Puchheim:Wie zu Uromas Zeiten

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Anja Arnold stellt Haushaltsmittel selbst her

Von Johanna Kleinert, Puchheim

Einen Schritt zurückgehen, in die für sie richtige Richtung, das fordert Anja Arnold, Stadtratskandidatin der Puchheimer Grünen, bei ihrem Vortrag zum Thema "Klimaschutz zuhause - wie Nachhaltigkeit in den eigenen vier Wänden beginnt". Die 26-Jährige interessiert sich seit geraumer Zeit für grüne Themen, zeigt wie man mit Urgroßmutters Mitteln von Apfelessig bis Zitronensäure klar Schiff macht im Haushalt - und dabei auch noch Müll vermeidet.

Deutschlandweit werden 412 Millionen Tonnen Müll umgeschlagen. Ordentlich zu Buche schlage dabei natürlich das Bauwesen, wie Arnold formuliert. "Pro Person fallen in Deutschland jedes Jahr etwa 455 Kilogramm an Haushalts- und Sperrmüll an", erklärt die 26-jährige Baumanagement-Masterandin, die sich auf ökologisches Bauen spezialisiert hat. Diese Mengen an Abfall müssten reduziert werden, fordert Arnold. Und begonnen werden damit könne schon im häuslichen Bereich.

Seit etwa drei Jahren stellt Arnold zahlreiche Pasten und Tinkturen selbst her, für Haare, Haut und Haushalt. Sie betont: "Bevor man beginnt zu mixen und zu rühren, zu mischen und zu mengen, sollten die alten Vorräte unbedingt verbraucht werden." Dann erst könnten Arnolds Allzweckwunderwaffen zum Einsatz kommen: Apfelessig, Natron und Zitronensäure. Natron bestellt sie gleich im fünf Kilogramm Vorratseimer, ihr Bedarf ist groß. Schon 2000 vor Christus hätten die alten Ägypter das Salz zum Mumifizieren ihrer Ahnen verwendet, erklärt die Stadtratskandidatin, ihr Onkel genoss einen Löffel des Salzes, aufgelöst in Wasser, nach einer durchzechten Nacht.

Ihre Haare wäscht Arnold schon lange nicht mehr mit herkömmlichem Shampoo. Stattdessen mischt sie zwei Teelöffel Natron mit warmen Wasser, verrührt das Ganze zu einer Paste, die sie anschließend auf die Kopfhaut aufträgt, leicht einmassieren und kurz einwirken lässt. Auch auf die Haarspülung kann sie mittlerweile getrost verzichten. Ihr Gemisch aus drei Teelöffeln Essig und einem Liter kalten Wasser lässt die Haare glänzen. "Ich mache das mittlerweile seit eineinhalb Jahren und es klappt super. Bei gefärbten Haaren allerdings sollte man dieses Shampoo nicht verwenden, weil das Natron die Farbe aus den Haaren zieht", erklärt sie. In diesem Fall empfiehlt sie eine Mischung aus Kokosmilch und Flüssigseife.

Arnold präsentiert zahlreiche nachhaltige Tipps für jegliche Eventualitäten im Haushalt. Wenn der Geschirrspüler müffelt, schaffen Natron und Essigessenz Abhilfe. Wenn Oberflächen mal wieder gescheuert werden müssen, könne dies mit einer Paste aus Natron, Zitronensäure und Speisestärke geschehen. Einen Allzweckreiniger stellt man am besten mit Wasser, Kernseife und - richtig - Natron her. "Suchen Sie sich einfach ein oder zwei Tipps raus, probieren Sie das Ganze aus und wenn es Ihnen gefällt, machen Sie weiter", schlägt die Stadtratskandidatin vor.

Inwiefern die Eigenproduktion von Saubermachern sich auf die Klimaziele niederschlagen würde, fragt jemand aus dem Publikum. Doch Müll und CO₂, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Arnold empfiehlt den CO₂-Rechner im Internet, mit dem sich jeder Haushalt auf der Klimaskala einordnen kann. Klar sei jedoch: Je mehr Müll verbrannt werde, desto mehr CO₂ werde freigesetzt. Mehr Produkte, ein weiterer Herstellungszyklus, desto mehr CO₂.

Auch Manfred Sengl, Umweltreferent und Vorsitzender des Puchheimer Umweltbeirats, kann mit einem Beispiel aus dem Privaten aufwarten. Im Mai schenkten ihm seine Kinder eine Haarseife, und das funktioniere genauso gut wie das Waschen mit Shampoo. Mit dem Unterschied, dass die Seife noch immer nicht aufgebraucht sei. "Ich will mir gar nicht vorstellen, wie viele Flaschen an Shampoo ich seit Mai eigentlich verbraucht hätte", sagt der 58-Jährige.

© SZ vom 11.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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