Puchheim:Wacklige Talentförderung

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Streicherakademie sucht Sponsoren fürs kommende Jahr

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Trotz eines mehr als erfolgreichen Jahres - Höhepunkt war der Gewinn des Deutschen Orchesterwettbewerbes - blicken die Verantwortlichen des Puchheimer Jugendkammerorchesters und der neu gegründeten Streicherakademie zuversichtlich, aber auch mit einer gewissen Anspannung in die Zukunft. Denn die Finanzierung der Akademie für die nächsten Jahre ist ungewiss. Die Hauptsponsoren, der Landkreis und der C.H. Beck Verlag, haben erst einmal Geld für das erste Jahr zugesagt, das nun vorbei ist. Nur die Sparkasse und die Stadt Puchheim haben ein Engagement für drei Jahre zugesagt. Und so heißt es für die Verantwortlichen, nun wieder zu hoffen, Klinken zu putzen und mit guter Arbeit die Bedeutung der Akademie herauszustellen.

"Es ist schwierig, ein pädagogisches Konzept zu entwickeln, das auf mehrere Jahre angelegt ist, wenn man nicht weiß, ob und wie es weitergeht", sagt Simone Burger-Michielsen, die mit ihrem Mann Peter Michielsen die Akademie und das PJKO musikalisch leitet. Ziel der Streicherakademie des Puchheimer Jugendkammerorchesters ist es, begabte Nachwuchsmusiker speziell zu fördern und damit die Lücke zu schließen, die in Deutschland zwischen privatem Musikunterricht und Studium klafft. "Es ist ein wahrer Spagat, den wir da schaffen müssen. Wir wollen den Kindern die Möglichkeit geben, sich bestmöglich zu entwickeln, obwohl sie noch nicht wissen, ob sie später einmal Berufsmusiker werden", sagt Burger-Michielsen, "es ist eine Herausforderung, das richtige Maß zu finden und Grenzen zu ziehen. Aus pädagogischer Sicht muss man da sehr vorsichtig rangehen."

Deshalb bezeichnet Burger-Michielsen die zurzeit zehn Schüler der Akademie auch nicht als Hochbegabte, sondern als "Kinder mit überdurchschnittlicher Begabung, die hoch interessiert und motiviert sind". "Wir bilden keine Berufsmusiker aus, sondern versuchen die Akademisten soweit zu fördern, dass sie es werden können, wenn sie sich später dafür entscheiden. Aber bei einem Elfjährigen kann man das ja noch nicht sagen. Diese Frage stellt sich erst, wenn es Richtung Schulabschluss geht", so Michielsen.

Das Programm, das die Schüler in der Akademie erwartet, ist umfangreich. Neben der Vorbereitung auf "Jugend musiziert" bekommen sie dort solistischen Unterricht, lernen, wie man im Orchester und in Kammermusikensembles spielt. Außerdem erhalten sie alle zwei Wochen am Samstag Theorieunterricht an der Hochschule für Musik in München. "Es ist natürlich ein immenser Aufwand, das alles neben der Schule zu bewältigen. Ehrlichgesagt bewundere ich die Jugendlichen sehr dafür, dass sie das alles schaffen", sagt Burger-Michielsen. Deshalb werde in der Akademie auch über Fragen des Zeitmanagements gesprochen.

Ausreichend finanzielle Mittel braucht die Akademie auch deshalb, weil sie die Förderung allen Interessenten, unabhängig im Einkommen der Eltern ermöglichen will. "Wenn man genug Geld hat, dann kann man sich natürlich jegliche Förderung leisten", sagt Paul Bischof der organisatorische Leiter der Akademie. "Wir sind momentan in der Lage, dass sich auch bei uns die meisten Eltern den Unterricht leisten können, deswegen haben wir aktuell auch etwas finanziellen Spielraum." Weil das im nächsten Jahrgang aber schon wieder anders aussehen könnte, versucht er weitere Sponsorenverträge an Land zu ziehen. Zudem brauche man Geld, um das Angebot der Akademie zu erweitern, etwa um einen Basiskurs für junge Geiger. Ein weiteres Problem ist die Raumnot. "Wir würden gerne eigene Übungsräume mieten, aber davon sind wir finanziell weit entfernt. Momentan müssen unsere Lehrer den Unterricht teilweise sogar noch in ihren Privatwohnungen geben."

Die Mitglieder der Streicherakademie geben am Sonntag, 11. Dezember, von 17 Uhr an ein Konzert im Puchheimer Kulturzentrum. Das PJKO spielt am Samstag, 10. Dezember, von 19 Uhr an in Schloss Blutenburg in München.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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