Puchheim:Vorliebe für Bäume

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Im Puchheimer Kulturzentrum werden Werke des Künstlers Alois Harbeck gezeigt. Schnell wird klar, welches Motiv ihn seit Jahren am meisten beschäftigt. Geändert hat sich über die Zeit vor allem die Stimmung der Bilder

Von Katharina Knaut, Puchheim

Gekrümmte Bäume, blühende Bäume, tropische Bäume - die 27. Ausstellung des Künstlers Alois Harbeck, die am Donnerstag, 9. März, mit einer Vernissage eröffnet wird, erweckt im ersten Moment den Eindruck, das der Besucher inmitten einer Lichtung steht. Sie ist in der Galerie des Puc zu sehen und an allen drei Wänden, die den Raum umschließen, hängen Bäume. "Ich zeichne sie schon seit meiner Kindheit gerne", erklärt Harbeck. Eine besondere Liebe habe er dabei für verkrüppelte, ausdrucksstarke Bäume. Eine Vorliebe, die sich auch in seinen neuesten Werken, die in den letzten zwei Jahren entstanden sind, widerspiegelt.

In der ganzen Ausstellung finden sie sich wider, es ist sogar eine gesamte Wand den düsteren, verwachsenen und leicht verwunschen anmutenden Baumgebilden vorbehalten. Besonders ins Auge fällt dabei ein Bild, das nur die oberen Äste eines kahlen Baumes zeigt. Sie ragen in den düsteren Himmel und wenden sich zur rechten Seite des Bildes, als würden sie von einem starken Wind erfasst. Im Hintergrund scheint ein verdeckter Mond durch die Zweige. Ein Bild, das dem Betrachter ein beklemmendes Gefühl gibt, ihn gleichzeitig aber auch fasziniert. Ein ähnliches Gefühl löst Harbecks Werk "Verletzter Baum" aus. Das Gewächs hat einen knorrigen, dicken Stamm, der sich in vier kräftige Äste verzweigt. Sie stehen in makaberen Winkel ab und laufen in dünnere Zweige aus, die sich dem Boden zuneigen. Es ähnelt einer kranken, entstellten Weide, die alle ihre Blätter verloren hat.

Tatsächlich machten Bäume und dieser Zug ins Groteske einen wesentlichen Teil seiner Arbeit aus, so Harbeck. "Ich drücke mithilfe von Baumfiguren menschliche Gefühle aus." In den letzten Jahren seien seine Werke jedoch farbiger und positiver geworden. "Anscheinend wird man im Alter lebensbejahender und gelassener."

Tatsächlich finden sich gegenüber der grotesken Bäumen überwiegend farbenfrohe, fröhlichere Szenerien. Lösten die Bäume an der gegenüberliegenden Wand eher aufwühlende Stimmungen aus, wirken die Bilder hier eher beruhigend. Sie zeigen teilweise auch verwachsene Stämme, die Kronen sind jedoch mit dichtem, farbigem Laub versehen. Auf diese Weise wirken sie zwar immer noch ein wenig abstrakt und verwunschen, jedoch in keiner Weise mehr beklemmend. Eher wie eine etwas abstrakte Landschaftsmalerei. Unter diesen Bäumen findet sich auch Harbecks Lieblingsbild, ein Baum auf einem Hügel, der sich nach einer Seite hin dem Boden zuneigt. "Licht und Schatten sind gut verteilt. Außerdem ist es lebendig und farbenfroh." Die Ausstellung besteht jedoch nicht nur aus Baumgebilden. "Ich habe früher auch Landschaften, Portraits und Aktbilder gezeichnet. Das mache ich immer noch." So ist für die Ausstellung eine interessante Mischung entstanden, die repräsentativ für sein Gesamtwerk steht. Einige von Harbecks Werken sind, gemäß des Stils, den er derzeit bevorzugt, abstrakt gehalten.

Harbeck spielte in der Ausstellung jedoch nicht nur mit Motiven, sondern auch mit Techniken. Einige der grotesken Bäume sind auf handgeschöpfte Büttenpapiere gezeichnet, das eine sehr raue Oberfläche aufweist und so das Bizarre der Szenerie zusätzlich verstärkt. Überwiegend verwendete er Pastellkreiden, manche Bilder sind jedoch mit Tusche und Bleistift gezeichnet. Darunter findet sich auch ein Bild, in dem Harbeck Baummotiv und Aktbild miteinander vereint. Zu sehen ist eine nackte Frau, deren Arme sich gen Himmel strecken und nicht in Hände, sondern in verästelte Zweige übergehen. Auch steht sie nicht mit Füßen auf der Erde, sondern ist mit Wurzeln in ihr verankert. "Hexenbaum" hat Harbeck das Bild genannt. Es erinnert ein wenig an ein Portrait der Daphne aus der griechischen Mythologie, einer Nymphe, die sich, um der Nachstellung durch Apollo zu entgehen, in einen Baum verwandelte. Außer ihr gibt es nur noch ein anderes menschliches Bildnis. Das Portrait eines Mannes, in dunklen Farben gehalten, mit Ausnahme der Augen, die unter halb geschlossenen Liedern hervorleuchten. Das Bild hängt so, dass das Gesicht auf die Wand mit den grotesken Bäumen blickt. Es heißt: "Träumender Mann."

Die Vernissage findet am Donnerstag, 9. März, von 19 Uhr an im Puchheimer Kulturzentrum, Oskar-Maria-Graf-Straße 2, statt.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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