Puchheim:Ungewöhnlich, neu und immer kreativ

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Seit zehn Jahren gestalten die Musiker des Gärtnerplatztheaters in München die Kammermusikreihe in Puchheim. Dabei schaffen sie es stets, das Publikum mit unbekannten Werken und hoher künstlerischer Qualität zu überzeugen

Von Klaus Mohr, Puchheim

"Immer wieder montags!" - so könnte das Motto der Kammermusikreihe im Puchheimer Kulturzentrum lauten, die in der kommende Woche zehn Jahre alt wird. Die Entwicklung solcher klassischer Konzertreihen hatte im Landkreis immer damit zu tun, dass ein entsprechender Saal gebaut wurde, der einen angemessenen Rahmen für solche Veranstaltungen bot. Auf diese Weise entstanden zum Beispiel die Bürgerhauskonzertreihe in Emmering, die Eleven-Eleven-Matineen in Olching, die Gröbenzeller oder die Fürstenfelder Konzertreihe. In Puchheim war das Kulturzentrum Puc schon einige Jahre alt, als sich der Eindruck einstellte, dass im Angebot noch eine klassische Konzertreihe fehlte.

Möglicherweise hätte sich eine solche dort nie etablieren können, wenn nicht der Solofagottist des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München, Johannes Overbeck, in Puchheim wohnen würde. Er ergriff 2005 die Initiative, warb bei seinen Orchesterkollegen und der Stadt Puchheim um Unterstützung und holte auch den Kulturverein Puchheim ins Boot. Auf diese Weise konnte das erste Konzert der neuen Reihe im Januar 2006 stattfinden. Von Anfang an wurde das Angebot mit etwa sieben Konzerten pro Jahr sehr rege angenommen, durchschnittlich kommen etwa einhundert Zuhörer ins Puc.

Der Vorteil war, dass das Gärtnerplatztheater bereits eine Kammerkonzertreihe hatte, auf die man zurückgreifen konnte. Jeweils in zeitlicher Nähe zur Aufführung im Theater (oder derzeit aufgrund des Umbaus im Münchner Stadtmuseum) kommen die Musiker dieses Orchesters nach Puchheim und wiederholen das Programm, das dort in einer Sonntagsmatinee aufgeführt wurde. Dafür wurde von Anfang an ein Tag gewählt, an dem keine andere Konzertreihe im Landkreis stattfindet, nämlich der Montag. Die Reihe hatte aber auch immer an einen anderen Zuschnitt als die restlichen Reihen: Hier gastiert nicht ein Streichtrio oder ein Bläserquintett und bestreitet mit mehreren Werken für diese Besetzung den ganzen Abend. Vielmehr gibt es immer verschiedene Besetzungen, so wie es sich aus der Konzeption, die stets ein Motto hat, als notwendig erweist. Auf dem Programm stehen dann oft zehn verschiedene Namen von Musikern aus dem Orchester, obwohl die Besetzung für die einzelnen Werke beispielsweise nie größer ist als ein Quartett.

Dabei lässt sich zunächst befürchten, dass die Musiker nicht so gut aufeinander eingespielt sein könnten. Aber das Gegenteil ist der Fall: Da sie jeden Tag unter ganz unterschiedlichen Bedingungen im Theater miteinander musizieren, arbeiten sie höchst sensibel auch in den kleinen Besetzungen der Kammermusik zusammen. Oft wird auch ein Pianist gebraucht, und obwohl dieser zumeist nicht im Orchester spielt, ist nie eine Diskrepanz zu den Orchestermusikern festzustellen.

Es handelt sich im Puc somit um die kreativste Konzertreihe im Landkreis, bei der schon unzählig viele Werke in den ungewöhnlichsten Besetzungen aufgeführt wurden und die noch dazu oft völlig unbekannt sind. Selbst wenn diese den Musikfreunden neu sind, ist ihnen doch stets gemeinsam, dass es sich um qualitätvolle Kompositionen handelt, die mit großer Sorgfalt und Professionalität von den Musikern erarbeitet wurden. Stilistisch wird die ganze Breite vom Barock bis zum 20. Jahrhundert abgedeckt. Dem Publikum bleibt der Part des Entdeckers, und hier wurden schon viele Schätze gehoben.

Im "Jubiläumskonzert" am kommenden Montag, 25. Januar, geschieht von 20 Uhr an nun etwas, was eher untypisch für die Reihe ist: Wie schon vor zehn Jahren steht Franz Schuberts Oktett für Streichquintett, Klarinette, Horn und Fagott in F-Dur D 803 auf dem Programm im Béla-Bartók-Saal des Puc. Es handelt sich um ein Repertoirewerk und erklingt damit in Puchheim auch nicht zum ersten Mal. Die Zuhörer werden sich wohl auch daran freuen und der Reihe voraussichtlich in den nächsten Jahren treu bleiben, stets in der Hoffnung, Neues zu entdecken. Das hat sicher auch damit zu tun, dass Johannes Overbeck als Musiker und guter Geist der Reihe in jedem Konzert präsent ist.

Kammermusik zum zehnjährigen Bestehen der Reihe im Puc am Montag, 25. Januar, von 20 Uhr an mit den Musikern des Staatstheaters am Gärtnerplatz. Karten gibt es für 16,20 Euro.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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