Puchheim:Unterführung und Lift für den Bahnhof

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Puchheim fühlt sich beim barrierefreien Umbau übergangen und muss auf den Außenbahnsteig verzichten

Von Peter Bierl, Puchheim

Stinksauer auf die Bahn AG sind die Puchheimer Stadträte, weil der barrierefreie Umbau des Bahnhofs nicht vorankommt. Im vergangenen Jahr zeigte ein Gutachten neun verschiedene Varianten auf und der Stadtrat votierte einstimmig für einen neuen Außenbahnsteig auf der Nordseite. Die Bahn AG lehnte den Vorschlag ab und beharrte auf den Erhalt des Mittelbahnsteigs. Unter großem Murren beugte sich der Planungsausschuss am Dienstag diesem Diktat.

Unverschämt und respektlos verhalte sich das Unternehmen, rügten die Stadträte. Von einer "Verhöhnung des Gremiums" sprach CSU-Fraktionssprecher Thomas Hofschuster und warf der Bahn vor, Steuergeld zu verschwenden. "Ich habe kein Verständnis für die Arroganz und Wurstigkeit von Bahn und Innenministerium", erklärte sein SPD-Kollege Jean-Marie Leone. Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) kritisierte, man diskutiere "mit einer Macht, die sich versteckt und die Karten nicht auf den Tisch legt". Der Ärger rührt daher, dass Ministerium und Bahn AG selbst 2013 eine Machbarkeitsstudie vorgeschlagen hatten, aber nun einige Vorschläge daraus ablehnen. Die meisten Varianten sehen vor, am Mittelbahnsteigs einen Lift einzubauen, dazu eine neue zweite Unterführung in der Mitte oder im östlichen Bereich des Bahnhofes. Eine Variante beinhaltete einen neuen Außenbahnsteig auf der Nordseite, den die Bahn 2009 in einem Entwurf noch selbst geplant hatte. Die fälligen 890 000 Euro müssten sich Freistaat und Kommune teilen. Denn dieser Bahnsteig wäre ein Provisorium, das abgerissen werden müsste, sofern die Strecke irgendwann einmal wie versprochen ausgebaut wird. Behinderten- und Seniorenbeirat favorisieren ebenso wie der Stadtrat den "technikfreien" Außenbahnsteig, weil dieser über Rampen zugänglich wäre. Bei dieser Variante würde kein Aufzug benötigt, der auch mal ausfallen kann. Aber die Bahn AG lehnte den Außenbahnsteig ab, weil sie den Mittelbahnsteig mit einer Höhe von 76 Zentimetern als Nothalt für Regionalzüge und für Güterwaggons mit Überbreite behalten will. Nur eine Seite des Mittelbahnsteigs soll auf 96 Zentimeter für die S-Bahn angehoben und Lifte eingebaut werden. Viele warnen, ein solcher Bahnsteig mit zwei unterschiedlichen Höhen und einer Differenz von zwanzig Zentimetern werde zur Stolperfalle. Weil durch einen Aufzug in der bestehenden Unterführung die Treppe zum Bahnhof zu schmal würde, müsste zudem ein zweiter Tunnel mit Lift gebaut werden.

Trotz der Kritik an der Bahn AG lenkte das Gremium am Dienstag ein. Der UBP-Fraktionssprecher Reinhold Koch, der überbreite Güterwaggons als Anachronismus und Totschlagsargument verworfen hatte, mahnte die Runde zum Einlenken: "Wir müssen alle Kröten schlucken, wenn wir in absehbarer Zeit einen barrierefreien Zugang haben wollen." Auch der Bürgermeister warnte davor, dass die Puchheimer "für Jahrzehnte" nichts anderes bekommen würden. Widerstrebend votierte das Gremium mit Ausnahme von Michaela Schwarzmann (FW) für eine neue Unterführung, die im Norden und Süden über Rampen zugänglich ist, und von der aus man mit einem Lift zum Bahnsteig gelangt. Allerdings verlangte das Gremium die Abflachung der bestehenden Treppe. Die Höhendifferenz auf dem Bahnsteig soll so gering wie möglich bleiben. Wird die Strecke Pasing-Eichenau irgendwann einmal ausgebaut, dann soll die Bahn das Gleis für den Regional- und Güterverkehr anheben, so dass der Bahnsteig wieder eine Ebene bekommen kann.

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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