Puchheim:Zankapfel Mülltrennung

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Ausgelassene Stimmung: Ulrich Schuon (links) und Reinhold Koch im Gespräch mit Maria Götz, einer Bewohnerin der Planie. (Foto: Günther Reger)

Bewohner der Planie beschweren sich beim Brunch der UBP über Mieter mit Migrationshintergrund

Von Ariane Lindenbach, Puchheim

Mülltrennung ist typisch deutsch. Jedenfalls ist der nicht ordnungsgemäß entsorgte Abfall ein Thema, das in Puchheim, insbesondere in der Planie, die Gemüter erhitzt. Seit dort vor etwas mehr als fünf Jahren mit einem Schlag eine große Zahl von Familien mit Migrationshintergrund eingezogen ist, fühlen sich offenbar zunehmend viele Alteingesessene übervorteilt. Das Problem kam beim traditionellen Neujahrsbrunch der Unabhängigen Bürger Puchheim (UBP) am Sonntag im moderierten Gespräch einer "Altbürgerin" mit einem "Neubürger" zur Sprache: Da viele der damals Dazugekommenen ihren Sperrmüll einfach in der Tiefgarage abstellen, wird die Entsorgung auf die Hausgemeinschaft umgelegt. So kommt es, dass man bei etwa 90 Quadratmetern Wohnraum mehr als 400 Euro pro Jahr für Müllgebühren bezahlen muss.

Als Maria Götz, die seit 36 Jahren in der Planie in Puchheim lebt, diese Summe nennt, geht ein Raunen durch den voll besetzten Saal der Nachbarschaftshilfe in Puchheim. Reinhold Koch, Stadtrat, UBP-Fraktionssprecher und Moderator des Gesprächs, hatte soeben erklärt, dass er in einer Wohnsiedlung mit etwa 100 Euro Müllgebühren Jahr auskommt und "die Deutschen Weltmeister im Mülltrennen sind". Eingangs hatte er erläutert, dass die Neubürger damals "sogenannte Kontingentflüchtlinge waren" und nicht den inzwischen üblichen Weg durchlaufen hätten mit Ankunft in einer Erstaufnahmeeinrichtung und Flüchtlingspaten, die den Neuankömmlingen helfen, sich zu integrieren.

Wie Maria Götz ausführt, steigen in der Planie wegen dieses Verhaltens die Nebenkosten, und die Alteingesessenen sind zunehmend geneigt, ihren Sperrmüll ebenfalls in der Tiefgarage zu entsorgen. Es sei schon wahr, "dass wir mit Umweltbewusstsein und Mülltrennung wenig am Hut haben", bekennt Ahmed Mohamady. Er lebt seit 2001 in Bayern, kam 2011 in die Planie und hat ebenfalls einen Migrationshintergrund. Genau wie Götz, die zum Beispiel einmal im Monat mit Kindern aus der Planie deutsche Gerichte kocht, ist er sehr engagiert in der Flüchtlingshilfe.

"Es besteht zunehmend ein Unmut." Maria Götz zufolge ist die Stimmung unter den Alteingesessenen nicht gut. Um eine gerechtere Abrechnung hinzubekommen, überlege die Hausverwaltung, die Müllgebühren pro Kopf statt pro Quadratmeter zu berechnen. Aber bei einigen der fraglichen Neubürger habe sie nicht den Eindruck, dass die sich integrieren wollten. Die Hausordnung etwa, die es den Bewohnern untersagt, Wäsche am Fenster aufzuhängen oder den eigenen Schuhschrank ins gemeinschaftliche Treppenhaus zu stellen, "die wird nicht akzeptiert".

Mohamady, der gebürtige Ägypter, wird von Koch als "ganz unverzichtbar für unser Programm" gelobt, weil er als sozusagen erfolgreich Integrierter mit Kenntnissen in fünf Sprachen unter anderem als Übersetzer ganz wichtige Dienste auf dem Weg zur Integration leistet. Seine Haltung zu den von Maria Götz geschilderten Problemen in der Planie ist eindeutig: "Meiner Meinung nach kann man Wohnungen nur an Familien mit Migrationshintergrund geben, die beweisen, dass sie sich integrieren." Allerdings stößt dieser Vorschlag an seine Grenzen: Koch erläutert, die Stadt habe keine Einflussmöglichkeit auf die Vergabe der Wohnungen.

"Es sind auch reichlich Deutsche, die sich nicht an die Regeln halten", gibt Wolfgang Wuschig, Stadtrat und Referent für interkulturelles Zusammenleben, zu Bedenken. Er höre von manchem Bewohner aus der Planie, der sich in Sachen Sperrmüllentsorgung beschwere, dass auch Menschen ohne Migrationshintergrund, insbesondere Hartz-IV-Empfänger, unter den schwarzen Schafen seien.

Koch resümiert am Ende, dass ohne Flüchtlingshelfer, auch Götz und Mohamady, Integration schwer wäre. Und dass das seit 2014 existierende Quartiersbüro wichtige Arbeit leiste.

© SZ vom 22.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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