Puchheimer Vereinsheim:Die nächste Kostenexplosion

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Auch Kommunalpolitiker sind vor Übrerraschungen nicht gefeit

Kommentar von Peter Bierl

Es gibt in Puchheim kein größeres städtisches Bauprojekt, bei dem die Kosten nicht enorm steigen. Aktuell passiert das beim Umbau des bescheidenen SV-Vereinsheims. Die Kommunalpolitiker sind nur begrenzt schuld, insofern, als sie nicht vor Überraschungen gefeit sind. Bei der Mittelschule am Gerner Platz war es der Pfusch von Handwerkern, der Jahrzehnte zurücklag, sowie eine asbestverseuchte Fassade, also allenfalls die Sünden der Vorgänger. Beim neuen Kinderhaus im Wohnpark Roggenstein kam unerwartet zutage, dass die frühere Puchheimer Müllhalde sich so weit nach Norden erstreckte.

Sehr wohl in der eigenen Verantwortung liegt, dass manches Projekt jahrelang aufgeschoben wurde und man sich stattdessen der Sparsamkeit und schlanken Verwaltung rühmte. Der frühere Bürgermeister pflegte gerne das Image des sparsamen Schotten. Außerdem ist es für Kommunalpolitiker samt Verwaltung und einem Heer von Gutachtern schwer, eins und eins zu addieren: Wer im Großraum München Baugebiete ausweist, sollte damit rechnen, dass die Einwohnerzahl steigt und ganz schnell Kindergärten, Schulen, Sportstätten und Straßen gebaut werden müssen.

Die Bauunternehmen nutzen die enorme Nachfrage, um Extragewinne mitzunehmen, die entgegen ideologischem Gedöns wie "Leistung muss sich lohnen" überhaupt nichts mit Leistung zu tun haben. Selbst diejenigen, die tatsächlich mehr leisten, die Bauarbeiter, bekommen nicht automatisch mehr Lohn. Aber so funktioniert nun einmal die Marktwirtschaft. Die Honorare von Architekten und Planern wiederum orientieren sich am Gesamtpreis, steigen also im Boom. Die entsprechende Gebührenordnung hat nichts mit Leistung oder Marktwirtschaft zu tun, sondern gehört zu den ständischen Relikten im Digitalzeitalter.

Inzwischen musste die Stadt Puchheim ihre Bauverwaltung aufstocken, als nächste dicke Brocken kommen das Schwimmbad und das Altenheim. Die reichste Kommune des Landkreises wird bald an finanzielle Grenzen stoßen. Ob sich die Stadt drei große Neubauten leisten kann, um das Zentrum aufzupeppen, steht in den Sternen.

© SZ vom 31.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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