Puchheim:Zeitlose Kunst

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Monochrome Gemälde, die sich mit dem fremdgelenkten Menschen beschäftigen, finden sich in der Ausstellung ebenso wie Irland-Darstellungen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Puchheimer Künstlergruppe stellt erstmals aus

Von Anna Landefeld-Haamann, Puchheim

Einmal im Monat, immer sonntags, trafen sie sich im Haus ihres Lehrers in Puchheim. Tranken Tee, hörten klassische Musik, redeten über Literatur. Danach musste Stille herrschen, denn dann begann der Malunterricht. Vor sechs Jahren ist ihr Lehrer, der renommierte DDR-Künstler Günter Firit, gestorben. Das sonntägliche Ritual aber ist geblieben. Noch immer treffen sich seine ehemaligen Schüler Eckhard Hollmann, Elisabeth Mach-Hour und Silla von Soden, um gemeinsam an ihren Bildern zu arbeiten. Inzwischen sind zu den Firit-Schüler noch Hans Jais und Giuseppe Tore hinzugestoßen. Unter dem Namen "Zeitlos" stellt die Künstlergruppe von Donnerstag, 14. April, an zum ersten Mal gemeinsam aus, im "Sprechzimmer" der Diakonie.

Zeitlos, das ist die ewige Wiederkehr des Gleichen und geht von einem zyklischen Verständnis von Zeit aus. Es ist aber auch der zentrale Gedanke der Philosophie Friedrich Nietzsches, die auch den Überbau der Ausstellung bildet. Jeder der fünf Künstler setzt sich mit einem Aspekt von Zeit und Wiederholung auseinander.

Da sind die überwiegend in schweren, dunklen, in grün-grau Tönen gehaltenen, expressionistischen Irland-Darstellungen von Elisabeth Mach-Hour. Sie befassen sich mit der Frage, welche Spuren der Mensch über die Jahrtausende hinweg in Landschaften hinterlassen hat. Diese Spuren sind in Mach-Hours Bildern immer Steine oder Steingruppen, kultische Stätten der irischen Bronzezeit. So auch in "Pilgrim's Passage". Sofort zieht es den Blick auf einen Haufen, der vielleicht mal ein keltischer Altar gewesen ist. Im Hintergrund schwebt milchig der Berg Croagh Patrick, eine christliche Wallfahrtsstätte. Nur angedeutet ist der Pilgerweg dorthin. Er verbindet Mythologie und Religion.

Weg von der konkreten Abbildung geht Silla von Soden. So ist bei "Urzeit I/II" nichts mehr Form, nichts mehr Ordnung. Farben laufen ineinander, darauf ist Sand krustig eingearbeitet. Alles ist nur die vage Idee eines Gefühls, währenddessen die Erde durch Meteore, Vulkanausbrüche oder Eiszeiten geformt worden ist.

Einen Kontrapunkt zu beiden Künstlerinnen setzt Hans Jais mit seinen Landschaftsbildern. Stark reduziert fängt er Stimmungen ein: Das Flimmern der schwülen Sommerluft oder die diffuse Reflexion des Lichts im Schnee. Das wirkt auf den ersten wie aquarelliertes Idyll, auf den zweiten erkennt man dann die streng-grafische Genauigkeit der Öl- und Acrylbilder.

In der Installation "Ewige Wiederkunft" von Eckard Hollmann und Giuseppe Tore im abgedunkelten Keller des "Sprechzimmers" kulminiert die Ausstellung nicht nur inhaltlich. Hollmanns farbige, im malerischen Stil gehaltene Jahreszeiten-Serie wird Tores monochrom-technische Vorstellung von einem fremdgelenkten Menschen gegenübergestellt. Auf eine Leinwand wird Till Firit, Schauspieler und Sohn von Günter Firit, projiziert, er interpretiert Gedichte von Rilke und Nietzsche. Dazu wechselt in Intervallen das Licht. Am Ende des 13-minütigen Zyklus' ist alles nur noch Sphäreund äonisches Verderben in reinster Form.

Ausstellung der Gruppe "Zeitlos" im "Sprechzimmer", Alois-Harbeck-Platz 3 in Puchheim. Vernissage am Donnerstag, 14. April, von 19 Uhr an, danach zu sehen bis 8. Mai. Geöffnet am Wochenende und an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr.

© SZ vom 14.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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