Puchheim:Wohnungen werden knapp

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Berater schlagen Puchheim vor, eine Baugesellschaft zu gründen

Von Karl-Wilhelm Götte, Puchheim

In Puchheim werden bis 2020 etwa 150 Wohnungen fehlen. Da die private Bautätigkeit im Wohnungsbau bis zu einer Größe von 100 Quadratmetern nicht ausreicht, sollte die Stadt mit einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft dies ausgleichen. Damit diese wirtschaftlich arbeiten kann, müsste sie ihren Bestand von 120 auf mindestens 250 städtische Wohnungen ausweiten. Das sind die Ergebnisse einer Studie, die ein Nürnberger Beratungsunternehmen im Stadtrat vorgestellt hat. Es müsse sich bei den 150 Wohnungen nicht nur um Neubauten handeln, sagte Berater Christian Griesmann. Diese städtischen Wohnungen sollten zu einem Quadratmeterpreis von zehn Euro vermietet werden, sonst gebe es ein Verlustgeschäft.

Für Geringverdiener subventioniere der Staat die Wohnungen, so die Miete bis zur Hälfte. Griesmann hat auch herausgearbeitet, dass Senioren und Familien mit Kindern in Puchheim um Wohnungs- oder besser Häusergrößen von 100 bis 130 Quadratmetern konkurrieren. Hier führte Griesmann das Beispiel Frankfurt mit seinem Umland an, das die Senioren mit einer Umzugsprämie in kleinere, allerdings barrierefreie Behausungen locken will. Den prämierten Umzug für Senioren für 5000 Euro hatte die Gewerkschaft IG Bau im Februar in die Diskussion gebracht. Stadtrat Reinhold Koch (UBP) widersprach Griesmann heftig: "Das hat schon Anfang der Achtzigerjahre in München unter Oberbürgermeister Kiesl nicht funktioniert."

Erzieherinnen und Beschäftigte im Pflegebereich wohnten häufig in Wohnungen zwischen 40 und 60 Quadratmetern, weil ihr Budget für eine größere nicht ausreicht. "Was ist mit Verkäuferinnen, die noch weniger verdienen?", fragte Petra Weber (SPD). Die Berater hatten sich jedoch auftragsgemäß auf wenige Berufsgruppen beschränkt und bei ihrer Wohnungsprognose vor allem statistische Daten auf der Grundlage des Zensus von 2011 ausgewertet. So habe es bei der Bevölkerungsentwicklung bis 2015 einen überdurchschnittlichen Anstieg bei Kindern und Jugendlichen (plus elf Prozent) und bei den 30- bis 39-Jährigen (plus 14 Prozent) gegeben. Laut der Berater haben sich besonders viele junge Familien angesiedelt.

Den höchsten Anstieg gab es jedoch bei den Älteren in der Spanne von 75 bis 100 Jahren mit 38 Prozent. Da die Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen mit 4000 Menschen in Puchheim die größte Gruppe ist, wird sich diese Tendenz fortsetzen. Die etwa 20 000 Einwohner Puchheims gliedern sich in 9611 Wohneinheiten auf. Hier gab es gegenüber 2011 eine Steigerung um etwa 450 Wohneinheiten. "Besonders intensiv gebaut worden ist im Bereich der Mehrfamilienhäuser mit Zwei- bis Dreizimmerwohnungen in der Spanne von 60 bis 80 Quadratmetern", lautete die Feststellung Griesmanns. Genauso im Bereich der Reihenhäuser ab 130 Quadratmetern, die private Bauträger vorzugsweise errichten, weil hier die Gewinnmarge höher sei.

Eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft sollte sich jedoch nicht im Segment über 100 Quadratmeter engagieren, empfahl der Berater. Griesmann hatte 50 städtische Wohnungsbaugesellschaften in Deutschland untersucht und fand nur eine, die Reihenhäuser baue. "Wenn private Bauträger Wohnungen zwischen 40 und 80 Quadratmeter zu wenig bauen, macht es Sinn in eine Wohnungsbaugesellschaft hineinzugehen", zog Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) ein Fazit. Manfred Sengl von den Grünen fragte, wie groß die Investitionen sein müssten. Für 150 Wohnungen mit insgesamt 12 000 Quadratmeter Wohnraum komme man auf eine Summe von mehr als 30 Millionen Euro, sagte Seidl.

© SZ vom 20.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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