Puchheim:Von kristallin bis zart-verschmelzend

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Das Kammerkonzert mit den Gärtnerplatzmusikern im Puchheimer Kulturzentrum stellt in drei Werken drei Pianisten vor. Sie beweisen, wie wandlungsfähig ein Instrument sein kann

Von Klaus Mohr, Puchheim

Musizieren nacheinander drei verschiedene Geiger, so hat jeder sein eigenes Instrument, weshalb auch das Spiel jedes Mal unterschiedlich klingt. Bei drei Pianisten in einem Konzert sieht die Sache anders aus: Alle spielen auf dem gleichen Flügel, und der Hörer wundert sich, wie wandlungsfähig das Instrument auf jeden Musiker reagiert. Das Motto "Tastenspiele" beim Kammerkonzert mit genau einem Dutzend Musikern aus dem Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München vereinte im ausverkauften Puchheimer Kulturzentrum Puc drei eher unbekannte Werke aus Klassik und Romantik. Die Besetzung stieg vom Trio über ein Quartett bis zum Sextett an, wobei immer ein Klavierpart komponiert war.

Amédée Rasetti war ein Zeitgenosse Wolfgang Amadé Mozarts, doch die Instrumentenkombination Flöte, Fagott und Klavier im Trio F-Dur op. 13 Nr. 1 gibt es bei Mozart nicht. Von heiterem Charakter war der Kopfsatz Allegro molto geprägt, wobei die beiden Blasinstrumente die Zuständigkeit für die Melodiebögen übernahmen. Der Pianist Andreas Kowalewitz, der im Theater auch als Kapellmeister tätig ist, setzte bei ganz geöffnetem Flügel auf einen glasklaren Klavierton, der äußerst präzise, aber auch sehr direkt war. Der fast kristalline Klangeindruck des Bösendorfer-Flügels schien dabei an der Transparenz historischer Tasteninstrumente orientiert. In den dialogisierenden Phrasen zwischen den beiden Blasinstrumenten trat der Pianist nicht nur als kommentierender Moderator, sondern auch als klanglicher Gegenpol auf. Das Andantino lebte von der einleuchtenden Artikulation bei den Bläsern und erfuhr eine Belebung durch die luftige Ergänzung im Non-Legato-Anschlag bei der Klavierbegleitung. Im Zentrum des Satzes stand jedoch der Fagottist, der einer Diva gleich sich in einer veritablen Instrumental-Arie präsentierte. Das Final-Allegro atmete den Geist von Mozarts "Zauberflöte", so licht und spielfreudig kam er daher. Interessant waren manche harmonischen Wendungen sowie der effektvolle Stretta-Schluss.

Antonín Dvořák ist als Komponist wohlbekannt, doch erklingt sein erstes Quartett in D-Dur für Violine, Viola, Violoncello und Klavier op. 23 nur relativ selten im Konzertsaal. Monika Grünwald sah sich als Pianistin nicht nur einer anderen stilistischen Herausforderung ausgesetzt, sondern brachte auch einen anderen Anschlag ein. Ihr rund-perlendes Spiel bei halb geöffnetem Flügel schien stets auf klangliche Annäherung an die Klangfarben der Streicher bedacht. Die weich fließenden Linien im Allegro moderato gerieten sehnsuchtsvoll-sonor in den Streichern, waren dabei aber von viel Licht durchdrungen. Die reichen Arpeggien im Klavier wirkten dabei wie lockeres harmonisches Füllmaterial und gerieten nie zu laut. Sehr vielseitig überraschte der folgende Variationensatz das Publikum, denn hier waren nicht nur filigran aufgeteilte Motive zwischen den Instrumenten zu hören, sondern auch Passagen von fast barocker Strenge, die im Kontrast zu intensiv vibrierten Spannungsbögen standen.

Nach der Pause erklang das Sextett in c-Moll für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier op. 40 der französischen Komponistin Louise Farrenc. Hier brachte sich das Klavier bei ganz geöffnetem Flügel mit der Pianistin Kazue Weber-Tsuzuki wie ein klanglicher Emulgator in das symphonische Miteinander der Instrumente ein.

So eloquent-harmonisch diese Rolle oft schien, so grundlegend waren für die musikalische Architektur doch oft die fundierenden Stützpfeiler in der Tiefe und auch die Armierungen in der klanglichen Mitte. Auf dieser Basis konnten die Melodieinstrumente um die schönste Kantilene wetteifern, konnte sich aber auch das virtuos-brillante Spiel der Pianistin entfalten, ohne dass der technische Anspruch in den Vordergrund getreten wäre. Lang anhaltender und begeisterter Applaus zum Schluss.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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