Puchheim:Trauer um Erich Pürkner

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Erich Pürkner war von 1970 bis 1988 Bürgermeister in Puchheim. Danach begann eine neue Karriere als Rechtsanwalt. Erst 2020 hat er sich zur Ruhe gesetzt. (Foto: Günther Reger)

Von Gerhard Eisenkolb, Puchheim

Die Stadt Puchheim trauert um Erich Pürkner, der von 1970 bis 1988 Bürgermeister war. Am Mittwoch erlag er im Alter von 81 Jahren in einem Hospiz einer schweren Krankheit. Der Jurist trat als angeblich jüngster hauptamtlicher Bürgermeister Deutschlands in Alter von 30 Jahren ein schweres Erbe an. Er wollte verhindern, dass Pläne verwirklicht werden, nach denen die Einwohnerzahl der Gemeinde, die 1959 nur 3500 Köpfe zählte, auf 30 000 bis 50 000 angewachsen wäre. Das Großprojekt sollte die Münchner Wohnungsnot lösen.

Erich Pürkner war von stattlicher Figur und verfügte über die Autorität und Durchsetzungskraft, dem Gigantismus des Architekten Ernst Maria Lang Einhalt zu bieten, obwohl auf dem Papier schon alles gelaufen war. Für Nachfolgelasten, also für Straßen, Schulen und Kindergärten, vereinbarte Pürkners Vorgänger einen Betrag von 1250 Mark je neuer Wohnung. Das reichte nicht, weshalb sich die Gemeinde stark verschulden musste. Um dem Bauherrn weitere Zugeständnisse abzuringen, wurden Geschossbauten am Rand der Rechtswidrigkeit verzögert. Obwohl auch mit Schadenersatzforderungen zu rechnen war, gelang es, das Vorhaben abzuspecken. Um sein Ziel zu erreichen, war dem Bürgermeister jedes Mittel recht. Widerspruch duldete er kaum. So verwies er den selbstherrlichen Architekten in einer Gemeinderatssitzung des Saales und erteilte ihm ein Hausverbot.

Und er nutzte, dass es früher in der Politik hemdsärmelig zuging. Als sich Anwohner weigerten, zum Ausbau der Lochhauser Straße Grund abzutreten, lief er vor den Bauarbeitern her, um die Verhinderer daran zu erinnern, wie die Puchheimer über sie herfallen würden, wenn der Gehsteig vor ihren Anwesen Lücken aufweise. Das soll gewirkt haben. Im Handstreich holte er außerdem Gymnasium und Realschule nach Puchheim.

Klare Ziele, Zuverlässigkeit und Fleiß zeichneten ihn aus. Hinter einer harten Schale verbarg sich ein sensibler, verletzlicher Mann mit Empathie für die Mitmenschen. Er liebte Geselligkeit und war daher oft einer der Letzten, die sich bei Feiern auf den Heimweg machten. Dem Alphatier Pürkner fiel es schwer, 1988 nach einem an Härte beispiellosen Wahlkampf vom Alphatier Herbert Kränzlein (SPD) besiegt zu werden. Das war der Beginn einer neuen Karriere als Rechtsanwalt für Verwaltungs- und Baurecht. Bevor er sich 2020 zur Ruhe setzte, genoss er mit seiner Frau die Freiheit, oft monatelang auf seiner Motorjacht zu arbeiten und die Welt zu bereisen.

© SZ vom 04.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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