Puchheim:Zuversicht in der neuen Heimat

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In Frieden feiern können die syrischen Familien, die aus dem Kriegsgebiet flüchten konnten und in Puchheim eine neue Bleibe gefunden haben. (Foto: Günther Reger)

Der Asylhelferkreis in Puchheim-Ort feiert sein Sommerfest, zu dem die syrischen Familien beitragen. Der Wille zur Integration wird spürbar, auch wenn es noch mit der deutschen Sprache hapert und die Jobs unsicher sind

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

"Du musst jetzt sagen: Das Büffet ist eröffnet", bittet Andreas Hardt, Koordinator des Asylhelferkreises Puchheim-Ort, die junge Syrerin Chaula die Besucher des Sommerfestes des Asylhelferkreises zum Essen einzuladen. Die Büffettische vor dem Haus an der Alten Bergstraße stehen voll beladen mit Essen, das die Flüchtlinge zubereitet haben. Chaula, die sehr passabel Deutsch spricht, traut sich nicht so richtig laut zu sprechen. Dann ruft jemand auf Arabisch mehrmals "yalla" und die Menschen kommen zum Büffet. "Yalla" bedeutet so viel wie "auf, auf - kommt schnell"!

Die syrischen Familien, die im Haus wohnen, haben große Tabletts mit Reis und Huhn vorbereitet. Daneben steht viel Gebackenes mit genauso vielen Füllungen. Ebenso Weinblätter, gefüllt mit Reis und Hackfleisch. Jeder nimmt sich einen Teller, und Kinder und Erwachsene sitzen im Sonnenschein an großen Biertischen vor dem Haus. Neben den Helferkreisaktivisten sind auch einige Bewohner aus Puchheim-Ort gekommen.

30 syrische Flüchtlinge leben in der Flüchtlingsunterkunft, die das Landratsamt angemietet hat. Viel Komfort bietet das Haus nicht. Es macht einen baufälligen Eindruck und ist sehr spartanisch eingerichtet. Bewohner schlafen auch auf Matratzen, die auf dem Steinboden liegen. Die fünf Flüchtlingsfamilien, darunter eine Großfamilie mit 13 Personen, müssen große Enge ertragen, manche leben zu acht in einem Zimmer. Eine Dusche muss für alle reichen. Einen Telefonanschluss will der Vermieter nicht einrichten.

Die Flüchtlinge sind anerkannt und suchen alle eine Wohnung. Bisher erfolglos. "Das ist sehr schade, weil alle integriert sind", bedauert Barbara Ponn vom Asylhelferkreis. Sie richtet ihren Appell an die Puchheimer Vermieter, Wohnungen für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Die Grünen-Stadträtin ist eine der Initiatoren des Helferkreises gewesen und gibt den Schulkindern unter den Flüchtlingen einmal die Woche Nachhilfe. "Wir machen hier vor allem auch Beziehungsarbeit", betont Andreas Hardt. Beziehungen schaffen und Kontakte knüpfen zu den Puchheimern. Das klappt hier und da schon ganz gut. So waren die Syrer beim Feuerwehrfest dabei. Nach wie vor sind Deutschkenntnisse ein Problem, auch bei der Arbeitssuche. Besonders die Männer haben noch einigen Nachholbedarf.

Die anerkannten Flüchtlinge dürfen arbeiten und sind auch auf Arbeitssuche. Mohammed, 29, macht gerade ein fünftägiges Praktikum bei einer Baufirma. Klappt das, hat er eine befristete Anstellung für die nächsten sechs Monate in Aussicht. Omran, 20, beginnt ein Praktikum als Physiotherapeut. Chaula, 22, will gerne eine Ausbildung als Verkäuferin machen. Sie besucht die Berufsschule in Fürstenfeldbruck. Die selbstbewusste junge Frau möchte den Führerschein machen, ein Auto kaufen und deshalb bald "viel Geld verdienen", wie sie sagt. Sie lebt mit ihrem Mann in der Unterkunft und würde, wie alle anderen auch, gerne in eine Wohnung umziehen. "Ich würde gerne ein Kind bekommen", sagt Chaula. Auch Marwa, 28, sucht mit Mann und drei Kindern dringend eine Wohnung. Ein weiteres Kind ist unterwegs.

Die Flüchtlinge haben es nicht leicht fern der Heimat Syrien. Trotzdem strahlen sie Fröhlichkeit aus, auch weil die Familien weitgehend zusammen sind. Besonders die jüngeren Syrer, eint die Überzeugung, in Deutschland bleiben zu wollen. In Syrien sehen sie keine Perspektive mehr für sich. Solche freudigen Tage schaffen immer wieder zusätzliche Motivation sich weiterhin zu engagieren und sich nicht vom "Schubladendenken", so Hardt, von Seehofer, Söder & Co irritieren zu lassen.

© SZ vom 03.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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