blühfläche an der Schöngeisinger Straße eingesät habe. Raff sagt auch: "Aber es ist nicht schädlich, auf diesem Weg zu zeigen, dass man dahinter steht. Es ist ja klar, dass wir die Natur brauchen."

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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